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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Während Ludwig ihm folgte, sah Fanny sich noch etwas in der Praxis um. Sie setzte sich hinter den Schreibtisch und ließ den Blick über den Raum schweifen. Kaum hatte sie sich hingesetzt, merkte sie, wie müde und erschöpft sie war. Am liebsten hätte sie ihre Füße auf den Schreibtisch gelegt, aber sie waren natürlich viel zu schmutzig. Höchste Zeit für ein ausgiebiges Bad. Sie lehnte sich auf dem Lederstuhl zurück und bemerkte dabei, wie breit der Schreibtisch war. Als wollte Ludwig eine Barriere zwischen sich und den Patienten schaffen. Sie gähnte, rieb sich die Augen und legte schließlich den Kopf auf den Schreibtisch. Nur für eine Minute …
    Ein Geräusch weckte sie. Fanny hatte tief und fest geschlafen, und sie hätte nicht sagen können, wie lange. Die zarte Grace stand da und betrachtete sie. »Ihr Bad ist jetzt fertig«, sagte sie.
    Fanny erhob sich und folgte ihr. Was für ein Bild musste sie da gerade abgegeben haben. Von wegen Disziplin! Sie hätte Grace gern ein bisschen ausgefragt, aber dazu hatte sie ja noch viel Zeit.
    Die Wanne stand in der Küche und wurde gerade mit frischem Wasser gefüllt. Ludwig war nirgends zu sehen. Im Wasser schwammen grüne Blätter, die nach Zitronen dufteten. Martha legte einen Stapel Handtücher auf einen Stuhl neben die Wanne und ein Stück Seife.
    »Brauchen Sie uns noch?«, fragte sie, ohne den Blick zu heben.
    Fanny verneinte und zog sich aus. Mit großer Genugtuung schleuderte sie ihre übel stinkenden, zerschlissenen Kleider mit den Stockflecken von der ständigen Feuchtigkeit auf den Boden. Es reichten zehn Tage, ohne sich zu waschen, um wie ein Schwein zu riechen. Ich werde alles wegwerfen, beschloss sie. Niemand kann das je wieder auswaschen. Sie griff nach der Seife, die nach Lavendel duftete, und stieg in die Wanne. Es war unfassbar herrlich.
    Sie schrubbte sich in dem warmen, duftenden Wasser, goss es über ihre malträtierten Haare, schäumte sie ein und tauchte unter, um sie auszuspülen. Sie lehnte sich zurück, ließ ihre Arme über den Wannenrand hängen und schlief wieder ein. Ein klackerndes Geräusch ließ sie zusammenfahren. Sie wusste sofort, was es war. Ihr Glasperlenarmband, das sie noch niemals ausgezogen hatte, war von ihrem ausgemergelten Arm gerutscht und auf den Boden gefallen.
    Gerade als sie aus der Wanne steigen wollte, um es aufzuheben, kam Grace und brachte ihr frisches heißes Was ser. Dabei stieß sie mit dem Fuß gegen das Armband. Grace hob es auf, hielt es gegen das Licht und presste es gegen ihre Brust. Dann bemerkte sie, dass Fanny sie ansah.
    »Gib mir sofort die Perlen!«, befahl Fanny viel heftiger, als es nötig gewesen wäre. Fast so, als hätte Grace die Perlen stehlen wollen.
    Grace reichte sie ihr sofort und rannte aus dem Zimmer. Fanny war sicher, in Grace’ Augen Tränen gesehen zu haben, und schämte sich, weil sie so barsch reagiert hatte.
    Plötzlich konnte Fanny das warme Wasser nicht mehr genießen. Sie musste sich später unbedingt bei Grace entschuldigen, das Mädchen war doch nur neugierig gewesen. Fanny seufzte, dann schloss sie die Augen, und plötzlich sah sie Johns Gesicht vor sich, als er ihr mit diesem verschmitzten Lachen verriet, was die Morgensterne für den Speer des Mannes tun konnten.
    Mit einem Ruck richtete sie sich auf. Das musste aufhören. Sie ließ sich wieder zurücksinken und dachte an Charlotte. Wie gern hätte sie mit ihr über Ludwig und John gesprochen. »Charlotte«, seufzte sie. »Ach, Charlotte!« Plötzlich hatte sie eine Eingebung, beinahe, als hätte Charlotte ihr sie eingeflüstert. Sie nahm sich vor, noch heute Abend die Briefe von Ludwig hervorzuholen, aber sie würde ihn bitten, ihr seine Briefe laut vorzulesen. Ich glaube, das wird uns guttun, dachte Fanny. Vielleicht kann er dann endlich so innig mit mir werden, wie er es in den Briefen angedeutet hat. Mit neuem Schwung stieg sie aus der Wanne und vermied es, darüber nachzudenken, warum sie die Briefe so dringend wieder lesen wollte.
    Eingewickelt in ein trockenes, frisches Laken fühlte sie sich wie neugeboren, bereit, es mit allem aufzunehmen, was da kommen mochte. Sie zog sich ein altes Hemd von Ludwig an und bastelte sich einen Rock aus einem bunten Tuch, weil alles aus ihrer Truhe noch immer feucht war und unangenehm roch.
    Sie rief Martha zu sich, um sie zu fragen, wer die große Wäsche machen würde. Sie war nicht weiter erstaunt zu hören, dass sich eigentlich niemand darum kümmerte und Wäsche nur ab und

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