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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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dahinrauschen würde wie ein außer Kontrolle geratener Zug und nicht einmal er als der beste Schwimmer für die Sicherheit der Menschen garantieren könne.
    Doch man hörte nicht auf ihn. Den Film in den Kasten zu kriegen hatte höchste Priorität.
    Und eines Tages passierte es dann: Der gefährlich angeschwollene Fluss riss ein Boot mit zwei Stuntmen vom Ufer weg. Mit einem Sprung hechteten die Männer nach der Trosse und hingen dann verzweifelt über dem Fluss.
    Man rief den jungen Mann zu Hilfe, der mit einem Sicherungsseil um die Taille ins eiskalte Wasser sprang und sich an der Trosse bis zu den erschöpften Männern entlanghangelte. Doch die Strömung war zu stark und riss die Männer in die gefährlichen Stromschnellen.
    Ihr Tod ging ihm sehr nahe. Er gab sich die Schuld daran und war zugleich empört über die nachlässige Haltung der Filmgesellschaft in Sicherheitsfragen.
    Die Filmindustrie befand sich im Wandel. Der Tonfilm hielt Einzug, doch desillusioniert wollte der junge Mann nichts mehr mit alldem zu tun haben. Als er nach Hawaii zurückkehrte, stellte er fest, dass die Große Depression auch hier jeden in Mitleidenschaft zog. Die Arbeitslosigkeit stieg unaufhörlich an, auf den Zuckerrohr- und Ananasplantagen wurden immer mehr Arbeiter entlassen.
    Eine Weile ernährte er sich nur von Brot und Obst, während er die Tage mit Surfen verbrachte. Doch irgendwann sah er keinen anderen Ausweg, als seine Trophäensammlung zu verkaufen, um nicht zu verhungern. Er verbot sich, über den Verlust der Pokale und Medaillen zu trauern, es waren doch nur Symbole. Was er geleistet hatte, stand in den Geschichtsbüchern und hatte sich ihm ins Gedächtnis eingegraben. Eine kleine Münze allerdings behielt er – sie war der erste Preis, den er je errungen hatte.
    In seinen Dreißigern widmete er sich ganz der Konstruktion von Surfbrettern. Noch immer inspiriert von der Kunstfertigkeit der alten Hawaiianer hielt er sich dabei an die klassischen Formen, höhlte die Bretter aber aus, indem er das massive Holz entfernte, damit sie leichter wurden, und verkleidete die Löcher mit Furnier. In einem nächsten Schritt baute er ein Brett, das von vornherein Hohlstellen hatte, was es noch einmal leichter machte.
    Bei dem Brettpaddelwettbewerb auf dem Ala-Wai-Kanal brach er mehrere Jahre in Folge alle Rekorde. Allerdings wurden Vorwürfe laut, dass er sich einen unfairen Vorteil verschafft habe. Obwohl er nie einen Hehl aus der Bauweise seiner Boards gemacht hatte, nahm er daraufhin nicht mehr an Wettkämpfen teil und konzentrierte sich auf den Bau von Surfbrettern für jedermann. Er entwarf auch mehrere Boards für die besonderen Bedingungen an bestimmten Stränden, denn inzwischen kannte er jeden Surfstrand aus dem Effeff.
    Außerdem zeigte er anderen seine Arbeit, und auch Duke baute sich ein Board, das auf den alten Olo-Brettern basierte. Sehr bald waren das Paddelbrett und die Hohlboards an Stränden überall in der Welt zu sehen. Mit diesen Entwürfen verdiente er kein Geld; das bekam er nur für die paar Boards, die er auf Bestellung fertigte. Doch angesichts der Nachfrage errichtete er in Waikiki eine kleine Produktionsstätte.
    Als er das Schwert eines havarierten Bootes fand, beschloss er, mit einer solchen Finne an seinen Boards zu experimentieren. Außerdem versuchte er, mit einem Segel und später mit einem Motor ein ganz leichtes und möglichst kleines Wasserfahrzeug zu entwickeln. Die Finne erwies sich als großer Erfolg, doch am Segeln mit einem Brett zeigte niemand Interesse. Ebenso wenig wollten die Leute mit Hilfe eines Motors durch die Wellen rauschen.
    Oft hatte er nach dem Tod der beiden Stuntmen in Alaska über bessere Sicherheitsmaßnahmen beim Wassersport nachgedacht. Ihm fiel auf, was für ein wertvolles Rettungsmittel die hohlen Paddelbretter waren, denn damit konnte ein Mann vier bis fünf Menschen über Wasser halten, wenn sie in der Brandung, auf einem Fluss oder einem See in Schwierigkeiten gerieten. Außerdem entwarf er schwimmende Rettungsringe und andere Hilfsmittel und später spezielle Rettungsbretter, die an entlegenen Stränden für den Notfall bereitgelegt werden konnten.
    Daneben wuchs sein Interesse an der Fotografie. Er hielt seine Boards, seine Freunde, die Surferszene und sich selbst im Bild fest, hätte seine Boards aber zu gern auch in Aktion fotografiert. Daher entwarf er einen wasserdichten Behälter für seine Kamera, paddelte damit hinaus in die Brandung und fotografierte die

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