Der Duft Der Wüstenrose
an, der mehr Verachtung ausdrückte, als wenn sie ihn ganz gelassen hätte.
»Und der Mann ist Zacharias, wir rufen ihn allerdings nur Zach. Er ist nicht nur der Gärtner, sondern unser Mann für alles.«
Zach senkte ergeben den Kopf. Wie Grace erschien ihr auch Zach viel zu zart, um harte Arbeit zu verrichten. Sie war sich sicher, dass er beim Bodenbearbeiten wie tot umfallen würde.
Ludwig sah sie erwartungsvoll an.
»Ja dann«, Fanny räusperte sich zweimal, »dann hoffe ich auf gute Zusammenarbeit.« Es kam ihr merkwürdig vor, plötzlich Dienstboten zu haben. Und dann drei so offensichtlich verschiedene Eingeborene. Wo hatte Ludwig nur diese Leute her, und wie kam es, dass sie alle Deutsch sprechen konnten?
Er klatschte wieder in die Hände. »Bringt uns einen Tee!«
Alle drei verschwanden geräuschlos im Haus. Ludwig setzte sich auf einen der weißen Korbstühle, die auf der Veranda standen, und klopfte mit der Hand auf den leeren neben sich.
»Charlotte, komm her zu mir. Ich bin so froh, dass du endlich hier bist, die drei brauchen dringend etwas Schliff. Und Disziplin. Es ist unfassbar, aber diese Neger, ganz egal von welchem Stamm, haben keinen blassen Schimmer davon, was das ist, Disziplin!«
Er klopfte noch einmal auf den leeren Stuhl neben sich. »Jetzt setz dich endlich! Wo bleibt der Tee?«, rief er Richtung Haus und schüttelte den Kopf. »Da siehst du, was ich meine, hier muss Zucht und Ordnung rein. Wahrscheinlich fühlt sich keiner von ihnen zuständig, oder sie machen eine Feuerbeschwörung oder warten, dass ihre Ahnen es ihnen erlauben, das Wasser zu kochen. Es ist fürchterlich. Das Land hier ist so wunderschön, aber diese Neger verderben alles!«
Grace kam mit einem großen Holztablett, auf dem eine Teekanne und zwei Tassen standen. Sie stellte es so unsanft auf den Tisch, dass alles klirrte, dann goss sie mit zitternden Händen den Tee ein.
»Da siehst du es«, sagte Ludwig. »Keine Disziplin!« Er verscheuchte Grace mit einer ungeduldigen Handbewegung.
»Vielleicht haben die Menschen hier niemals so etwas wie Disziplin gebraucht«, entfuhr es Fanny. Sie setzte sich und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Sie waren vielleicht ohne all das, was dir so wichtig ist, ganz glücklich. Jedenfalls bis die Weißen ihnen ihr Land weggenommen haben.«
Ludwig starrte sie verblüfft an, dann brach er in Gelächter aus. »Das ist gut, das ist wirklich gut, Charlotte. Du hast recht, und genau deshalb leben sie hier immer noch wie die Barbaren. Höchste Zeit, dass wir sie mit den höchsten Errungenschaften unserer Kultur bekannt machen. Denn darin sind wir uns doch einig, nur Disziplin schafft Kultur, oder? Stell dir mal unser kaiserliches Heer vor, mit lauter Negern, die vor jedem Schuss erst ihre Ahnen befragen!« Er krümmte sich vor Lachen. Fanny beobachtete ihren Mann. Sie fragte sich, ob ihre Dienstboten ihn hören konnten und ob sie verstanden, was Ludwig sagte. Er goss zwei Tassen Tee ein und reichte ihr dann eine davon, die sie in einem Rutsch austrank. »Das schmeckt sehr gut, was ist das?«
Ludwig nahm auch einen Schluck. »Keine Ahnung, da müssen wir Martha fragen.«
»Woher kommen unsere Dienstboten?«, fragte Fanny.
»Ich habe nur die Besten für dich besorgt. Und das war gar nicht so einfach, denn ich wollte welche, die Deutsch verstehen.« Er sah sie an und zwinkerte listig. »Dafür würden die meisten Frauen hier in Deutsch-Südwest ihren Männern die Füße küssen. Die drei sind ehemalige Sklaven, die von der Gräfin Maria Theresia Ledóchowska für katholische Missionen freigekauft worden sind, und dort habe ich sie gegen eine Spende an die Mission bekommen. Eine erhebliche Spende!«
Fanny schauderte. »Die drei waren Sklaven?« Grace und Zach waren ihr so jung vorgekommen. »Wie das, die Sklaverei ist doch längst abgeschafft?«
»Auf dem Papier, meine Liebe, auf dem Papier, hier in Afrika dauert das aber alles seine Zeit.« Ludwig zwirbelte stolz seinen Schnurrbart. »Ich habe sie über einen Kontaktmann besorgen lassen. Erstens dachte ich, es würde dir gefallen, dass ich Menschen befreie und dir das zur Hochzeit schenke. Und zweitens sind ehemalige Sklaven viel bessere Arbeiter als Eingeborene, die immer frei waren. Die wissen es viel mehr zu schätzen, einen Arbeitgeber zu haben, der so großzügig ist wie ich.«
»Und was hat diese Gräfin damit zu tun?«
»Diese österreichische Gräfin kämpft gegen den Sklavenhandel, den es immer noch in ganz Afrika gibt.«
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