Der Duft der Mondblume
kennenlernen.« Was Catherine in der Zwischenzeit gemacht hatte, schien ihn nicht allzu sehr zu interessieren. Er erkundigte sich weder nach ihrer Arbeit als Fotografin noch nach ihrem Surfunterricht. Während er erzählte, beobachtete Catherine die Wellen und die Menschen, die den Sonnenuntergang am Strand genossen. Ein, zwei Strandburschen winkten ihr zu, als sie mit ihren Boards vorbeikamen.
Doch als sie dann endlich das Wo Fats in Chinatown gefunden hatten, wirkte Bradley plötzlich gereizt.
»Wir kommen zu spät. Und gern lass ich den Wagen hier nicht auf der Straße stehen. Zu viele zwielichtige Gestalten in der Gegend. Eigentlich sehen wir es nicht gern, wenn sich unsere Soldaten hier rumtreiben. Viele Bars und Clubs sind für sie tabu, es gibt hier leicht Ärger.«
Seine Laune besserte sich auch nicht, als er sah, dass die Bensens noch zwei Männer dazugebeten hatten, alte Freunde von Jim aus seiner Heimatstadt. Sie hatten schon etliches getrunken. Es stellte sich heraus, dass dieses Restaurant ihr Vorschlag gewesen war.
»Wir waren in Asien und kennen uns mit dem Essen aus. Lasst uns bestellen, und wir teilen dann«, schlug einer der Männer vor und wedelte mit der langen Speisekarte.
Dieses eine Mal waren Bradley und Catherine sich einig in der Beurteilung des Abends. Die beiden Männer tranken Whiskey, während Jim und Bradley bei Bier blieben und die Frauen grünen Tee tranken. Hank und Milton, so hießen die beiden groben Kerle, schilderten lauthals ihre »Tour durch Vietnam« und machten eine Menge rassistischer Bemerkungen, die Catherine übel aufstießen. Selbst Jim wirkte peinlich berührt. Und so verlangte Bradley die Rechnung, als Hank und Milton noch wegen eines Nachtischs debattierten.
»Was haltet ihr davon, noch durch die Bars zu ziehen? Ich kenn ein paar gute hier«, schlug Hank vor.
»Nein, wir möchten lieber heim«, sagte Bradley, zückte die Brieftasche und warf einen großzügig bemessenen Betrag auf den Tisch, was Catherine zeigte, wie dringend er fortwollte. Normalerweise war er ziemlich pingelig, wenn es darum ging, eine Rechnung aufzuteilen.
»He, Jim, alter Kumpel, du lässt uns aber nicht hängen, was?«, meinte Milton.
Jim warf Julia einen Blick zu, die mit zusammengekniffenen Lippen dasaß. »Danke, Jungs, aber wir lassen euch jetzt allein. War ein toller Abend … wirklich mal was anderes auf dem Teller.«
»Du hast nicht gelebt, Kumpel, bevor du nicht die Freuden von Chinatown kennst«, grinste Milton.
»Euch beiden noch viel Spaß dabei. War nett, euch kennenzulernen«, brachte Bradley heraus und führte Catherine bereits auf die Straße, als Jim und Julia sich noch verabschiedeten.
Gerade schloss Bradley den Wagen auf, als sie laute Stimmen hörten. Ihre Tischgenossen Milton und Hank stritten sich mit zwei jungen Hawaiianern.
»Haut ab, ihr Idioten«, brüllte Hank.
Catherine sah, wie einer der Hawaiianer ihm einen Schlag versetzte, da ging Milton schon auf den anderen los. Im Nu entstand ein Handgemenge.
»Bradley, tu was!«, rief Catherine.
Doch da eilten Jim und Julia auf Bradley und Catherine zu. »Das kann böse enden. Wir sollten lieber verschwinden«, sagte Jim.
»Es sind deine Freunde. Kannst du sie nicht bremsen?«, fragte Catherine. Inzwischen war eine richtige Schlägerei im Gang.
»Die Jungs können auf sich selbst aufpassen«, erwiderte Jim. »Ich glaube, es ist wichtiger, dass wir die Damen aus der Gefahrenzone bringen, bevor die Kerle auch noch auf uns losgehen.«
»Jim, pass du auf Catherine und Julia auf. Ich geh zurück ins Lokal und ruf die Polizei. Bin gleich wieder da.«
Inzwischen waren etliche Leute aus einer Bar gekommen und feuerten die vier Männer an. Es sah ganz so aus, als würden sich gleich weitere Einheimische an der Schlägerei beteiligen.
»Er hat ein Messer!«, rief da jemand.
Bradley war wieder zurück. »Die Polizei ist schon verständigt. Kommt, schnell in meinen Wagen«, sagte er und ließ den Motor an. »Dein Auto holen wir morgen, Jim.«
»Aber wenn sie Messer haben, gibt es vielleicht Verletzte!«, schrie Catherine.
»Die beiden sind ausgezeichnete Kämpfer«, sagte Jim kurz angebunden. »Jedenfalls haben wir jetzt mal mit eigenen Augen gesehen, warum wir unsere jugendlichen Hitzköpfe von hier fernhalten müssen.«
»Unsäglich, dass diese Polynesier immer Ärger machen müssen«, meinte Bradley und bog in eine Seitenstraße, weil er der anwachsenden Menge ausweichen wollte.
»Das ist eine ziemliche
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