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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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beibrachte.
    Jeden Abend breitete Ludwig seine Baupläne aus, um mit ihr den Ausbau des Hauses zu besprechen. Er wollte fünf Schlafzimmer anbauen, und er träumte von einem Badezimmer. Wenn er so über seinen Plan gebeugt dastand, voller Elan seinen blonden Schnurrbart zwirbelte und laut darüber nachdachte, ob sein Erstgeborener Wilhelm, Friedrich oder doch lieber Ferdinand heißen sollte, dann freute sich Fanny über seine gute Laune und wünschte sich, er wäre immer so ausgeglichen. Dann hatte er etwas von einem ungestümen Welpen, den man lieb haben musste. Allerdings genügte schon der kleinste Anlass, und er tobte geifernd über die Farm wie ein tollwütiger Hund.
    Als er von Daphnes Vater erfuhr, dass er nicht zum Weihnachtsessen der Stadtoberen von Keetmanshoop eingeladen worden war, betrank er sich zum ersten Mal seit ihrer Hochzeit und verwüstete danach den Lämmerstall. Von da an trank er jeden Abend Bier zum Essen, obwohl es ein sehr kostspieliges Vergnügen war, und je mehr er getrunken hatte, desto grausamer wurden die Rachepläne, die er gegen Hermann schmiedete. Fanny gelang es dann nur mithilfe von Zach und Pierre, ihn auf seine Liege in der Praxis zu befördern, auf der er immer noch schlief, weil Fanny angeblich so laut schnarchte. Das war Fanny, die endlich ins Schlafzimmer zurückgekehrt war, ganz recht. Sie musste sich nachts dauernd erleichtern und schlief sehr unruhig, weil sie, je näher die Geburt rückte, von immer längeren und seltsameren Träumen geplagt wurde.
    Dass Ludwig in der Praxis schlief, störte niemanden, denn es kamen immer weniger Weiße, die von ihm behandelt werden wollten, obwohl er der einzige weiße Arzt weit und breit war. Fanny war sicher, dass sie auch das Her mann zu verdanken hatten, und sie vermisste die Patienten. Ludwig störte es nicht sehr, denn er beschäftigte sich so oder so lieber mit der Farm. Viel mehr wurmte es ihn, nicht zu der Crème de la Crème der Deutschen in Keetmanshoop gezählt zu werden. Er setzte alles daran, das zu ändern. Regelmäßig lud er Kaufleute und Forscher zu ihnen nach Hause zum Essen ein, und er spendete reichlich für den Bau einer Mole in Swakopmund und für den neu gegründeten Schützenverein. Wenn er nicht mit Pierre auf der Farm nach dem Rechten sah, dann traf er sich mit Vereinsvorsitzenden, Bürgermeisterkandidaten und Militärs.
    Fannys Bauch war Anfang des neuen Jahres riesig ge worden, was Ludwig regelrecht begeisterte und ihm bewies, dass sein Stammhalter sich prächtig entwickelte. Allerdings ging seine Freude nicht so weit, dass er den nackten Bauch anschauen oder berühren wollte.
    Fannys Freude war eher verhalten, denn sie hatte das Gefühl, einen überdimensionalen Riesenkürbis vor sich hertragen zu müssen. Auch ihre Brüste waren auf die Größe von Honigmelonen angeschwollen, und sie hatte oft so starke Rückenschmerzen, dass sie nicht schlafen konnte. Dann stand sie auf, ging nach draußen in die laue Nacht, schleppte einen Korbstuhl von der überdachten Veranda in ihren Gemüsegarten, wo sie vor jeglichem Zug geschützt war. Dort genoss sie den großartigen Blick in den Himmel.
    Manchmal saß sie die halbe Nacht dort, lehnte den Kopf gegen die Rückenlehne und starrte in die Sterne. Dachte über ihren letzten Traum nach, darüber, wie Ludwig sich als Vater benehmen und was sich in ihrem Leben ändern würde, sobald der Kleine da wäre. Der Kleine, der, das schwor sie bei den blinkenden Sternen, ganz egal, was Lud wig tat, eine Familie haben würde. Zu einer Familie gehörten allerdings auch Großeltern, also ihre Eltern, und sie grübelte ständig darüber nach, wie sie endlich mit der Suche nach ihnen weiterkäme. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie das Ludwig erklären könnte, spürte sie immer wieder, dass es wichtig war, das Rätsel ihrer Herkunft endlich zu lösen. Dazu musste sie unbedingt Johns Mutter wiedersehen und den Richter noch einmal zu dem toten Herero befragen. Es musste eine Verbindung zwischen den beiden geben, und die würde sie finden.
    Heute Nacht hatte sie etwas ganz anderes als sonst geträumt. Von Charlotte, die in der Tracht der Franziskanerinnen in Fannys Schlafzimmer aufgetaucht war und sie streng ermahnt hatte, dafür zu sorgen, dass alles gut ginge. Sie äußerte sich nicht dazu, was sie mit »alles« meinte. Im Traum hatte Fanny Charlotte gefragt, warum sie sich als Seraphina verkleidet hatte, woraufhin Charlotte in Tränen ausgebrochen war. Und ihre Tränen hatten

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