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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Winterdünung kannst du dich bewähren«, meinte Abel John. »Wir müssen jetzt weiter. Wikiwiki, man sieht sich.«
    PJ wies mit dem Kopf auf die Dschungelwildnis jenseits der Straße. »Komm doch vorbei, Catherine. Dann lernst du mal was anderes kennen.«
    Wenn er lächelte, leuchteten die Zähne in seinem gebräunten Gesicht umso heller. Seine blauen Augen blitzten fröhlich, aber seine Stimme klang ein wenig provozierend.
    »Ich überleg’s mir. Viel Spaß auf Molokai, Damien.«
    »Das ist mein Motto – hab Spaß. Bis bald.«
    Abel John lächelte Catherine an, als sie quer über die Insel zurückfuhren. »Sie kennen PJ gut?«
    »Nein. Er ist nicht leicht zu durchschauen. Ziemlich verschlossen. Was wissen Sie über ihn?«
    »Er ist ein echter Wellenjäger. Er lebt mit dem Meer, immer auf der Suche nach der nächsten Welle. Ich verstehe ihn, aber so wie er kann ich es nicht machen. Ich habe eine Familie, einen Job, Verpflichtungen, ich arbeite für mein Volk. Er will solche Verantwortung nicht übernehmen. Sie würde ihn einengen.«
    »Das hört sich an, als hätten Sie ein erfülltes Leben. Ich könnte mir nicht vorstellen, meine Zeit mit Surfen zu verbringen. Das würde mich langweilen.«
    »Oh, da täuschen Sie sich. Es ist nie langweilig. Jeder Tag ist ein Abenteuer. Fahren Sie ruhig mal zum
Nirvana.
Das könnte interessant für Sie sein.«
    »Zum
Nirvana?
«
    »Ein altes Haus, das viele Jahre leer stand. Jetzt wohnen dort Haole-Jugendliche vom Festland – Aussteiger, Wehrdienstverweigerer, Hippies, Flowerpower-Leute. Und Wellenreiter. Ernsthafte Wellenreiter.«
    »Nicht gerade meine Szene.«
    »Genau das hat PJ gemeint.« Abel John musterte sie von der Seite. »Sie haben etwas an sich, Catherine. Die Leute mögen Sie. Sie sind anders. Lassen Sie sich nichts entgehen.«
    Unausgesprochen lag die Anspielung in der Luft, dass sie nicht ewig auf Hawaii bleiben würde.
    »Eleanor hat angeboten, mir ihren Wagen auszuleihen. Vielleicht nehme ich sie beim Wort.«
    Beim Mittagessen bei Abel John zu Hause erlebte Catherine wieder einmal typisch hawaiianische Gastfreundschaft, sie fühlte sich von der Familie herzlich aufgenommen. Die kleinen Kinder, anfangs noch scheu, kletterten bald auf ihren Schoß, wollten Geschichten hören, lachten über ihren komischen Akzent und ließen sich knuddeln. Abel Johns hübsche und zierliche Frau Helena sah neben ihrem großen, kräftigen Mann winzig aus. Nach dem College hatte sie auf dem Festland gearbeitet, doch da sie an Heimweh litt, war sie nach Kauai zurückgekehrt, wo sie sich in Abel John verliebte.
    Es gab mit gerösteten Kokosflocken bestreuten gebackenen Fisch in Bananenblättern und frisches Poi, das angenehm süß schmeckte. Die gehackten, gedünsteten Taroblätter erinnerten Catherine an Spinat. Während das Essen zubereitet wurde, hatte Abel John Catherine den Teich gezeigt, an dem sie ihren Taro ernteten. Die großen herzförmigen Blätter ragten aus dem Wasser; aus den Wurzeln, die im Schlamm steckten, wurde das Poi zubereitet. Papaya- und Limettenbäume bogen sich unter ihren Früchten, und vor den Stufen, die in das stattliche Holzhaus führten, scharrten Hühner. Zum Essen ließen sie sich an einem langen Tisch auf der offenen Veranda nieder.
    Catherine konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Schwiegereltern oder die anderen Marinefrauen an diesem Mahl Freude gehabt hätten. Ob es an ihrer Erziehung lag, dass sie Menschen einfach so akzeptierte, wie sie waren? Jedenfalls fühlte sie sich hier wohl und machte eine Menge Fotos, vor allem von den Kindern und von Helena beim Kochen.
    »Wir führen ein einfaches Leben. Früher brauchte man nur einen Taroteich, Fisch aus dem Meer, vielleicht ein Schwein und ein paar Hühner«, sagte Abel John. »Die Leute nennen die Hawaiianer faul. Aber wir verstehen es, das Leben zu genießen, und wissen, worauf es ankommt: unsere Ohana, unsere schöne Insel, ab und zu eine gute Welle kriegen, das Essen mit unseren Freunden teilen.«
    Er legte sein Baby, einen kleinen Jungen, in die Hängematte, die quer über die Veranda gespannt war. »Das Leben verändert sich schnell auf den Inseln. Zu schnell. Einmal kommt die Zeit, wo das Maß voll ist. Die alten Kahunas sind besorgt. Also machen Sie Fotos, Catherine, bevor alles Vergangenheit ist.«
    Helena lächelte Catherine an. »Alles im Leben ändert sich. Wenn man es festhält und versucht, den gegenwärtigen Augenblick einzufrieren, dann friert man selbst ein. Ich sage immer zu Abel

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