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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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sieht, dass seine Gelassenheit sie ein wenig erschüttert hat, ein winziger Schatten des Zweifels im Suchscheinwerfer ihres unfehlbaren Instinkts, und er beeilt sich, seinen Vorteil auszubauen. »Sie war vor längerer Zeit einmal hier, im Frühling«, erklärt er. »Wir haben auf der Wiese Kaffee getrunken, und sie hat mir ihre Menüs gezeigt. Wirklich sehr praktisch. Die Kunden lieben ihren Service.« Er trinkt von dem Wein und zieht ein halb verwirrtes, halb gleichgültiges Gesicht. »Was sie wohl gewollt hat?«
    »Sie sagte, dass sie damit aufhört – mit diesem Tiefkühl-Service. Meinte, sie hätte erfolglos versucht, dich zu erreichen, und dass sie dich nicht zu Weihnachten im Regen stehen lassen wollte.«
    »Ich hatte eine Zeit lang kein Internet«, sagt er beiläufig und verbirgt, wie erleichtert er ist. »Das könnte der Grund gewesen sein. Aber dann war es nett von ihr, dass sie hergekommen ist. Wir haben tatsächlich ein paar Gäste für Silvester, die sich danach erkundigt haben, und das hätte peinlich ausgehen können.«
    Innerlich kocht er. Was in aller Welt hat Dossie hier gesucht? Und wenn sie zurückkommt?
    »Ich finde es nur merkwürdig«, meint Kitty, verschränkt die Arme vor der Brust und hält das Glas in einer Hand, »dass sie hergekommen ist.«
    »Schade, dass sie aufhört!«, überlegt er in dem Versuch, Kitty abzulenken. »Ich schätze, ihre schrulligen alten Eltern haben sie überredet, die Frühstückspension wiederzueröffnen.« Er lacht. »Ich bin ihnen nie begegnet, aber Dossies Eltern gehören zu diesen alten kornischen Familien, die seit Ewigkeiten auf der Halbinsel leben. Sie hatten früher eine Pension, die sie schließen mussten, als sie ein wenig klapprig wurden. Und sie versuchen ständig, Dossie zu überreden, ihre Catering-Firma aufzugeben und die Frühstückspension wieder zu betreiben. Anscheinend wohnt sie mit ihnen zusammen in diesem großen alten Haus drüben in Padstone. Sie ist Witwe.« Er unterbricht sich. »Ihr Sohn ist Geistlicher hier in der Gegend«, setzt er beiläufig hinzu, »auch sehr jung verwitwet, und sie hat einen Enkel. Gott, das klingt wie eine Seifenoper! Scheinen alle ziemlich durchgeknallt zu sein.«
    »Du weißt ja nach nur einer Begegnung eine Menge über sie …«
    »Ach, ich habe sie natürlich ein paar Mal getroffen, wenn sie nach St. Mawes geliefert hat. Terry hält sogar große Stücke auf sie. Wie gesagt, ich bin ihr einige Male begegnet, und sie hat von ihrer Familie erzählt.«
    »Aber du hast nie über deine gesprochen?«
    »Was?« Er ist bestürzt. »Was meinst du?«
    »Sie hat gesagt, sie habe angenommen, ich sei tot.«
    Einen Moment lang bringt er kein Wort heraus. Er spürt, wie das Blut in seinen Wangen pocht, seine Brust schnürt sich zusammen, und er weiß mit absoluter Gewissheit, dass er sich verraten hat. Kittys Augen leuchten kalt, aber ihr Mund verrät, dass sie leidet.
    »Also, hast du ihr das erzählt?« Verachtung liegt in ihrer Stimme, ihr Blick sagt ihm, dass er sie anekelt, dennoch kann sie ihren Schmerz nicht verbergen.
    »Nein«, schreit er. Er stellt das Glas ab und streckt die Arme aus, aber sie weicht mit einer abwehrenden Geste vor ihm zurück.
    »Du hast eine Affäre mit ihr.«
    »Hör mal«, sagt er und lässt die Arme sinken. »Warte.« Verzweifelt versucht er, ein gewisses Maß an Kontrolle zu gewinnen. »Ehrlich, es ist genau so, wie ich gesagt habe, nur dass Dossie eine dieser Frauen ist, die bei der Arbeit gern ein bisschen flirten, und … na ja, du weißt ja, wie das ist, Liebling.« Er breitet die Hände aus und setzt seine Lausejungen-Miene auf. Kann ich etwas dafür, wenn die Frauen für mich schwärmen?, sagt dieser Blick, der um Verständnis und Vergebung bittet.
    Sie starrt ihn an. »Dann hast du ihr also vorgemacht, ich sei tot.«
    »Nein«, brüllt er. »Nein. Ich habe dir doch gesagt … «
    »Okay. Du hast sie in dem Glauben gelassen.«
    »Nein. Woher soll ich wissen, was sie glaubt? Wir haben nie darüber geredet.«
    »Warst du im Bett mit ihr?«
    »Was? Ach, um Gottes willen …« Da kann er sich aufplustern, wie er will, es nützt nichts. Kitty wendet sich ab und greift nach ihrer Tasche. »Was machst du?«
    »Ich fahre zurück nach Bristol. Ich kann deinen Anblick keinen Augenblick länger ertragen.«
    Er vertritt ihr den Weg. »Sei nicht so töricht, Liebling! Das ist verrückt. Bitte, hör mir einen Moment zu!«
    »Ich will nichts mehr hören. Du ekelst mich an. Und komm bloß nicht in die

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