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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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zu mir wagst, sollst Du nie bereuen müssen. Ich werde alles tun, um es Dir hier erträglich zu machen, und ich versichere Dir, es ist ein wundervolles Land, ein Land voller Überraschungen, ein Land mit einem Himmel, den Du so blau noch nie gesehen hast.
    Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass es möglich sein könnte, Dich, meine geliebte Braut, mittels einer Annonce zu finden, und doch war es so. Da muss Gott die Hand im Spiel gehabt haben! Denn jedes Wort von Dir hat mich tief in meiner Seele berührt, und ich ersehne nichts dringender als Deine Ankunft hier in Deutsch-Südwest.
    Ich weiß, all das klingt ein wenig überschäumend für einen Mann meiner Profession, doch nein, Liebste, es ist nicht die Hitze Afrikas, die hier aus mir spricht, es ist das ewige, reine Feuer der Liebe …
    Fanny seufzte. In seinen Briefen hatte er Seiten von sich offenbart, die er hier im Verborgenen hielt. Umso mehr beglückte es sie, dass er ihr heute endlich etwas Wichtiges anvertraut hatte, das war eindeutig ein Zeichen dafür, dass es mit ihrer Ehe vorwärtsging. Offensichtlich hatte Charlotte recht gehabt, man lernte den anderen wirklich erst nach der Hochzeit kennen.
    Heute wusste Fanny schon so viel mehr über ihren Mann als noch vor zwei Monaten: Er hatte immer im Schatten seines Bruders gestanden, man hatte ihn in dem Internat misshandelt, und John hatte ihm geholfen. Ludwig hätte Missionar werden sollen, träumte aber davon, Großfarmer zu werden, und studierte trotzdem Medizin. Und nichts davon hatte er je in seinen Briefen erzählt. Keine einzige Silbe!
    Schon allein deshalb würde es wunderbar sein, ihm beim Vorlesen seiner Briefe zuzuhören und ihn dazu befragen zu können.
    Fanny fragte sich, was in ihren Briefen gestanden hätte, wenn sie ihm welche geschrieben hätte. Wie aufrichtig war man überhaupt in solchen Briefen?
    Plötzlich wurde ihr klar, dass sie kurz davor gewesen war, einen schweren Fehler zu begehen. Ludwig könnte sich auch wünschen, dass sie ihm Charlottes Briefe vorlas. Sie kannte keinen der Briefe, die Charlotte geschrieben hatte. Ihre Freundin hatte zwar versichert, dass nichts darin stünde, was Zweifel an Fannys Identität wecken könnte, aber was, wenn doch, wenn sich Charlotte nur wegen des hohen Fiebers nicht mehr daran erinnert hatte?
    Das Ganze war eine sehr schlechte Idee, sie sollte besser nie die Sprache auf diese Briefe bringen.
    Sie schob die Briefe zusammen, stand auf und versteckte sie wieder tief unten in Charlottes Truhe. In diesem Augenblick trat Ludwig ins Zimmer, und sie zuckte zusammen, als würde sie etwas Verbotenes tun.
    »Was machst du da?«, fragte er auch gleich misstrauisch, und als Fanny nicht sofort antwortete, packte er sie am Arm.
    »Antworte, wenn dein Mann dich etwas fragt!«
    »Du tust mir weh!« Was war denn mit ihm? Warum war er so aufgebracht?
    Er ließ ihren Arm los, packte sie stattdessen ganz und schleppte sie zum Bett, wo er sie unsanft absetzte.
    »Also, was versteckst du vor mir?«
    »Nichts, ich habe nur in den Briefen gelesen, die du mir während unserer Verlobungszeit geschrieben hast. Ich liebe sie, weil sie so schön sind.« Als Fanny merkte, dass ihn das nicht besänftigte, fügte sie hinzu: »Ich dachte sogar daran, dich zu bitten, sie mir vorzulesen.«
    Erbost schlug Ludwig mit der Hand neben Fanny aufs Bett. »Was für lächerliche Ideen Weiber haben. Diese Briefe!« Er spie verächtlich auf den Boden. »Romantischer Schwachsinn! Der Speck, mit dem man die Mäuse fängt, nichts sonst! Du solltest mit diesem Kram aufhören und mir endlich eine bessere Frau sein!«
    Fanny setzte sich auf und funkelte Ludwig wütend an. »Soll das ein Scherz sein? Ich arbeite härter als eine Sklavin, um deinen verrotteten Haushalt auf Trab zu bringen, und du behauptest, ich sei dir keine gute Frau?«
    Er schnappte ihre Hände, mit denen sie zornig vor seinem Gesicht herumgefuchtelt hatte.
    »Dass du so viel arbeiten musst, liegt nur daran, dass du zu lax bist mit den Dienstboten. Du greifst nicht durch.«
    »Was soll denn das heißen? Ich versuche, mit ihnen auszukommen.« Fanny verstand überhaupt nicht, was in ihn gefahren war, und wünschte verzweifelt, er würde sich beruhigen.
    Er packte sie fester. »Du versuchst mit ihnen auszukommen ? Was ist denn das für ein elendes Gewäsch? Sie haben dir zu gehorchen. So einfach ist das. So wie du mir gehorchen solltest. Ich hätte dir längst zeigen müssen, wo hier im Haus der Hammer hängt, da hat Hermann in

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