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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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die Eisbecher leer und tranken Wein, während im Hintergrund Carole Kings
Tapestry
-Album lief.
    »Diese Fotos sind hinreißend. Wenn ich das Bild vom Haus meiner Mutter sehe, kriege ich fast Heimweh. Aber erzähl mir mehr über diese Leute«, sagte Kiann’e und schob ihr die Fotos vom
Nirvana
hin.
    Catherine ließ sich lang und breit über die Frauen aus, wie unkonventionell sie auf sie gewirkt hatten und wie frei und unkompliziert ihr Leben schien. Sie erzählte von ihrem Bad im Becken der Göttin und gestand, dass sie in diesem Kreis ihren ersten Joint geraucht hatte.
    »Das ist nicht dein Ernst«, lachte Kiann’e. »Was wird Bradley dazu sagen?«
    »Er wird es nie erfahren. Und es wird auch nie wieder vorkommen«, sagte Catherine entschieden.
    »Oh, du hattest einen wilden Trip? Hast explodierende Sterne gesehen und bist ein bisschen durchgedreht?«, neckte Kiann’e sie. »Na, wenn schon, ein einziger Joint ist halb so schlimm.«
    »Ich erinnere mich an fast alles. Es war eine Art außerkörperliche Erfahrung. Sehr … anders. Aber ich möchte es nicht wiederholen. Und die Gelegenheit wird sich auch gar nicht bieten.«
    »Ja, Bradley wirkt nicht gerade wie ein Typ, der Gras raucht. Ich könnte wetten, er hat auch noch nie auf dem Rücksitz seines Wagens mit dir geschlafen«, kicherte Kiann’e.
    »Nein, hat er nicht. Er hatte gar kein Auto, bis wir hierhergezogen sind. Wir haben in Taxis miteinander geflirtet. Nicht, dass dort auf dem Rücksitz unkeusche Dinge passiert wären«, fügte Catherine hastig hinzu.
    »Erzählst du es mir jetzt oder nicht?«, fragte Kiann’e.
    »Was?«
    »Es gibt da etwas, was du mir nicht erzählt hast«, sagte Kiann’e. »Aber wenn du nicht willst, musst du nicht.«
    »Na hör mal. Ich hab dir erzählt, dass ich einen Joint geraucht habe und in der Hängematte im Haus von praktisch Fremden in Tiefschlaf gefallen bin. Ein Geheimnis, von dem Bradley niemals erfahren wird.« Sie sprang auf. »Kaffee?«
     
    Catherine wurde klar, dass sie vor einer großen Aufgabe stand, auch wenn sie nur kurze Artikel zu den Kauai-Bildern schreiben sollte. Jedenfalls brauchte sie viel mehr Informationen. Sie musste recherchieren. Und lernen. Als sie wieder einmal im Archiv des
Advertiser
saß, fragte sie die hilfsbereite Bibliothekarin nach berühmten hawaiianischen Süßspeisen.
    »Ich meine keine traditionellen Luau-Sachen. Mehr eine Haole-Kreation«, erklärte Catherine. »Um etwas zum Vormittagstee einer Frauengruppe mitzubringen, wo eine die andere auszustechen versucht. Wenn ich weiterhin jeden Monat mit Mrs.Hings Malasadas ankomme, ist das ein bisschen langweilig.«
    Die Bibliothekarin lachte. »Wir schauen mal die alten Ausgaben des
Honolulu Magazine
durch. Oder noch besser, ich frage meine Schwiegermutter. Sie ist eine phantastische Köchin. Ihre Haupia-Torte ist berühmt.«
     
    Fast alle Mitglieder des Frauenclubs hatten sich zu dem Vormittagstee eingefunden und saßen nun dicht gedrängt in dem kleinen Wohnzimmer und auf der Terrasse der Erdgeschosswohnung, die Melanie Lindsay mit ihrem Mann auf dem Stützpunkt bewohnte. Catherine, die kaum ein Wort sagte, fand, dass es hier wie in jeder anderen Wohnung der Anlage aussah. Wenn man im Dunkeln versehentlich ein fremdes Apartment betrat, konnte es leicht sein, dass man es überhaupt nicht bemerkte.
    Melanie und Julia spielten die Gastgeberinnen, während Mrs.Goodwin mitten im Raum geziert auf dem bequemsten Stuhl saß. Kein Härchen war verrutscht, dieser Betonfrisur könnte selbst ein Orkan nichts anhaben, dachte Catherine. Ihr Blick glitt weiter zu den ordentlich geschnittenen blassrosa Nägeln ihrer Hände, die Mrs.Goodwin im Schoß gefaltet hatte, und den überkreuzten Knöcheln der Frau, die wohlgefällig lächelte wie eine Schuldirektorin, weil sich die jungen Damen ihrer Abschlussklasse tadellos benahmen.
    Catherines pinkfarbene Guaven-Biskuittorte mit der Lilikoi-Glasur (wohl so etwas wie eine hawaiianische Passionsfrucht), ein Werk der Schwiegermutter der Bibliothekarin, kam großartig an.
    »Sie sind heute so still, Catherine«, bemerkte eine der Frauen. »Dabei haben Sie in der letzten Zeit doch oft den Ton angegeben. Wir haben Sie bei unserem letzten Treffen vermisst.«
    »Jawohl, Catherine. Geht es Ihnen nicht gut? Sie sehen ein bisschen erschöpft aus. Vielleicht haben Sie sich übernommen?«, meinte Mrs.Goodwin.
    »Ach, ich bin höchstens zu erholt. Ich habe ja gerade eine Woche Urlaub auf Kauai hinter mir«, gab Catherine

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