Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
Vom Netzwerk:
aufzupassen«, erklärt sie ziemlich verzweifelt. »Deswegen muss ich euch um Hilfe bitten.«
    Mutter Magda ergreift als Erste das Wort. »Das hat doch auch nie zu deinen Pflichten gehört«, ruft sie aus. »Wie beängstigend das für dich gewesen sein muss! Keiner von uns wäre auch nur auf die Idee gekommen, dass Nicola nachts das Haus verlässt. Ich mag gar nicht daran denken.«
    »Was für ein Glück, dass Janna sie gesehen hat!«, meint Vater Pascal.
    »Großes Glück.« Schwester Ruth reckt beinahe herausfordernd das Kinn und sieht sie alle nacheinander an. »Sie hat sie, wie ich euch schon sagte, zu mir zurückgebracht, und seitdem haben wir beide besser aufgepasst. Aber die Nächte sind zu viel für mich.«
    »In der Remise wird das einfacher sein«, wirft Schwester Emily nachdenklich ein. »Oder …?«
    »Janna hat vorgeschlagen, Schwester Nicola ein Zimmer zwischen ihrem und meinem zu geben.« Sie ignoriert die überraschten Reaktionen und hochgezogenen Brauen. »Und dass wir nachts ein Treppengitter aufstellen, um Unfälle zu vermeiden.«
    »Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee«, sagt Mutter Magda herzlich. »Und das bedeutet wohl auch, dass Janna beschlossen hat, bei uns zu bleiben? Mir gegenüber hat sie nichts davon erwähnt.«
    Sie sieht sich fragend um, aber Vater Pascal und Schwester Emily wiegen schweigend den Kopf und wirken nur erfreut. Schwester Ruths Wangen sind purpurrot angelaufen.
    »Wir haben bloß nebenbei darüber gesprochen«, versetzt sie rasch, »während wir versucht haben, eine Lösung zu finden. Ich möchte Jannas endgültiger Entscheidung nicht vorgreifen. Die Idee mit dem Gitter stammt übrigens von ihr, nicht von mir. Clem hat so eines für Jakey benutzt.« Sie errötet noch tiefer. »Ich will Schwester Nicola nicht herabsetzen, indem ich andeute, dass …« Sie zögert verlegen. »Ich weiß, dass sie kein Kind ist, aber …«
    »Nein, nein, das klingt nach einer sehr praktischen Idee.« Vater Pascal hilft ihr über die Verwirrung hinweg. »Wir müssen dafür sorgen, dass sie sich sicher fühlt, und ich bin ebenfalls der Meinung, dass das Abschließen von Türen nicht zur Debatte steht, solange wir es vermeiden können. Und ich finde, dass Sie sich nicht wegen etwas zu schämen brauchen, das gar nicht zu Ihren Aufgaben gehört.«
    »Allerdings«, pflichtet Mutter Magda ihm bei. »Wir alle sind dafür verantwortlich. Und ich verstehe deine Bedenken bezüglich des Schlüssels. In einem Notfall könnte es katastrophale Folgen haben, wenn der Schlüssel anderswo aufbewahrt wird. Was sollen wir nur unternehmen?«
    »Sie sollten sofort in die Remise ziehen«, schlägt Vater Pascal vor. »Inzwischen ist die Küche fertig und die neue Tür zur Kapelle eingebaut, sodass es nichts gibt, was Sie daran hindert. Jetzt muss nur noch der Obstgarten abgesichert und ein richtiger Weg rund um das Haus angelegt werden. Dann können Sie es leicht durch die Hintertür betreten. Wenn Sie bereit sind, dort einzuziehen, können Ihre Räume hier für Gäste umgestaltet werden.«
    Alle wechseln Blicke. Schwester Ruth, das ist eindeutig, ist nur zu gern bereit, jetzt zu handeln und ihre schwere Verantwortung zu teilen; und Schwester Emily ist wie üblich begeistert über die Aussicht auf ein neues Projekt. Selbst Mutter Magda, die weniger zuversichtlich und wie so oft ängstlich ist, muss zugestehen, dass es an der Zeit ist. Und doch überläuft die drei ein Schauer des Bedauerns, der Trauer und der Erinnerungen an andere Zeiten. Nur Schwester Nicola bleibt teilnahmslos und hat den Mund zu einem leisen Lächeln verzogen, während sie gelassen wartet.
    Vater Pascal sieht die Frauen aufmerksam an. Jetzt ist nicht die Zeit für Plattitüden und beschwichtigende Worte. Diese drei Übriggebliebenen sind zu einem gemeinsamen Moment, der ihnen ganz allein gehört, zusammengerückt. Mutter Magda macht den Anfang.
    »Dies ist in so vielen anderen Gemeinschaften geschehen«, sagt sie leise, »aber für uns bedeutet es viel mehr, als nur in ein anderes Gebäude zu ziehen. Wir beginnen ein ganz neues, eigenes Projekt, für das wir uns aus tiefstem Herzen engagieren. Die Fundamente haben wir bereits gelegt, und nun müssen wir mit Christus als unserem Eckstein darauf aufbauen. Dies ist der allererste Schritt, und wir sollten ihn ohne Vorbehalte tun.«
    Sie nimmt Schwester Emilys Hand, die diese ihr eifrig entgegenstreckt, und die von Schwester Ruth, die leicht verlegen reagiert. Nur einen kurzen Moment lang

Weitere Kostenlose Bücher