Der Duft der Mondblume
fiel ihr auch wieder ein, wie sich ihr Körper unter seinen Händen gefühlt hatte, und sie erbebte.
»Frierst du?«, fragte Kiann’e.
»Nein. Aber ich möchte ein paar Schritte gehen.« Entsetzt darüber, dass sie nach so vielen Wochen so unvermutet vom » PJ -Effekt« überwältigt wurde, musste Catherine sich Kiann’es sensibler Besorgnis entziehen.
Inzwischen war das Feuerwerk vorbei, und während manche Familien mit ihren kleinen Kindern nach Hause gingen, bereiteten sich andere offenbar auf eine lange Partynacht vor. Catherine holte tief Luft und kehrte um, damit sie Tante Lani und den Übrigen beim Zusammenpacken helfen konnte. Froh, mit dem eigenen Wagen gekommen zu sein, umarmte sie hastig alle zum Abschied und eilte zum Parkplatz.
»Hallo, Catherine! Alles Gute zum 4 . Juli.«
Catherine, die gerade den Picknickkorb auf dem Rücksitz verstaute, drehte sich überrascht um. Vor ihr stand Sadie, die genauso aussah, wie Catherine sich an sie erinnerte: das Ebenbild einer Zigeunerin.
»Gerade gekommen?«, fragte Sadie. »Du hast das Feuerwerk verpasst.«
»Nein, ich bin schon seit Stunden hier. Will gerade fahren. Was tust du hier?« Catherine sah sich um und schluckte. Halb erwartete sie, dass auch PJ auftauchen würde. Sadie umarmte sie.
»Ach, ich bin für eine Weile nach Oahu rübergekommen. Vielleicht bleibe ich, vielleicht ziehe ich weiter. Ich wohne mit ein paar Freunden am Nordstrand. Sie wollten herkommen, damit ihre Kinder das Feuerwerk sehen. Bist du allein hier?«
»Nein, unsere Gruppe packt gerade zusammen. Und du? Ist Summer auch hier? Und wie geht’s Ginger?«
»Allen geht’s bestens. Sie sind noch auf Kauai. Ginger ist beim Nestbau. Hat ein kleines Mädchen bekommen. Sie und Doobie haben sie Angel genannt. Aber mich hat wieder die Wanderlust gepackt. Wie dich ja auch.« Sie grinste. »Wie wär’s, wenn wir uns mal treffen?«
»Ja, gern. Hier ist meine Nummer.« Catherine war ziemlich durcheinander. Sadie gehörte zu einer Episode ihres Lebens, die sie überwunden glaubte. Aber der heutige Abend hatte ihr gezeigt, wie dicht unter der Oberfläche ihre Gefühle für PJ brodelten.
»Toll. Ich ruf dich an, wenn ich in die Stadt komme. Oder du besuchst uns am Sunset Beach? Ich wohne da in einem Haus, bis die Besitzer wiederkommen. Na ja, in einem Zimmer. Ist aber prima gelegen, direkt am Strand.«
»Nein, lieber nicht. Wir könnten uns doch in Waikiki treffen.«
Sadie rümpfte die Nase. »Ich hasse Touristenfallen. Aber das können wir ja noch besprechen. Ich ruf dich an.«
Catherine konnte nicht einschlafen. Erinnerungen an ihren Besuch im
Nirvana,
vor allem an ihr Abenteuer mit PJ , zogen in schneller Bilderfolge vor ihrem inneren Auge vorbei. Bradley hatte sich immer darüber mokiert, was für einen tiefen und gesunden Schlaf sie hatte – Kopf aufs Kissen, und sie war sieben Stunden lang weg. Doch jetzt spürte sie, wie die stabile, sichere Welt um sie herum in den Grundfesten erschüttert wurde. Es schien, als würde sie niemals wieder selig schlummern können.
Sadie und Catherine verabredeten sich in einem Café in der Kahala Mall, ein Platz, der überhaupt nicht zu Sadie zu passen schien. Als Catherine auf dem Teppichboden durch die angenehm beleuchtete Halle mit der Hintergrundmusik schlenderte, fiel ihr Blick auf einen Buchladen, und dann sah sie auch das Café und Sadie, die einen langen Rock trug und die Locken mit einem breiten Stirnband nach oben gebunden hatte.
»Hi, Sadie. Hoffe, ich hab dich nicht warten lassen?«
»Nein, nein. Ich musste ein paar Bücher abholen und Lebensmittel einkaufen. Tee? Kaffee?«
»Kaffee. Obwohl ich nur selten Kaffee getrunken habe, bevor ich hierherkam. Und, was treibst du so?«, fragte Catherine.
»Ich habe mich gerade entschlossen, nach Kalifornien zurückzukehren. Entweder nach Ojai oder Big Sur. Und dann fahre ich nach Indien. Oder auch zuerst nach Indien. Ich will mal nachsehen, was es mit dem Maharishi und seiner TM auf sich hat.«
» TM ? Was war das noch mal?«
»Transzendentale Meditation. Eine Entspannungstechnik, mit der man inneres Glück und Erfüllung findet«, erklärte Sadie. »Keine Drogen, kein Alkohol, keine Religion. Einfach nur sieben Schritte. Klingt gut, finde ich. Außerdem muss ich wieder losziehen.«
»Allein?«
»So fangen meine Reisen immer an. Unterwegs lerne ich dann Freunde kennen. Und was ist mit dir?«
»Ich reise erst mal nicht. Mein Mann ist auf See, ich bleibe an Land. Aber ich mag Hawaii. Und
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