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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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John, wir müssen diese Veränderungen akzeptieren und auf eine bessere Zukunft für unsere Keikis hoffen. Bewege dich mit dem Strom, bau keinen Damm.« Die Frau sprach leise und ruhig, und Catherine spürte, wie entschlossen und stark diese kleine Hawaiianerin war, die der bullige Abel John geheiratet hatte. Sie stellte sich ihn draußen in der Brandung vor, bevor sein Arbeitstag im Palm Grove begann. Währenddessen kümmerte sie sich um die Kinder, kochte und führte den Haushalt.
    Als sie ins Palm Grove zurückkehrten, bedankte sich Catherine für die Einladung. »Deine Familie ist wunderbar. Und Helena ist anscheinend eine umsichtige Hausfrau und sehr gelassen.«
    Er nickte lächelnd. »Ich habe Glück. Sie hat auf dem Festland gelebt und könnte jetzt mit einem reichen Haole-Jungen in einem großen Haus wohnen. Aber ihr Herz ist hier. Wenn einen die Inseln einmal gepackt haben, kehrt man immer wieder zurück.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Vielleicht hat es mit den Wurzeln zu tun, damit, wie man aufgewachsen ist.« Mehr sagte sie nicht, doch plötzlich musste sie an Heatherbrae und ihre Familie denken.

[home]
    9
    C atherine und Eleanor aßen gemütlich in Eleanors kleinem Bungalow im Palm Grove zu Abend. Eleanor kramte in Erinnerungen und erzählte von ihren Eltern, die nach den Wirren des Ersten Weltkriegs aus Belgien geflohen waren.
    »Meine Mutter war unglücklich, weil sie ihre Familie in Europa zurücklassen musste. Amerika war für sie eine fremde Welt, und in New York wurde sie nie wirklich heimisch. Deshalb sind wir in eine kleinere Stadt nördlich der Metropole gezogen, die ihr besser gefiel. Mein Vater, ein Geschäftsmann, glaubte wohl, er wäre in New York erfolgreicher gewesen. An Europa erinnere ich mich überhaupt nicht mehr. Ich bin als Amerikanerin aufgewachsen.«
    »Das wird bei unseren Kindern vermutlich genauso sein«, sagte Catherine wehmütig. »Obwohl ich sie, wenn es irgend geht, jedes Jahr zu mir nach Hause schicken werde.«
    »Leider konnte ich keine Kinder bekommen …« Eleanor verstummte. Dann setzte sie hinzu: »Ich hätte gerne eine große Familie gehabt, aber es sollte nicht sein.«
    »Das ist traurig.« Catherine schwieg einen Moment und nippte an ihrem Kaffee. »Eleanor, fühlen Sie sich immer noch als Amerikanerin?«
    Eleanor lachte. »Teils, teils. Inzwischen bin ich mehr Hawaiianerin. Hier ist mein Zuhause. In die Staaten reise ich inzwischen nur noch geschäftlich. Aber Australien würde ich wirklich gerne einmal besuchen.«
    »Dann machen wir das doch. Ich lade Sie nach Heatherbrae ein, damit Sie Mum und Dad kennenlernen. Es wird Ihnen gefallen. Zwar ist es anders als hier, aber auf eine gewisse Weise doch ähnlich.«
    »Gut, ich setze es auf die Liste der Dinge, die ich eines Tages tun werde«, versprach Eleanor.
    Am nächsten Morgen fuhr Catherine auf die andere Seite der Insel zu der Stelle, wo Abel John und sie PJ und Damien getroffen hatten. Der Strand war leer, kein einziger Surfer weit und breit. Und obwohl sich das Meer längst nicht so furchterregend gebärdete wie kürzlich, als sie die beiden draußen gesehen hatte, wäre sie um keinen Preis darin geschwommen.
    An einem Ende ging der Strand in eine Felsenlandschaft über, in der anderen Richtung zog sich ein schmaler Kiesstreifen zwischen Küste und Wasser entlang. Catherine schaute landeinwärts und suchte das Haus, von dem PJ gesprochen hatte. Doch auf den Hügeln, die steil hinter der Küste aufragten, sah sie nur üppigen Pflanzenwuchs. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie dann Bananenstauden, Kokospalmen, Frangipanibäume und einen Baum mit strahlend goldenen und roten Blüten.
    Catherine hängte sich die Kamera über die Schulter. Nachdem sie den Wagen verschlossen hatte, überquerte sie die Sandstraße, ging ein Stück und entdeckte einen schmalen Pfad etwa in Wagenbreite, der sich durch das dichte Grün wand. Kurz überlegte sie, zu Eleanors Wagen zurückzugehen, entschied sich aber, zuerst zu erkunden, wohin der Pfad führte. Binnen Minuten war sie außer Sichtweite von Meer und Küstenstraße und betrat einen tropischen Garten Eden.
    Sie hörte das Haus, noch bevor sie es sah – Klänge der melodischen Carpenters, die
Close to You
sangen. Wenige Schritte weiter blieb sie abrupt stehen, so faszinierend war das Bild, das sich ihr bot: Zwei hellblonde, sonnengebräunte kleine Kinder, ein Mädchen in rosafarbener Latzhose und ein Junge in einer gelben Badehose spielten in einem wild wuchernden Garten

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