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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Schiffsreise erinnert und würde Ludwig verraten, dass seine Frau so adlig war wie dieser Tisch, an dem sie eben noch gesessen hatten. Ihr Kind trat sie heftig gegen den Bauch, als ob es gegen die ganze Aufregung protestieren wollte. Fannys Beine begannen wieder zu zittern. Das alles war zu viel für sie, aber sie wollte sich nicht hinsetzen und zu Maria aufsehen müssen.
    Maria holte aus ihrer Kittelschürzentasche den Brief von John und warf ihn auf den Tisch. »Deshalb!«
    Verständnislos sah Fanny erst auf den Brief und dann zu Maria. »Ich verstehe nicht.«
    Maria lachte theatralisch. »Ich weiß alles über deinen Geliebten.«
    Fanny merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, aber sie hätte nicht sagen können, ob vor Scham oder vor Empörung. John war nicht ihr Geliebter, und noch nie hatte sie in dieser Art an ihn gedacht. Ja, sie mochte ihn. Doch was sollte das mit diesem Brief zu tun haben?
    »Liest du etwa Briefe, die an andere gerichtet sind?«
    Maria lachte höhnisch. »Das würde ich nie tun. Das Briefgeheimnis ist mir heilig. Aber diese Schrift …«
    Wieder bekam sie einen kleinen Tritt oberhalb des Nabels und konnte nun doch nicht länger stehen. Sie ließ sich auf einen der Stühle fallen. »Bei Gott, ich habe keine Ahnung, wovon du redest!«
    »Du bist gut. Wirklich gut. Du hast Ludwig nicht verdient. Das ist nicht fair.«
    Fanny schüttelte den Kopf. »Maria, was soll denn der ganze Zirkus?«
    Maria presste die Lippen fest aufeinander und verdrehte die Augen. »Gott, wie mir diese Spielchen zuwider sind. Dann werde ich dir mal auf die Sprünge helfen.« Sie stürmte davon und ließ Fanny allein zurück.
    Fanny griff nach dem zerknitterten Brief auf dem Tisch. Den hatte sie ganz vergessen, Maria musste ihn aus ihrer Schürzentasche genommen haben, als sie die zur Wäsche gebracht hatte.
    Sie betrachtete den Umschlag. An Ludwig Falkenhagen, Keetmanshoop von J.A. D. Madiba. John Amandla Dumisani, erinnerte sich Fanny und spürte ein merkwürdiges Unbehagen, als sie die Schrift betrachtete. Sie kam ihr vertraut vor, dabei hatte sie doch noch nie einen Brief von John erhalten.
    In diesem Augenblick kam Maria zurück mit einem Bündel Briefe, die mit einer roten Schleife zusammengebunden waren und die, wie Fanny genau wusste, seit jenem schrecklichen Abend vor vielen Monaten ganz unten in Charlottes Kleidertruhe gelegen hatten. Sie überreichte Fanny das Bündel und setzte sich dann mit einem triumphierenden Schnaufer zu ihr.
    »Wo hast du das her?«, fragte Fanny, um ihre Verwirrung zu kaschieren.
    »Das spielt doch keine Rolle, und nein, bevor du fragst, ich hab sie nicht gelesen, aber sieh doch die Schrift. Willst du leugnen, dass es die gleiche ist? Und du hast die Stirn, mir zu drohen!«
    Fanny legte den Stapel Briefe neben den von John, und in der Tat, man musste kein Fachmann sein, um zu erkennen, dass es die gleiche Schrift war. Wunderschöne Unterschwünge, die Bögen der Ms und Ns, die Neigung, die Abstände – alles, einfach alles.
    »Aber das ist unmöglich. Charlotte, Charlotte …«, murmelte Fanny und hatte vollkommen vergessen, dass Maria neben ihr saß. Diese Briefe waren nicht von Ludwig, sondern von John geschrieben worden. Ihr schwerer Körper fühlte sich plötzlich leicht an, herrlich leicht, sie wollte aufstehen und tanzen, Bäume umarmen. Charlotte, wir haben uns doch nicht getäuscht.
    Sie seufzte tief. John, John, John, dachte sie. Jetzt machte alles viel mehr Sinn. Ein befreiendes Lachen ging über ihr Gesicht.
    Maria sah verwirrt von den Briefen zu Fanny. »Was hat das denn jetzt zu bedeuten?«
    Unwillkürlich begann Fanny leise zu summen, sie wünschte sich so sehr, dass Charlotte hier wäre und sie mit ihr darüber reden könnte. Der Mann, der aus diesen Briefen zu ihnen gesprochen hatte, diesen Mann gab es, nur war dieser Mann eben nicht Ludwig, sondern John. Und er war es, der wirklich eine Braut verdient hatte. John, nicht Ludwig!
    »Maria, du hättest mir kein größeres Geschenk machen können.« Im gleichen Augenblick, in dem Fanny das sagte, dämmerte ihr langsam die Tragweite all dessen. Sie hörte auf zu summen. Ihr Lachen erstarb.
    Ludwig hatte sie ebenso betrogen wie sie ihn. Sie sah ihn förmlich vor sich, wie er dieses lästige, weibische Briefeschreiben auf seinen Verwalter abgewälzt hatte. Ihre überschäumende Freude verflog. Stattdessen zogen andere Bilder herauf, Erinnerungen an diesen grauenvollen Abend, an dem sie ihn gebeten hatte, ihr seine

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