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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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auf den Marquis, der derweil in Saus und Braus lebte, hatte sich verzehnfacht.
    Keine zwei Jahre nach dem Tod seiner Mutter hatte er Rosalie geheiratet und sich eine Anstellung gesucht, die eine Tagesreise von den Besitzungen des Marquis de Vinçon entfernt lag.
    »Du bist mein Erbe, Nicholas«, donnerte der Marquis erstaunlich kräftig. »Der Erbe meines Namens und der Erbe all meiner weltlichen Güter!«
    »Nein.«
    Die knochige Hand umklammerte die Armlehne des Sessels. »Sei vernünftig. Du besitzt nichts, Nicholas. Von jeder Stelle wurdest du mit Schimpf und Schande verjagt. Du musstest mit leeren Händen bei Nacht und Nebel fliehen. Du hattest nichts mehr. Kein Geld, keine Freunde, keine Familie. Du bist gescheitert, wieder und wieder. Ich habe immer darauf gewartet, dass du endlich zu Verstand kommst und zu mir zurückkehrst, um deinen Platz einzunehmen.«
    Die Worte kreisten in Nicholas' Kopf und brachten eine Erkenntnis mit sich, die so unglaublich, so unfassbar war, dass ihm der Atem stockte. Wenn dieser skrupellose alte Mann getan hatte, was er nach diesen Worten vermutete, dann würde er dafür sorgen, dass der Marquis im tiefsten Schlund der Hölle schmorte. »Ihr wisst das alles nicht bloß, weil Ihr mir Spione nachgeschickt habt, die Euch berichten sollten.« Er zögerte, seine nächsten Worte auszusprechen, denn alles in ihm wehrte sich, wirklich daran zu glauben. »Ihr steckt hinter den Bränden. Ihr habt sie gelegt.«
    Der Elfenbeinstock klopfte ungeduldig auf den Boden. »Mach dich nicht lächerlich. Ich habe keine Brände gelegt.«
    Nicholas ballte die Fäuste. »Natürlich habt Ihr Euch nicht selbst die Hände schmutzig gemacht, aber Ihr habt Euch die Hände gekauft, die die Brände legten.«
    Im Raum herrschte Schweigen. Dann zuckte der Marquis gleichgültig die Schultern. »Mag sein, dass ich den Männern freie Wahl gelassen habe, wie sie es anstellen, dir die Heimkehr als beste aller Möglichkeiten erscheinen zu lassen ...«
    Weiter kam er nicht, da ihn Nicholas an den Aufschlägen des Justaucorps packte. Er bebte vor unterdrücktem Zorn am ganzen Körper. »Gott sei Eurer Seele gnädig, denn ich werde es nicht sein«, presste er durch die Zähne. Die Wut nahm ihm den Atem und ließ alles in einem roten Nebel verschwimmen. Alles, bis auf das Gesicht des Marquis. »Ihr habt nicht nur meine Mutter, sondern auch meine Frau und meine Tochter getötet. Und wer weiß wie viele Unschuldige noch dazu. Euer letztes Opfer ist der Comte du Plessis-Fertoc, den wir gestern begraben haben.« Er zerrte so heftig an den Aufschlägen, dass er den alten Mann aus dem Stuhl hob. »Und das alles nur, um Euren Willen durchzusetzen.«
    »Lass ihn.« Ghislaine war neben ihn getreten. »Begib dich nicht auf dieselbe Stufe. Er versteht nicht, was er getan hat, denn in seinen Augen hat er nur seine Interessen gewahrt. Die Mittel, die eingesetzt wurden, kümmern ihn nicht.«
    Sie legte die Hand auf Nicholas' Arm und brachte damit den roten Nebel zum Verschwinden. Er ließ den Marquis los, der auf den Stuhl zurückfiel, und trat ein Stück zurück.
    Ghislaine verschränkte die Arme vor der Brust und straffte sich.
    »Marquis de Vinçon, ich ersuche Euch, mein Haus zu verlassen. Ihr seid hier nicht willkommen. Und vergesst nicht, im Dorf Eure Handlanger einzusammeln.« Sie war Zoll für Zoll Herrscherin, und ihre Stimme klang schneidend klar. »Ich verzichte darauf, Euch wegen des Mordes an meinem Mann vor Gericht zu stellen, obwohl mein Wort und das Wort meines Bruders hier in der Gegend einiges Gewicht haben und der Sache zweifellos nachgegangen werden wird, wenn ich darauf bestehe. Und dazu hätte ich nach dem gerade Gehörten wohl allen Grund. Aber wie Ihr selbst sagtet, werdet Ihr bald vor einem höheren Richter stehen.«
    Die Finger des Marquis krampften sich um die Sessellehne. »Ihr seid unverschämt, Comtesse.«
    »Ich sage die Wahrheit. Wenn Ihr sie als unverschämt empfindet, dann spricht das wohl für sich«, erwiderte Ghislaine kühl. »Natürlich könnt Ihr es auf eine Verhandlung ankommen lassen. Dann werdet Ihr entehrt und mit einem besudelten Namen sterben. Wenn Ihr das wollt, mir soll es recht sein. Und jetzt verlasst mein Haus. Oder muss ich nach den Dienern läuten, damit sie Euch gewaltsam hinausbringen?«
    Der Marquis erhob sich langsam und stützte sich schwer auf seinen Stock. Vor Nicholas blieb er stehen. »Du bist dir bewusst, was du wegwirfst, Sohn? Geld, Besitz und Titel. Du wirst für immer ein

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