Der Duft der Mondblume
nachdenklich stimmte: »Genießen Sie es, denn so etwas können Sie nicht überall tun, vor allem nicht außerhalb der Vereinigten Staaten.«
Sie musste ernsthaft mit Bradley über all das reden, wenn er wieder nach Hause kam, obgleich sich die Umstände ja wohl kaum ändern ließen. Doch bis dahin wollte sie jede Sekunde ihres Aufenthalts auf Hawaii genießen – ihren Job, ihre Freunde, ihren Lebensstil.
Sie schrieb Bradley einen Brief mit allen Neuigkeiten, schilderte ihre Reise nach Kauai, den neuen Fotoauftrag bei der
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und sehr, sehr ausführlich ihr Engagement beim Frauenclub und was für den 4 . Juli alles geplant war.
Wenige Tage später erreichte sie ein weiterer Brief von Bradley – kurz und von spärlichem Nachrichtenwert. Er endete mit den Worten:
Nichts sonst vom Schiff zu berichten. Außer dass wir wohl damit rechnen müssen, länger als erwartet fort zu sein. Ich fürchte, liebste Catherine, dass ich mindestens noch ein paar weitere Wochen von Dir getrennt sein werde. Hoffentlich kommst Du gut ohne mich zurecht – es klingt ja ganz so, als wärst Du enorm beschäftigt! Bleib in engem Kontakt mit Mrs.Goodwin; wenn Du irgendetwas brauchst, ist sie die richtige Ansprechpartnerin. Ich liebe Dich, und Du fehlst mir. Bradley
Oje. Mit einem Seufzer faltete sie den Brief zusammen. Gott sei Dank hatte sie etwas, was sie ablenkte. Für ihren Auftrag hatte sie mehrere Tage eingeplant. So hatte sie wenigstens nicht das Gefühl, tagelang Däumchen drehen zu müssen.
Dann rief sie Kiann’e an und erzählte ihr, dass Bradley wahrscheinlich noch eine ganze Weile fort sein würde.
»Sitz nicht allein herum, Catherine. Komm heute Abend zum Essen zu Tante Lani. Und morgen früh gehen wir zusammen schwimmen.«
»Ich fühl mich gar nicht einsam. Was für ein Glück, dass ich euch alle kennenlernen durfte«, erwiderte Catherine.
Nach wochenlangen, schier endlosen Diskussionen und Treffen wegen der Feierlichkeiten zum 4 . Juli brach schließlich der große Tag an. Catherine trug ihr Scherflein bei, indem sie Fähnchen verteilte, rote, weiße und blaue Ballons an den Imbissbuden festband und dann ihren Fotostand aufbaute, der sich als Riesenerfolg entpuppte. Stundenlang fotografierte Catherine Soldaten- und Offiziersfamilien, die Bilder nach Hause schicken wollten. Du liebe Güte, dachte sie, es wird mich die ganze nächste Woche kosten, all die Bilder zu entwickeln und den richtigen Empfängern zuzustellen.
»Wir halten dir einen Platz frei, damit du das Spiel sehen kannst«, rief Julia ihr spät am Nachmittag zu. Obwohl Catherine nichts für Softball übrighatte, dankte sie ihr, hoffte aber, dass sie sich ohne großes Aufsehen davonschleichen konnte. Sie fand, dass sie mehr als genug zum Erfolg des Tages beigetragen hatte. Und so entschuldigte sie sich bei Mrs.Goodwin, dass sie abends nicht zur Cocktailparty kommen könne, denn sie müsse sofort damit anfangen, all die vielen Filme zu entwickeln, um damit zu Rande zu kommen. Mrs.Goodwin schien beeindruckt von ihrem selbstlosen Engagement.
Glücklich über ihr Entkommen fuhr sie hinunter zum Kailua Beach Park und traf sich dort mit Kiann’e, Tante Lani und Familie sowie Freunden zu einem Picknick, bei dem sie sich zusammen das Feuerwerk ansehen wollten. Es war ein wundervoller Abend. Die Familien lagerten in größeren Gruppen im Park, am Ufer und am Strand. Der Rauch aus den Hibachis trug zum dämmrigen Zwielicht bei, und während Fleisch und Gemüse über der Holzkohle brutzelten, spielten die kleinen Kinder aufgeregt Fangen, bis sie zum Essen gerufen wurden. Manch einer hatte seine Ukulele dabei und fing zu singen an. Ein wunderbares Gemeinschaftsgefühl entstand, und Catherine und Albert, die für das Wenden der Satay-Spieße auf dem Hibachi zuständig waren, plauderten und lachten, vor allem als er ihr beschrieb, wie er einmal einem weggelaufenen Schwein hinterhergejagt war.
»Das erinnert mich an die Grillabende auf Heatherbrae«, sagte Catherine.
Als die Marineinfanterie auf der winzigen Insel direkt vor der Küste das Feuerwerk zündete, hörte man aus der Menge entzückte Schreie. Catherine saß mit einem Plastikbecher Wein neben Kiann’e und sah den roten, grünen und silbernen Raketen nach, die am Himmel in einem Sternenregen explodierten. Der Sand zwischen den Zehen, der Geruch des Meeres, die weiche Brise erinnerten sie unvermittelt an PJ . Und während sie weiter fasziniert beobachtete, wie das Feuerwerk den Nachthimmel erhellte,
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