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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Gesicht. »Ich habe meinen bald so weit. Letzte Nacht hat er mich geküsst.«
    »Nein!« Penelope stützte sich auf die Ellbogen, um die Gefährtin besser zu sehen. »Er hat dich geküsst?«
    »Willst du es sehen?« Carrie legte den Kopf triumphierend schief und ließ dann ohne Umschweife ihr Nachthemd über die Schulter gleiten. Rote Kratzspuren und ein dunkler Fleck prangten an ihrem Hals. »Das war nicht schwer – es war viel schwerer, ihn zu bremsen, als wir gegen die Tür fielen. Er weiß mit seinem Besteck umzugehen, aber er soll ja nicht alles auf einmal essen.«
    Penelope lachte auf. »Carrie, du bist wolllüstig. Der Teufel wird dich holen.« Sie strich weiter über ihren Bauch.
    Carrie gurrte. »Uhmmm … und du bist nur neidisch. Genau so was brauchst du, Penny. Du bist so hübsch anzusehen mit deinen langen Haaren und deinem kleinen Gesicht. Und du bist so jung! Männer träumen von so was, glaub mir. Aber sie werden uns nicht in die Arme laufen, wir müssen uns schon auf die Suche machen. Hab den Mut, aufzustehen. Nicht immer nur anderen zuschauen, Penny. Zuschauen ist langweilig.«
    Das Gespräch nahm eine beunruhigende Wendung an, weil Penelope an Liam denken musste. Das einzige Mal, wo sie aufgestanden und ihm in die Arme gelaufen war, hatte ihr Mut am Ende das Leben vieler Menschen gekostet. Liam war der Brandstifter gewesen, doch ohne ihre Hilfe hätte er das Feuer nicht legen können. Sie schob den Gedanken weit von sich und beschloss, lieber weiter anderen zuzuschauen.
    »Willst du nach England zurück, wenn deine Strafe abgedient ist?« Mit ihrer Frage versuchte sie Carrie abzulenken und stopfte sich das Kissen hinter den Kopf, um sie besser sehen zu können. Diese Frage ging ihr selbst oft im Kopf herum, wenn sie den beiden Stallknechten zuhörte, beides Männer aus dem grünen Anglia, die vor Heimweh vergingen und von nichts anderem träumten, als heimzukehren. Pete hatte Weib und Kinder zurückgelassen, der andere sorgte sich um seine alten Eltern. Jeder Brief wurde immer wieder hervorgekramt, glattgestrichen und gelesen, bis sie jede Zeile auswendig kannten. Penelope beneidete die beiden Männer um diesen kostbaren Schatz, zeugte er doch davon, dass irgendwo jemand an sie dachte. Das hätte sie wohl auch gerne gehabt. Jemanden, der an sie dachte. Ob der Schafhirte noch an sie dachte? Was er jetzt wohl trieb? Doch so wirklich, gestand sie sich ein, interessierte sie das nicht. Er würde auch nicht nach ihr fragen.
    »Was soll ich in England?«, holte Carrie sie aus ihren Gedanken.
    »Hast du keine Familie dort?«
    Carrie schüttelte den Kopf und legte sich bequemer hin. Im Haus war nächtliche Ruhe eingekehrt. Nur die Träume waren noch wach, hier in der kleinen Kammer und vielleicht auch in anderen einsamen Betten. »Nein«, sagte sieleise. »Ich habe niemanden. Und wohin würde ich zurückkehren? In die Gosse nach Southwark, für ein paar Pennys grobe Kerle mit Gin bedienen, für einen halben Schilling meine Röcke heben, für einen ganzen zwei Kerle auf einmal.« Sie nahm einen Schluck Likör direkt aus der Flasche. »Auf alle groben Kerle dieser Welt: Ich brauche sie nicht mehr. Ich werde mein eigenes Leben haben. Hier gibt’s genug Platz, für mich, für dich, für jeden von uns. Wir bringen die Jahre schon hinter uns, und dann leben wir richtig, Penny!«
    »Glaubst du wirklich daran?« Penelope nahm ihr die Flasche aus der Hand. »Wird man nicht genauso enden wie in England? Bleibt man nicht immer der, als der man geboren wurde? Meine Mutter hat auch mal Träume gehabt. In einem Hospital wollte sie arbeiten, den Doktoren helfen, und dann hat sie sogar einen gefunden, der sie heiraten wollte … aber alles, was sie am Ende erreicht hat, war ein Ruf als Abtreiberin. Ja, das war ihr Beruf. Sie konnte das wie keine andere. Und jetzt? Jetzt liegt sie vielleicht tausend Meilen von daheim auf dem Grund des Meeres. Was wäre hier aus ihr geworden? Sie hätte das gemacht, was sie gut konnte. Jeder macht das, was er gut kann, wenn er überleben will – so ist es doch.« Ihre Stimme begann zu zittern.
    »Und was kannst du?«, fragte Carrie.
    »Ich habe Spitzen gehäkelt«, flüsterte Penelope. »Für die feinen Damen. Krägen, Schals …«
    »Oooh – wundervoll!« Carrie machte große Augen. »Du könntest ein Vermögen damit machen!«
    »Ich kann nicht …« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Verdammte Träume.«
    Ihre Augen vermochten die Tränen nicht mehr zu halten. Heiß rollten sie über

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