Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
Vom Netzwerk:
wirklich, was er da sagt, und wenn ich ihn frage, worin mein ungebührliches Verhalten denn bestanden hätte, wird er es entweder als Schuldeingeständnis betrachten oder als Zeichen dafür, dass ich keine Ahnung habe und seine Erziehung brauche. Und wenn ich ihn frage, ob es denn richtig ist, wenn sich Ehemänner so brutal benehmen wie er, wird er darin wieder ein Zeichen meiner Frechheit sehen. Was also kann ich sagen? Sie erinnerte sich plötzlich daran, wie John sie in Swakopmund aus dem Meer an den Strand getragen hatte, so behutsam, so freundlich. Niemals, da war sie sicher, würde er eine Frau misshandeln, dazu hatte er viel zu viel Würde in sich. Ja, es war würdelos, wenn ein Mann seine Frau vergewaltigte.
    »Ich nehme an«, in Ludwigs Stimme schwang ein triumphierender Unterton mit, »dein Schweigen bedeutet, dass du dir darüber im Klaren bist, wie recht ich habe.«
    »Nein, da irrst du dich, Ludwig. Dein Verhalten mir gegenüber ist respektlos und beleidigend. Selbst wenn dir deine Eltern nur sehr wenig aus dem Neuen Testament beigebracht haben sollten, dann weißt du doch trotzdem, dass es nicht akzeptabel ist, anderen Schmerzen zuzufügen.«
    »Wenn es zu ihrem Besten ist, aber durchaus«, hielt er dagegen.
    »Was du getan hast …« Fanny verstummte. Ach was, dachte sie, ich rede die ganze Zeit drum herum, dabei muss ich das Unrecht beim Namen nennen. Sie holte tief Luft und spie ihm die Worte entgegen. »Diese gemeine Vergewaltigung war nicht zu meinem Besten und wird es auch nie sein. Ich bin kein Hund und wünsche auch nicht so behandelt zu werden. Du hast mir das schon einmal angetan. Damals auf dem Pad dachte ich, es wäre der Alkohol, der deine schlechten Seiten herausgebracht hat. Aber jetzt weiß ich, es macht dir Freude. Wenn du das noch einmal tust, werde ich dich verlassen.« Fanny hatte noch nicht ausgesprochen, da lachte Ludwig schon spöttisch und fragte sie, wohin sie denn dann wolle. »In die Namib? In die Kalahari? Zurück nach Berlin?«
    »Ich finde einen Weg. Vielleicht gehe ich zum Richter nach Windhuk, vielleicht zu dem Missionarsfreund deines Vaters. Und ich werde überall erzählen, dass du Frauen nur mit Gewalt besteigen kannst.«
    »Du drohst mir?« Sein Blick war so mörderisch, dass Fanny eine Gänsehaut über den Rücken lief und sie merkte, wie ihre Knie zu zittern begannen.
    Ludwig war weiß im Gesicht, seine Hände zu Fäusten geballt.
    »Niemand droht mir!«
    Noch ein falsches Wort, das spürte Fanny, und ihre Ehe wäre gescheitert, würde sie beide für immer im Vorhof der Hölle schmoren lassen. Sie sollte ihn lieber besänftigen, statt ihn weiter gegen sich aufzubringen. Fanny machte einen Schritt auf ihren Mann zu.
    »Ludwig«, sagte sie und versuchte ein Lächeln, »Ludwig, niemand droht dir. Du hast mich sehr verletzt, und ich bitte dich, es nicht wieder zu tun. Um nichts anderes geht es mir. Ich möchte deine Söhne in Liebe und Freude empfangen, und ich möchte, dass sie in einem friedlichen Zuhause aufwachsen. Wie sollen sie denn sonst zivilisierte Menschen werden?« Sie verachtete sich für ihr unterwürfiges Benehmen, aber solange sie keinen wirklichen Plan hatte, brauchte sie seinen guten Willen.
    Ludwigs Fäuste entspannten sich, und in sein Gesicht kehrte Farbe zurück. Er schluckte mehrfach so stark, dass Fanny seinen Adamsapfel anstarren musste, dann nagte er an seiner kaum sichtbaren Oberlippe.
    »Charlotte«, sagte er schließlich mit rauer Stimme. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.« Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Plötzlich kam es mir so vor, als wärst du mein schlimmster Feind. Nur angetreten, mich zu demütigen. Doch mir ist nun klar geworden, dass ich dir unrecht getan habe. Du hast recht: Als Mutter meiner zukünftigen Kinder habe ich dich respektvoll zu behandeln. Es tut mir leid.«
    Heute Morgen noch wäre Fanny mit dieser Entschuldigung mehr als zufrieden gewesen, hätte vielleicht sogar Mitleid mit seiner Unbeherrschtheit gehabt, aber jetzt nicht mehr. Sie spürte zwar, wie ernst es ihm im Augenblick war, doch das änderte nichts daran, dass sie vor ihm auf der Hut bleiben musste, wenn sie an Leib und Seele gesund bleiben wollte.
    Er kam auf sie zu und nahm sie in seine Arme, nun erstaunlich behutsam und liebevoll, als wäre das alles nie passiert, doch seine Umarmung erreichte ihr Herz nicht mehr.

13
    L udwig war in den folgenden Wochen so freundlichund respektvoll zu Fanny, dass es ihr Angst machte. Es gelang ihr

Weitere Kostenlose Bücher