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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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der Tat recht. Gerade die feinen Damen müssen immer wieder dar an erinnert werden. Ich bin eben auch zu lax mit dir. Wie heißt es doch gleich? Wie der Herr, so’s Gscherr.« Während er sich in Rage redete, hielt er mit einer Hand ihre Gelenke gepackt. Mit der anderen öffnete er die Gürtelschnalle und zog den Gürtel aus seiner Hose.
    Fanny erstarrte. Wollte er sie etwa mit dem Gürtel schlagen? Das würde sie sich nicht gefallen lassen. Niemand würde sie je wieder schlagen. Niemand! Sie sprang auf und stieß Ludwig heftig von sich.
    Er schwankte kurz, überrascht von ihrem Angriff, fluchte und richtete sich auf. Dabei rutschten seine Hosen hinunter auf Kniehöhe. Aber bevor Fanny das ausnutzen und weglaufen konnte, legte er seine Arme um sie wie ein Schraubstock und zwang sie aufs Bett. Er versuchte, ihr Nachthemd hochzuschieben, und als ihm das mit einer Hand nicht gelang, riss er kurzerhand einen Streifen herunter, zwang ihre Knie auseinander und drang brutal in sie ein. Während er sich in ihr bewegte, hielt er sie mit einer Hand an den Haaren fest, mit der anderen würgte er ihren Hals, sodass es unmöglich war, ihm zu entrinnen.
    »Widerworte!«, keuchte er in ihr Ohr, »Widerworte, das bin ich nicht gewohnt. Die gibt’s bei mir nicht, ist das klar? Lieg also schön still und mach deine Beine breit für unseren ersten Sohn! Es wird allerhöchste Zeit, dass du endlich schwanger wirst. Erst dann bist du mir wirklich eine gute Frau.«
    Fanny war wie erstarrt. Was passierte hier? Warum tat er ihr das an? Gegen ihren Willen fielen ihr die Worte aus seinem Brief wieder ein: … sollst Du nie bereuen müssen. Ich werde alles tun, um es Dir hier erträglich zu machen …
    Was für eine schändliche Lüge!
    Womit hatte sie diesen Ausbruch von Gewalt verdient? Es wird nicht lange dauern, sagte sie sich, es ist bestimmt gleich vorbei, es dauerte nie lange. Während sie versuchte, sein Keuchen und seine heftiger werdenden Bewegungen auszublenden, überlegte sie fieberhaft, was ihn so wütend gemacht haben konnte.
    Seit der Nacht auf dem Pad hatte er sich nicht mehr so brutal gezeigt, sondern war ganz im Gegenteil sehr zuvorkommend und freundlich, manchmal geradezu zärtlich gewesen, sodass sie geglaubt hatte, sein Verhalten auf dem Pad wäre allein dem Alkohol geschuldet.
    Heute aber war er vollkommen nüchtern. Es gab keine Entschuldigung für sein Verhalten. Keine einzige auf der Welt. Da, er sank über ihr zusammen wie ohnmächtig. Am liebsten hätte sie seinen schweißfeuchten Körper von sich heruntergetreten, aber sie wagte es nicht, aus Angst, seinen Zorn erneut anzufachen. Immerhin wurde der Druck an ihrer Kehle und in ihrem Haar weniger, und sie traute sich, ihren Kopf aus seinen Klauen zu ziehen.
    Plötzlich fiel ihr Maria von Imkeller wieder ein. Der Schmerz, von dem sie gesprochen hatte – war das der Schmerz, den alle Frauen auszuhalten hatten? Sollte das normal sein? Fanny weigerte sich, das zu glauben. Dann müssten sich alle Ehepaare hassen. Sie fühlte sich schrecklich, ihr Unterleib brannte, und ihr Kopf dröhnte. Aber der körperliche Schmerz war nicht so schlimm wie die Demütigung. Was fiel diesem widerlichen Mensch ein, mit welchem Recht behandelte er sie so? Der Zorn gab ihr jetzt die nötige Kraft, um ihn nun voller Ekel wegzuschieben. Er blieb regungslos liegen. Gut. Sie schlich in die Küche, um sich zu waschen, obwohl der Waschtisch mit der Porzellankanne in ihrem Schlafzimmer stand. Aber der Gedanke, dass Ludwig wieder zu sich kommen und sie dabei beobachten könnte, war ihr unerträglich.
    Während sie sich zitternd vor Wut abschrubbte, dachte sie weiter nach. Die Briefe hatten das Fass nur zum Überlaufen gebracht, aber warum? Es waren doch seine Briefe und nicht die eines fremden Liebhabers. Nein, es musste mit dem Internat zusammenhängen, sie hatte mit ihren Fragen Erinnerungen geweckt, die er lieber vergessen würde. Doch das war kein Grund, sie so zu behandeln. Fanny jedenfalls wäre niemals auf den Gedanken verfallen, andere für das Leid zu bestrafen, das ihr im Kloster angetan worden war.
    Trotz der Hitze zog sie nach dem Abtrocknen mehrere Hosen und Hemden übereinander an und wickelte sich in alle Decken, die sie finden konnte. Dann setzte sie sich draußen auf der Veranda in einen der Korbstühle und starrte in die Nacht. Wie immer, wenn sie allein auf der Veranda saß, fühlte sie sich irgendwie nicht wohl, sondern beobachtet, als wäre sie nicht alleine. Es kam ihr vor,

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