Der Duft Der Wüstenrose
Lebensmitteln eine Mahlzeit zustande gebracht zu haben.
»Na, da wirst du in Kürze ein rechter Hänfling werden, wenn das dein ganzes Frühstück ist«, stichelte Hermann, der sich drei Viertel des Omelettes auf seinen Teller gehäuft hatte.
Fanny wollte ihn schon empört zurechtweisen, aber Ludwig kam ihr zuvor. »Charlotte ist gerade eben erst angekommen, und sicherlich ist sie andere Bedienstete gewöhnt, da muss sie sich erst einmal zurechtfinden. Ich bin sicher, wenn du in ein paar Wochen kommst, wirst du mich rund wie ein Butterfass vorfinden.« Ludwig lächelte Fanny zu, was sie erfreut zur Kenntnis nahm.
»Das wäre dann aber auch wieder ein schlechtes Zeichen.« Hermann konnte das Sticheln offenbar nicht lassen, doch er schlug Ludwig dabei auf die Schulter, als wollte er seine Worte entschärfen. »Denn wie ein jeder Mann weiß, wird ein guter Hahn nicht fett! Und wer in eine solche Familie einheiratet …«
Fanny brauchte einen Moment, um zu verstehen, was Hermann damit sagen wollte, und merkte, wie ihr dann das Blut in die Wangen schoss. Sie warf Ludwig einen unsicheren Blick zu und erhob sich. »Ihr entschuldigt mich«, murmelte sie und floh in die Küche.
Die beiden lachten gemeinschaftlich. Ich muss aufhören, so zimperlich zu sein, dachte Fanny, aber ich kann die lange Zeit im Kloster nicht so leicht abschütteln. Und auch Charlotte, deren Familie aufgrund dieses Skandals ruiniert worden war, wäre damit nicht viel anders umgegangen als sie selbst.
Hermann wusste doch etwas, davon war Fanny jetzt überzeugt. Sie würde sich vor ihm in Acht nehmen. Sie musste herausfinden, wie Ludwig und Hermann Freunde geworden waren.
Ludwig rief nach ihr und verlangte nach Sherry, was Fanny um zehn Uhr morgens reichlich früh fand, aber sie begab sich auf die Suche und fand schließlich in dem Gitterschrank eine klebrige Karaffe, in der sich ein mickriger Rest befand. Sie säuberte das Gefäß und brachte es dann nach draußen.
»Leiste uns doch Gesellschaft, Hermann möchte so gern mehr über deine Familie wissen.« Ludwig goss den Rest Sherry in ein Glas und schob es Hermann hin.
In Windhuk hatte Fanny mit solchen Fragen gerechnet, und sie hatte gedacht, in Keetmanshoop wäre sie dann allem entronnen, doch sie spürte, dass dieser Hermann keine Ruhe geben würde.
Deshalb versuchte sie, sich an die Anekdoten zu erinnern, die sie sich für ihre Hochzeit zurechtgelegt hatte, aber sie wollten ihr nicht mehr einfallen.
»Was genau möchten Sie denn wissen?«, fragte sie.
»Charlotte, wir wollten uns doch nicht siezen!«
»Alles, einfach alles«, sagte Hermann, der den Sherry heruntergestürzt hatte wie Wasser.
»Wie Sie vielleicht wissen, wurde ich aufgrund der Sache mit meinem Bruder nie in die Gesellschaft eingeführt.«
Herman tätschelte mitfühlend ihren Arm. »Das war si cher sehr unangenehm für so ein junges und schönes Mädchen, wie du es bist. Was genau war denn eigentlich passiert?«
Fanny sah zu Ludwig hinüber. »Darüber möchte ich wirklich nicht sprechen, das ist kein Thema für eine anständige Frau! Es tut mir leid, aber ich habe so viel zu tun!« Sie stand auf, und Hermann erhob sich ebenfalls. »Charlotte, ich hatte nicht die Absicht, dich zu kränken«, heuchelte er und suchte ihren Blick.
Sie wich ihm aus. »Es ist alles in Ordnung, meine Herren«, sagte sie und floh endgültig in die Küche. Dort setzte sie sich auf einen Stuhl und fragte Martha nach einem Tee.
Ihr Herz raste. Hermann machte ihr Angst, und sie würde alles tun, um ihm aus dem Weg zu gehen. Sie hoffte, dass er bald wieder nach Walvis Bay abreisen würde.
Aber er blieb auch noch, nachdem der Regen längst aufgehört und die Sonne alles getrocknet hatte, er blieb und blieb, und Fanny wurde klar, dass sie für ein Mittagessen würde sorgen müssen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie auch das noch bewerkstelligen sollte. Ratlos stand sie in der leeren Vorratskammer und dachte nach.
Plötzlich hörte sie ein Pferd herantraben und das Gerüt tel eines leichten Gespanns. Sie rannte zum Hauseingang und hoffte, dass es nicht noch weitere Besucher waren.
Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung. Ein Mann im Talar eines evangelischen Geistlichen und eine junge Frau kamen sehr langsam den Weg zum Haus entlang. Ludwig hätte mich wirklich besser vorbereiten können, dachte Fanny. Sie begrüßte den Mann mit einem Kopfnicken und reichte der jungen Frau die Hand. Von Weitem hatte Fanny gedacht, die beiden wären so langsam, weil der
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