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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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nicht, diese beiden Seiten von Ludwig zusammenzubringen, es mussten zwei Seelen in seiner Brust wohnen. Er kritisierte allenfalls noch ihren Umgang mit den Dienstboten, da er fand, dass sich eine Charlotte Falkenhagen nicht so gemein mit ihnen machen sollte.
    Nach einer Woche legte er sich wieder zu ihr ins Bett, gab sich große Mühe, liebevoll zu sein, und wenn Fanny nicht berührt werden wollte, ließ er sofort von ihr ab. Das gab ihr ein wenig Vertrauen zurück, und nach einiger Zeit erlaubte sie ihm wieder alle Freiheiten. Doch ein kleiner Rest von ihr blieb immer auf der Hut.
    Ludwig kannte ihren Zyklus besser als sie selbst, und er war auch diesmal enttäuscht, als ihre Regel einsetzte. Es gelang ihm nur sehr schlecht, sein Missfallen darüber zu verbergen.
    Mittlerweile hatte Fanny die Farm voll im Griff, und Ludwig war stolz auf ihre Fähigkeiten. Wenn nun überraschend Besuch kam, schöpfte Fanny aus ihrer vollen Vorratskammer und war in der Lage, köstliche Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen. Das sprach sich herum, und so waren ständig Gäste zu Besuch. Soldaten, durchreisende Kaufleute und leider auch immer wieder Hermann, der nicht müde wurde, Fanny mit Fragen zu belästigen.
    Glücklicherweise war Ludwig immer da gewesen, wenn Hermann aufgetaucht war, und Fanny hoffte sehr, dass Hermann nie kommen würde, wenn sie allein war.
    Auch Daphne erschien öfter, meistens bat sie um Medikamente für die Mission. Sie war ausgebildete Krankenschwester, und Fanny nutzte jede Gelegenheit, mit ihr über Krankenpflege zu sprechen, um das Wissen, das sie im Kloster erworben hatte, noch zu vertiefen. Doch Daphne war nur dann redselig, wenn Ludwig in der Nähe war. Ludwig hingegen verstummte völlig in Daphnes Gegenwart.
    Es war mittlerweile schon Juni, und Ludwig war nach Mariental aufgebrochen, um dort von einem befreundeten Händler Damaraschafe zu kaufen, die viel weniger zu fressen brauchten als die Rinder und außerdem schönes Fell lieferten, das sich gut verkaufen ließ.
    Auch Fanny schätzte diese Schafe, weil sie aus ihrem Schwanzfett gutes Fett zum Kochen gewinnen konnte. Dazu zog Fanny ihnen nach dem Schlachten den Schwanz ab, hackte und schmorte ihn. Das Fett, das sich dabei absetzte, schöpfte sie ab und verwendete es als eine Art But terersatz. Sie hatte einmal um Ludwigs willen versucht, selbst Butter herzustellen, indem sie Sahne in einem Einmachglas hin- und hergeschüttelt hatte, aber das war ihr zu mühsam. Außerdem war sie sich lächerlich vorgekommen, weil Martha und Grace ihr Kichern nur mühsam zurückhalten konnten. Ihr Versuch, die beiden dafür abzustellen, war kläglich gescheitert – entweder fiel ihnen das Glas aus der Hand, oder sie probierten so oft, ob die Sahne schon Butter geworden war, dass am Ende nichts übrig blieb. Wenn Fanny sich im Kloster so ungehorsam oder unwillig gezeigt hätte wie Grace und Martha, dann hätte man sie tagelang dafür bestraft. Ihr war klar, dass die beiden sich extra einfältig anstellten, um sich so ihren Anordnungen zu widersetzen. Aber sie wusste nicht, wie sie dieses Verhalten ändern sollte, obwohl Ludwig und auch Maria von Imkeller, die sie ständig mit Briefen bombardierte, diesbezüglich eine einfache Lösung parat hatten. Maria beschrieb ihr ausführlich, wie leicht es sei, ihre Dienstboten zu dressieren, nämlich mit ihrer Reitpeitsche.Aber das lehnte Fanny ab. Niemals würde sie anderen antun, was sie im Kloster erlebt hatte.
    Etwas in ihrer Seele verstand Martha und Grace nur allzu gut. Warum sollten sie sich krumm und lahm für sie arbeiten, wenn es doch anders auch ging. Ihre Stämme waren freie Nomaden gewesen, bis die Missionare und dann die Kaufleute gekommen waren, um ihnen die »wahre« Kultur beizubringen und sie zu Christen zu machen. Mit welchem Recht, dachte Fanny oft, mit welchem Recht?
    Insgeheim wünschte sie sich, sie könnte John um Rat bitten, aber sie bekam ihn nie zu Gesicht. Als sie sich bei Ludwig einmal nach ihm erkundigte, reagierte ihr Mann so ungehalten, dass sie sich vornahm, ihn nicht mehr zu fragen.
    Immer wieder sah sie in den Gesichtern der Eingeborenen, für wie überflüssig sie viele Arbeiten hielten. Manchmal fragte sich Fanny auch, warum eigentlich alle in diesem staubigen Land in weißen Kleidern herumlaufen mussten, die sofort wieder schmutzig aussahen, oder warum alle Kartoffeln essen wollten, die es hier nicht gab. Das Korsett, das ihr nach dem Kloster wie eine Befreiung vorgekommen war, erschien ihr

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