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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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war klug genug, sich von den rebellischen Iren fernzuhalten. Es gab ohnehin nicht viele Verbindungen, er war als Junge nach London gekommen, um sein Glück zu machen, nachdem ein Hungerwinter Eltern und Brüder dahingerafft hatte. »Den Rest meines Lebens werde ich damit verbringen, darüber nachzudenken, ob es mein Glück war, hierherzukommen«, meinte er nachdenklich.
    »Manch einer erreicht etwas. Wenn er Glück hat.« Penelope ordnete ihre Eier zum dritten Mal neu im Körbchen, um einen Grund zu haben, noch ein wenig länger zu bleiben.
    »Und du? Was soll dein Glück sein?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mein Glück? Ich bin ja hier. Hier …« Sie schaute sich um, wies auf das Haus, den Garten.
    »Wie – hier? Das alles gehört Captain Hathaway. Hast du denn keine Träume?« Seine Stimme klang wie die eines kleinen Jungen, der am Themseufer nach Glitzersteinen suchte.
    »Träume?« Sie sah ihn an. Mädchen suchen keine Glitzersteine. »Nein, Liam. Ich habe keine Träume.«
     
    Elsa hatte den ganzen Abend herumgeheult, weil ihre Lieblingspuppe verschwunden war. Alle gängigen Rezepte, das Kind zu beruhigen, hatten versagt. Die Kleine lag in ihrem Bett und schrie immer noch, und Penelope hatte sich schließlich bereiterklärt, mit der Laterne in die Dunkelheit zu gehen, um die Puppe zu suchen. Die Aufgabe war nicht leicht, weil Elsas Lieblingsspiel wieder einmal »Sträfling« hieß, weswegen ihre Puppen Lumpen trugen und vom Erdboden kaum zu unterscheiden waren. Möglicherweise hatte sie sie auch irgendwo vergraben. Penelope fand das Spiel dumm, doch Mrs. Hathaway belächelte es nur, ihrer Meinung nach durften die Kinder alles, was sie zu sehen bekamen, in Spiel umsetzen. »Das ist das Leben – ich habe es so nicht gemacht«, pflegte sie zu sagen. Dass ihre Dienstboten einmal so zerlumpt wie die Puppen ausgesehen hatten, zählte nicht. Ihre Dienstboten trugen saubere Kleidung und mussten sich jeden Morgen gründlich waschen.
    »Liebe Penelope, wie gefährlich, so alleine in der Dunkelheit – lassen Sie mich wenigstens die Laterne für Sie tragen.« Arthur Ho tauchte hinter ihr auf, als wäre er ein Geist. Er musste ihr gefolgt sein. »Sicher sind Sie sehr traurig, dass Sie nun Ihre Freundin verlieren. Aber Carrie und ich und natürlich auch Mrs. Hathaway wären sehr froh, wenn Sie weiterhin bei uns bleiben würden.«
    Niemand hatte je davon gesprochen, dass mit Arthurs Heirat ihre Zeit im Haus Hathaway beendet sein würde. Das lag nicht an ihrer Macht. Penelope runzelte die Stirn. Sie wagte es nicht, weiter nach Elsas Spielzeug zu suchen, die Unterredung war noch nicht vorbei. Irgendwas wollte er doch. Arthur trat noch einen Schritt näher – jener Schritt, der eindeutig die Schicklichkeit zwischen Herr und Dienstbote hinter sich ließ.
    »Ich würde Sie sehr gerne weiterhin bei uns haben«, wiederholte er. »Es wäre wundervoll, wenn Sie – wenn Sie …« Mit dem nächsten Schritt, den er auf sie zutrat, fühlte sie seinen Atem auf ihrem Gesicht. Es wäre höchste Zeit gewesen, den Rückzug anzutreten, doch seine Gegenwart lähmte sie. »Wenn Sie auch mir – mir … persönlich aufwarten würden, hin und wieder. Liebste Penelope, würden Sie das tun, mir aufwarten, nur mir, ein wenig?«
    Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern ergriff ihren Arm und zog sie mit einer so schnellen Bewegung an sich, dass sie nicht mehr ausweichen konnte. Sein fordernder Mund erstickte den Schrei, der ihr entfuhr. Die Hände gruben und wühlten an ihrem Kleid herum, Stoff zerriss, dann stürzte Penelope ins feuchte Gras. Er schien hundert Arme zu haben, aussichtslos, es mit jedem Einzelnen von ihnen aufzunehmen. Er überrannte sie förmlich mit seinem Begehren und schob sie mit Gewalt für sich zurecht.
    Als er endlich von ihrem Mund abließ, um an ihrer Brust herumzukneten, konnte sie schreien, doch es wurde nur ein Gurgeln, weil er ihr mit der Hand gleich den Mund wieder zuhielt.
    Dann wurde Arthur Ho von ihr weggezerrt.
    »Du wolllüstiger Schuft, nimm das hier!«, knurrte jemand aus der Dunkelheit. Ein Klatschen ertönte, Arthur stöhnte auf, dann brüllte er: »Lumpenpack, verdammtes! Überfall! Zu Hilfe, ein Überfall!«
    Penelope rollte sich blitzschnell auf die Seite. Sie verwickelte sich in ihr Kleid, Stoff riss abermals, als sie an einer Wurzel hängenblieb. Die Männer über ihr rangen erbittert miteinander – und der eine war halbnackt, wie das Mondlicht verriet. Liam hatte Arthur an der Kehle gepackt und

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