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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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ausgesehen wie die Perlen aus Fannys Armband. Sie hatten sich sofort in Blütenblätter verwandelt, die wie Schmetterlinge davongeschwebt waren. Dann begann es zu regnen, dicke Tropfen, die die Blüten zu Boden drückten. Sobald sie den Bo den berührten, wurden sie wieder zu Fannys Glasperlen, die sich wie Wassertropfen zu einem Bach vereinigten, einem Fluss, einem See, dem Meer. Und auf dem Meer, oben auf den Wellen kreiselte die tote Charlotte in ihrem Puppensarg.
    Sie war schweißgebadet aufgewacht und hatte sich nach draußen geschleppt. Wegen der Regenzeit wurde sie zwar sofort von Mücken umschwirrt, doch seit sie schwanger war, wurde sie nicht mehr gestochen.
    Ich sollte diese Perlen irgendwo tief in der Erde vergra ben, dachte sie, meine Träume sind doch fast immer grauen erregend. Vielleicht hat Zahaboo doch recht, und ich habe Geister in mir, Geister, die mich aus diesen Perlen heimsuchen. Ich weiß gar nicht, warum ich sie nicht längst vergraben habe. Sie streichelte über ihren Bauch und flüsterte ihrem ungeborenen Kind zu. Ich werde dich immer beschützen, und du wirst niemals solche Träume haben.
    Als sie zwei Nächte später wieder nicht schlafen konnte und einen der Stühle in den Gemüsegarten tragen wollte, stutzte sie: Es fehlten zwei der Stühle.
    Einbrecher? Nein, entschied sie, das wäre lächerlich, was sollte man mit zwei solchen sperrigen Stühlen?
    Langsam schlich sie die Stufen der Veranda hinab und ging zur ihrem Gemüsegarten. Dort standen die Stühle genau an der Stelle, wo sie ihren auch immer hinzustellen pflegte.
    Sie sah sich um. Wer konnte das getan haben – Zach? Da sah sie, dass in einem der Stühle jemand saß. Ein Mann.
    »John!«
    Als er sie kommen sah, stand er auf und ging ihr entgegen, begleitete sie zu den Stühlen, half ihr in den Stuhl und setzte sich neben sie.
    »Wissen Sie, was heute für ein Tag ist?«
    Fanny schüttelte den Kopf, viel zu überrascht von seiner Anwesenheit. Seit dem Tag, als er Kajumba gebracht hatte, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Sie hatte sich strikt verboten, daran zu denken, dass er die Briefe geschrieben hatte. Und angesichts des immer dicker werdenden Bauches war es ihr auch gelungen. Ihr Kind war wichtiger als sie selbst.
    »Genau vor einem Jahr habe ich Sie zum ersten Mal gesehen.«
    Fanny stellten sich trotz der Hitze alle Haare auf. Und sie erinnerte sich daran, wie er sie aus dem Wasser gerettet und an Land getragen und wie sie gedacht hatte, er wäre »ihr« Verlobter.
    Plötzlich schossen ihr Tränen in die Augen. Bis zu diesem Moment, als er sie am Strand abgesetzt hatte, war noch alles möglich gewesen, alles, bis zu dem Augenblick, in dem sie zu Ludwig gesagt hatte, dass sie Charlotte sei.
    Und jetzt war sie schwanger von Ludwig.
    Fanny schluckte, zwinkerte ihre Tränen weg. Es war müßig, darüber nachzudenken, was hätte sein können. Sie war mit Ludwig verheiratet und erwartete sein Kind, dem sie alles geben würde, was sie nie gehabt hatte. Wie ein Echo zu ihren Gedanken trat das Kind gegen ihren Bauch.
    »Ich musste Sie heute sehen, weil ich Ihnen unbedingt …« John zögerte und fuhr dann schneller fort. »Hier sind die Heilmittel, die Ihnen die Geburt erleichtern sollen.« Er reichte ihr eine fingerdicke Wurzel. »Das hier kauen Sie am besten, sobald die Wehen einsetzen. Und diesen Sud«, er schüttelte einen kleinen Beutel, »nehmen Sie gleich, nachdem das Kind da ist, er wird das Ausstoßen der Nachgeburt erleichtern. Danach kochen Sie hieraus einen Tee.« Er reichte ihr ein Bündel kleiner bröseliger getrockneter Blätter. »Er wird den Milchfluss anregen und verhindern, dass sich Ihre Brust entzündet.«
    Sie war dankbar, dass es dunkel war, weil ihr das Blut ins Gesicht geschossen war. John redete so gelassen von der Geburt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, während ihr Mann, immerhin ein Arzt, ihren Fragen dazu ständig auswich. Alles, was Fanny über Geburt wusste, waren die Horrorgeschichten von Maria und die weniger grässlichen von Martha. Und sie war nicht sicher, ob sie alles richtig verstanden hatte. Eine Nachgeburt hatte zum Beispiel niemand erwähnt. Gleich morgen würde sie in der Praxis nach Büchern über die Geburt suchen, das hätte sie schon längst tun sollen.
    »Danke, dass Sie mir diese Heilmittel gebracht haben.«
    »Also, warum ich hier bin …« John verstummte erneut und schwieg so lange, dass Fanny es nicht mehr aushielt und etwas sagen musste.
    »Woher wussten Sie, dass

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