Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
Strandburschen, während sie seine neuen Bretter testeten.
    Inzwischen war der Wellenjäger am Strand eine wohlbekannte Gestalt, und sein Name sagte selbst Surfern in anderen Erdteilen etwas. Seine Welt allerdings beschränkte sich auf den Strand von Waikiki, wo er jeden mit Namen kannte und umgekehrt. Doch während er die Große Depression abgewettert und sich in seine Surfwelt zurückgezogen hatte, gab es kein Entrinnen vor den dunklen Wolken der Weltgeschichte, die sich am Horizont zusammenballten: Sehr bald schon war sein Inselparadies ein Brennpunkt im Pazifikkrieg.

[home]
    13
    W enige Tage nachdem Bradley mit diesen Neuigkeiten heimgekommen war, reiste er wieder ab. Seiner Frau erklärte er, er müsse nach Washington, D.C., fliegen, um mit seinem neuen Chef zu sprechen. Auch wolle er sich darüber kundig machen, wo sie künftig wohnen würden und welche Vorbereitungen getroffen werden müssten. Der Umzug an sich sei gar kein Problem. Ihre hawaiianischen Möbel könnten sie einlagern und nur die persönlichen Dinge mitnehmen, und dann dürfe Catherine sich den Spaß gönnen, ihr neues Heim einzurichten.
    Auf ihren zaghaften Einwand, das sei eine teure Angelegenheit, erwiderte Bradley unbekümmert, man könne Häuser und Wohnungen auch möbliert mieten – einschließlich Bildern und Zimmerpflanzen. Catherine war entsetzt. So unpersönlich mochte sie nicht wohnen. Aber Bradley erklärte ihr, das sei eine sehr praktische Lösung, vor allem wenn er nur für kurze Zeit an einem Standort stationiert sei.
    Nach Bradleys Abreise fiel Catherine die Decke auf den Kopf. Sie ging auf und ab, zählte die Schritte vom Lanai bis zur Eingangstür und atmete tief durch. Aber nichts, nichts konnte den Schmerz darüber lindern, dass sie Hawaii verlassen sollte. Und nichts konnte etwas daran ändern, dass sie ihre Freunde – Kiann’e, Lester, Tante Lani und PJ  – zurücklassen musste.
    Warum hatte Bradley diese Entscheidung getroffen, ohne zuvor mit ihr zu sprechen? Hatte ihm jemand gesteckt, dass sie sich mit PJ traf? Aber nein, das war Unsinn. Bradley hatte sich entschieden und hielt es für selbstverständlich, dass sie sich fügte. Er war ein Diktator. Im tiefsten Inneren hatte sie das schon immer gewusst. Bradley bestimmte, wo es lang ging. Er hielt die Fäden in der Hand. Meist erklärte er ihr, was er vorhatte, fragte sie aber fast nie nach ihrer Meinung. Und wenn doch, war das lediglich eine höfliche Geste, nachdem er sich längst entschieden hatte.
    Sie hatte sich nie gegen seine Pläne gestellt. Er trug sie so vor, dass jeder Widerspruch kleinlich erschienen wäre. Oder unwissend. Oder dumm. Bisher hatte sie einfach eingewilligt, weil sie sich glücklich schätzen konnte, einen Mann zu haben, der alles in die Hand nahm und dafür sorgte, dass das gemeinsame Leben glatt verlief. Davon war sie überzeugt, man hatte es ihr eingeredet. Warum hätte sie sich darüber beklagen sollen? Aber je länger sie jetzt darüber nachdachte, umso deutlicher wurde das Gefühl, in ihrer Ehe mit Bradley allmählich zu ersticken.
    Am ersten Tag blieb sie allein. Zu Lester sagte sie, es ginge ihr nicht gut. Kiann’e hatte keine Zeit, schwimmen zu gehen. Am zweiten Morgen stand Catherine früh auf, fuhr zu Mrs.Hing und kaufte sich einen frisch gebackenen Malasada mit Vanillecremefüllung.
    »Sie sind heute zeitig auf. Meine erste Kundin, Sie bringen mir Glück. Ich lege einen für Ihren Mann dazu, er mag sie gern mit Guave – ein Geschenk des Hauses«, sagte Mrs.Hing.
    Catherine bedankte sich und ging an den Bootshafen, wo sie das warme donutartige Gebäck aß. Die Sonne war gerade aufgegangen, die sanft schaukelnden Boote spiegelten sich im glatten Wasser. Alles funkelte. Catherine verspeiste beide Malasadas. Als sie zum Auto zurückging, spürte sie die Wärme der Sonne und die sanfte Brise, die die Palmwedel leise rascheln ließ. Sie überlegte, wie die Brandung heute Morgen sein mochte.
    So fing sie gern den Tag an. Augenblicke des Friedens und der Stille, das Leben an einem schönen und interessanten Ort, wo sie Freunde hatte, wo es noch viel zu entdecken und zu lernen gab. Am Ende des Tages dann der großartige Sonnenuntergang, auf den eine weitere laue Tropennacht folgte. Wie konnte sie das hinter sich lassen?
    Washington, D.C., konnte da nicht mithalten, auch wenn Bradley sich noch so sehr bemühte, ihr die Stadt schmackhaft zu machen. Abgesehen von Heatherbrae konnte kein Ort sie so tief berühren wie die Inseln.

Weitere Kostenlose Bücher