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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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schüttelte ihn wie ein Kaninchen, was diesen jedochnicht vom Schreien abhielt. Im Gegenteil, seine Stimme überschlug sich, und in den Häusern ringsum wurde es munter. Laternen schwankten heran, eilige Schritte klangen über das Pflaster, Nachbar Benthurst war von allen als Erster zur Stelle, während drüben im Haus Mrs. Hathaway um Hilfe rief.
    Liam wehrte sich wie ein wildes Tier. Zu dritt überwältigten sie ihn schließlich und fesselten ihn mit einem langen Seil. Selbst so gefesselt versuchte er noch, um sich zu treten, und fluchte in einer Weise, dass den Umstehenden Hören und Sehen verging.
    »Was ist denn überhaupt passiert?«, fragte Benthurst.
    Penelope rappelte sich auf die Knie und klopfte mit beiden Händen Erde und Gras von ihrem Kleid, als Mrs. Hathaway den Garten erreichte.
    »Arthur, um Himmels willen! Was ist hier los, wer – wer – mit wem hast du dich geschlagen?« Sie fasste seine Arme, befühlte mit allen Fingern sein Gesicht, fuhr über seinen Kopf, fand Blut. »Großer Gott, man muss den Konstabler rufen!«, schrie sie auf. »Du bist ja verletzt, du blutest, Arthur!« Ihr Zetern und die Art, wie sie um ihren Bruder herumflatterte, hatte etwas von einem aufgescheuchten Vogel, und jedermann war bemüht, sie zu beruhigen. An Penelope liefen sie alle vorbei, sie stand ja, und sie blutete nicht.
    »Was ist hier passiert?«
    Zwei Männer stellten Liam auf die Füße, ein gezückter Säbel hielt ihn in Schach. Arthur Ho musterte den Iren. Seinem Gesicht war selbst im flackernden Kerzenlicht keine Regung anzusehen. Als er anhob zu sprechen, begriff Penelope endlich, mit wem sie es zu tun hatte.
    »Ich habe diese beiden miteinander erwischt«, sagte er. »Die Dienstmagd trieb es mit diesem Sträfling.«
    »Das ist nicht wahr!«, schrie Penelope.
    »Es gelang mir, sie zu trennen und ihn zu vertreiben«, sprach Arthur ungerührt weiter. »Da hängte sie sich an meinen Hals und versuchte, sich mir wie eine läufige Hündin mit Gewalt aufzudrängen. Und der Kerl kam zurück und fiel mich von hinten an wie eine Bestie! Meine Güte, Sie sind gerade noch rechtzeitig gekommen, das hätte ein Unglück gegeben.«
    »Unglaublich!«, wetterte Mrs. Benthurst und zog den Nachtmantel fester um sich, damit man ihr Hemd auf keinen Fall zu sehen bekam. »Diese Schlampen – ich hatte auch so eine, die versucht hat, meinen Sohn …«
    »Ich habe nicht –« Eine Ohrfeige traf Penelope auf die Wange. Arthur hatte sich von der Gruppe gelöst und stand vor ihr, so dicht, dass sie nur sein wutverzerrtes Gesicht sah.
    »Du hältst dein verdammtes Maul«, knurrte er. »Wenn du nicht geschrien hättest, wäre das hier alles nicht passiert – das hast du jetzt davon –«
    »Wie können Sie es wagen!«, fuhr sie hoch, außer sich vor Empörung, dass er sie als Schuldige hinstellte. »Wie können Sie es wagen …«
    »Wie kannst du es wagen, so frech zu werden!«, herrschte Mrs. Hathaway sie an. »Du undankbares Ding, wie kannst du es wagen, den Frieden meines Hauses so zu stören, wie kannst du es wagen, Widerworte zu geben! Von Anfang an warst du mir ein Dorn im Auge!«
    Ein dumpfer Schlag ertönte. Liam hatte sich mitsamt seiner Fesseln erhoben, um Penelope zu Hilfe zu kommen. Eine Gartenschaufel traf ihn mit voller Wucht am Rücken, und der Ire sank stumm zu Boden.

9. Kapitel
     
     

     
    No man is an island
    entire in itself
    ev’ry man is a part of the continent,
    a part of the main.
    (John Donne, Meditation XVII)
     
     
    Der Chinese ließ nicht locker.
    »Du kannst dicke Bäuche wegmachen. Die stören beim Geschäft«, nuschelte er immer wieder in seinem schwer verständlichen Englisch. Beinahe täglich ging er Mary damit auf die Nerven. Dabei konnte sie ja selber mit ansehen, was mit schwangeren Huren geschah. Manche von ihnen fand noch einen mitleidigen Freier, der es ihr für den halben Preis von hinten besorgte, weil sie sich nicht mehr rühren konnte. Die meisten jedoch verloren Arbeit und Unterschlupf und mussten hungern.
    »Es ist nicht recht«, flüsterte Mary zu sich selbst. »Es ist nicht recht, ich will das nicht mehr!«
    Hua-Fei überrumpelte sie schließlich, indem er ihr eines der schwangeren Mädchen nackt auf den Tisch setzte und Mary einen langen Stab in die Hand drückte.
    »Mach es weg!«, sagte er. »Dann essen.« Dann verriegelte er die Tür von außen.
    Mary starrte das Mädchen an. Sie war in Penelopes Alter und sicher im fünften Monat. Es wäre Stümperei gewesen,den Stab anzuwenden,

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