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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Ihr Blick schweift über die Gästeschar. Pa ist in seinem Element; nichts genießt er mehr, als von Freunden umgeben zu sein und den großzügigen Gastgeber zu spielen. Bald werden Gin und Tonic oder Wein ausgeschenkt werden, und Dossies köstliche Häppchen werden ihren Auftritt haben. Die Party wird sich in den Abend hineinziehen, und einige der Gäste werden wie selbstverständlich zum Essen bleiben. Auch dafür hat Dossie Vorsorge getroffen.
    Mo seufzt. Ach, wie sehnt sie sich danach, dass Dossie wirklich glücklich wird! Und sie glaubt, dass sie auch glücklich mit Rupert war, aber etwas ist schiefgegangen. Mo beobachtet den hochgewachsenen, eleganten Clem, der mit einem älteren Paar lacht, und fühlt die Erinnerung an seinen Vater wie einen Stich. Wie oft muss das Dossie passieren! Und wie kommt sie damit zurecht, ständig an ihren Verlust erinnert zu werden? Und da ist der kleine Jakey, der zwischen den plaudernden Grüppchen hin- und herläuft, stehen bleibt, um Kuchen anzubieten, und dafür mit Lob und Kopftätscheln überhäuft wird, als wäre er der gute Jonno. Wie bringt Clem es fertig, den Schmerz über den Tod seiner Frau auszuhalten, während er ihr gemeinsames Kind großzieht?
    Sie lässt die Hand sinken und spürt den Kopf des alten Jonno darunter; dankbar streichelt sie ihn und nimmt seinen stillen Trost an. Pa schaut sich um, entdeckt sie und hebt den Arm zu einer fröhlichen Geste. Komm her! Komm her zu mir!, bedeutet er ihr, und sie fasst sich und geht über den Rasen. Der alte Hund trabt hinter ihr her.
    Dossie tritt einen Schritt aus der kleinen Gruppe zurück, dann noch einen und steht allein da, obwohl sie sich bereithält, zu lächeln oder zu nicken, wenn es verlangt wird. Sie sieht sich um und betrachtet das vertraute Bild. Die Sonne ist noch heiß, und der süßliche Duft frisch gemähten Grases liegt in der schweren, warmen Luft. Scharlachrote Fuchsienblüten hängen zart und glockenähnlich an ihren geschwungenen Stielen, und die Blätter der Gerbersträucher leuchten vor dem blassblauen Oktoberhimmel feuerrot. Rauchig blaue und rosaviolette Astern stehen in dicken Büschen vor den grauen Steinmauern.
    »Ist das Wetter nicht himmlisch?« Schwester Emily ist neben sie getreten. »Der Sankt-Lukas-Sommer dauert dieses Jahr lange.« Ihre Augen funkeln Dossie an. »Morgen ist der Festtag des Heiligen. Was für eine Freude!«
    Obwohl ihr das Herz schwer ist, platzt Dossie vor Lachen heraus. »Als wüsste ich das nicht, so wie Janna mir in den Ohren liegt, Ihnen allen etwas Besonderes zu kochen.«
    »Verraten Sie es mir nicht«, sagt Schwester Emily zufrieden. »Ich lasse mich nämlich gern überraschen.«
    »Und wie wird die arme Janna zurechtkommen, wenn das neue Einkehrhaus eröffnet ist?«, fragt Dossie immer noch lächelnd.
    »Unsere liebe Penny kommt wieder.« Schwester Emily stellt sich auf die Zehenspitzen und lässt sich wieder zurücksinken, als könnte sie die Freude nicht zügeln. »Sie hat sich ziemlich gut von ihrer schlimmen Gürtelrose erholt und wird die Küche wieder übernehmen, und ihre verheiratete Tochter hilft bei den anderen Arbeiten. Wir hoffen auch, im Lauf der Zeit die Dorfbewohner stärker einbeziehen zu können – Arbeitsplätze zu schaffen, so etwas.«
    »Verstehe.« Dossie betrachtet sie voller Zuneigung und fühlt sich durch ihre bloße Anwesenheit getröstet. Auch in der ungewohnten Kleidung ist sie immer noch Schwester Emily. »Aber Sie haben ja sicher noch vieles andere zu bedenken. Ich weiß, dass Clem nach seiner Ausbildung vollständig einbezogen sein wird, doch wer wird das Haus wirklich leiten und sich um die Details kümmern?«
    »Wir werden alle zusammenarbeiten«, antwortet Schwester Emily. »So halten wir es auf Chi-Meur, aber wir werden glücklicherweise auch von einer wunderbaren Gruppe aus engagierten Laien und Weggefährten unterstützt. Eine unserer Laienhelferinnen, eine Witwe, die in Padstow lebt, hat sich als Sekretärin und Sachbearbeiterin angeboten. Das Ganze muss natürlich organisch wachsen, und uns werden Fehler unterlaufen, doch wir haben viele Helfer, an die wir uns wenden können. Wir haben sehr großes Glück.«
    »Ja«, meint Dossie. »Und das haben Sie auch verdient.«
    »Und Sie?«, fragt Schwester Emily.
    »Ich?«, gibt Dossie zurück. »Was meinen Sie?«
    »Wie ich höre, starten Sie ebenfalls ein neues Unternehmen. Oder machen zumindest dort weiter, wo Mo und Pa aufgehört haben. Das ist sehr aufregend.«
    »Ja«, antwortet

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