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Der Duft der Rosen

Der Duft der Rosen

Titel: Der Duft der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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großartig.” Elizabeth wandte sich an Raul. “Ich kann dich mit zurücknehmen, wenn du möchtest.”
    “Sí
, das wäre gut.” Raul verfiel selten in seine Muttersprache, eigentlich nur wenn er nervös oder verärgert war. Doch er lächelte. Nervosität konnte also manchmal auch etwas Gutes sein.
    “Deine Schwester wird sich so freuen.”
    Sein Lächeln wurde breiter. “Maria wird glücklich sein. Und Miguel vermutlich auch.”
    “Ja, sie werden sich beide über deine Entscheidung freuen.”
    Sie verabschiedeten sich von Sam, der ihr jederzeit eine persönliche Führung über die Farm versprach, und gingen in Richtung des Wagens.
    Sie war sehr zufrieden mit dem Verlauf des Nachmittags. Doch als ihr Blick auf Raul fiel, bemerkte sie, dass sein Lächeln verschwunden war.
    “Was ist los, Raul?”
    “Ich bin nervös. Ich möchte das hier richtig machen.”
    “Das wirst du. Du hast viele Menschen, die dir helfen werden.”
    Dennoch entspannte er sich nicht. Sie wusste, er machte sich Sorgen, dass er irgendwie versagen würde. Es waren die Misserfolge, hatte sie gelernt, an die sich die meisten dieser jungen Latinos erinnerten, und diese Misserfolge prägten ihr Leben. Doch Raul hatte auch viele Fähigkeiten. Er war seit einem Jahr drogenfrei geblieben, und nun wollte er sich für ein Jahr dem Teen-Vision-Programm verpflichten.
    “Wirst du deine Schwester heute Abend sehen? Ich kann mir vorstellen, wie aufgeregt sie sein wird.”
    Statt zu lächeln, runzelte Raul die Stirn. “Ich werde vorbeigehen und ihr die Neuigkeiten erzählen.” Er blickte Elizabeth von der Seite an. “Ich mache mir Sorgen um sie.”
    “Warum? Ich hoffe, es gibt keine Probleme mit ihrer Schwangerschaft?” Obwohl Maria erst neunzehn war, war es bereits ihre zweite Schwangerschaft. Letztes Jahr hatte sie eine Fehlgeburt erlitten. Elizabeth wusste, wie viel ihr und Miguel dieses Baby bedeutete.
    “Es geht nicht um das Baby. Es ist etwas anderes. Maria will mir nicht sagen, was.” Seine dunklen Augen ruhten auf ihrem Gesicht. “Vielleicht können Sie mit ihr sprechen. Vielleicht würde sie Ihnen dann sagen, was los ist.”
    Das hörte sich nicht gut an. Obwohl Marias Mann der typische Latino-Macho war, der den Mann als unbestrittenes Familienoberhaupt betrachtete, schien das Paar doch glücklich zu sein. Hoffentlich hatten die beiden keine Eheprobleme.
    “Ich spreche gern mit ihr, Raul. Sag ihr, sie soll mich im Büro anrufen, und wir vereinbaren einen Termin.”
    “Das werde ich ihr sagen. Aber warten Sie nicht darauf, dass sie anruft.” Mehr sagte Raul nicht.
    Elizabeth setzte sich hinter das Steuer und zuckte zusammen, als die Hitze des roten Ledersitzes an ihre Haut drang. Sie warf einen letzten Blick auf die Scheune. Zwar standen erst zwei Seiten des Gebäudes, doch sie machten gute Fortschritte. Sie musterte die Gruppe, die noch immer fleißig hämmerte. Der dunkelhaarige Mann war fort.
    Raul schnallte sich auf dem Beifahrersitz an, und Elizabeth fuhr los. Auf der Rückfahrt schien der Junge meilenweit fort zu sein, und sie fragte sich, ob ihn die Gedanken an seine neue Zukunft beschäftigten oder die Sorge um seine Schwester.
    Elizabeth nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit bei dem kleinen gelben Haus zu halten, in dem Miguel Santiago und seine hübsche Frau wohnten. Sie würde mit Maria reden, sich erkundigen, was los war, und herausfinden, ob sie etwas tun konnte.

ZWEI
    E s war spät und die Nacht schwarz wie Tinte. Nur die schmale Mondsichel erhellte die Dunkelheit mit ihrem dünnen Lichtstrahl. Der Geruch frisch gemähten Heus und umgegrabener Erde hing in der Luft. Im Haus schaltete Maria Santiago den Fernseher aus, der auf einem kleinen Holztisch an der Wand ihres spärlich möblierten Wohnzimmers stand.
    Das Haus war nicht groß. Es hatte nur zwei Zimmer und ein Bad. Es war erst vier Jahre alt. Es war solide gebaut, gelb verputzt und mit einfachen Dachschindeln versehen. Vor ihrem Einzug waren alle Zimmer frisch gestrichen worden. Der beige Teppichboden sah noch fast wie neu aus.
    Maria hatte das Haus vom ersten Moment an geliebt. Mit dem Garten und den Zinnienbeeten vor der Veranda schien es ihr der hübscheste Ort zu sein, an dem sie jemals gelebt hatte. Miguel mochte es ebenfalls und war stolz, dass er seiner Frau und ihrem Kind solch ein Heim bieten konnte.
    Miguel wünschte sich sogar noch mehr als Maria ein Kind. Abgesehen von Maria und Raul hatte er kaum Familie, jedenfalls nicht in der Nähe. Die meisten

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