Der Duft des Apfelgartens
während sie sich mit Rupert getroffen hat, diese andere Frau gegeben; jemanden, der ihn vermisst und zu dem er an den Wochenenden fährt.
Als sie die Haustür öffnet, hört sie einen Wagen. Mit wild pochendem Herzen schließt sie die Tür hinter sich, nimmt den Schlüssel, rennt an den Hinterausgang und schiebt ihn mit zitternden Fingern wieder unter den Stein. Sie hat gerade wieder den Weg erreicht, als ein kleines Auto vor dem Cottage anhält.
Die Frau, die aussteigt, ist schmal, dunkel und elegant. Kitty, die Frau vom Foto. Sie greift in den Wagen, um ihre Tasche zu holen, knallt die Tür zu und kommt mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem fragenden Lächeln, das beinahe arrogant wirkt, auf Dossie zu. Ihre Haltung ist so selbstbewusst, dass Dossies Beine sie kaum noch tragen. Die andere ist sichtlich überzeugt davon, hier die Hausherrin zu sein.
»Kann ich Ihnen helfen?«, ruft sie. Ihre Stimme klingt kühl, und Dossie muss allen Mut zusammennehmen, um ihr Lächeln ruhig und gelassen zu erwidern.
»Hallo«, gibt sie beiläufig zurück. »Nein, nicht wirklich. Ich hatte nach Rupert gesucht.«
»Ach, ja?« Die scharfe Frage ist beinahe beleidigend. »Ich bin seine Frau. Kann ich etwas für Sie tun?«
»Seine Frau? « Dossie ist so schockiert, dass sie ihre ohnehin schwache Fassung verliert. »Aber Ruperts Frau ist tot. Jedenfalls …«
Es ist klar, dass die andere jetzt ebenso schockiert ist wie Dossie. »Tot?« Sie stolpert über das Wort und wirkt beinahe verängstigt, als wäre etwas Schreckliches geschehen, als hätte Dossie sie verflucht. So bestürzt sieht sie aus, dass Dossie das Bedürfnis hat, sie zu beruhigen. Sie versucht, ein gewisses Maß an Beherrschung zurückzuerlangen.
»Das war nur ein Gerücht, das mir ein gemeinsamer Bekannter über ihn erzählt hat«, sagt sie und schiebt die zitternden Hände in die Taschen. »Es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung, ob das stimmte oder nicht.« Sie versucht, schnell zu denken, denn sie ist nicht in der Lage, dieser Frau die Wahrheit in das kreidebleiche, entsetzte Gesicht zu schreien. »Ich habe versucht, ihn zu kontaktieren, leider vergeblich. Vielleicht funktioniert sein Internet nicht. Ich habe in letzter Zeit Tiefkühl-Mahlzeiten für Ferienhäuser geliefert, auch ein paar Mal an Rupert. Aber ich biete diesen Service jetzt nicht mehr an und wollte ihm rechtzeitig vor Weihnachten Bescheid geben.«
Die Frau schaut immer noch schockiert und feindselig drein, doch Dossies Zorn flammt plötzlich erneut auf. »Vielleicht könnten Sie ihm das weitergeben? Dossie Pardoe. Er weiß, wer ich bin.«
Sie tritt um die andere herum und an ihren eigenen Wagen; jetzt will sie nur noch weg. Sie klettert hinein, gerät kurz in Panik, als sie ihre Tasche nicht sieht – hat sie sie im Haus gelassen? Doch dann findet sie sie auf dem Boden, hebt sie auf und tastet nach den Schlüsseln, die noch im Zündschloss stecken. Sie setzt zurück, manövriert um den Wagen von Ruperts Frau herum und fährt heftig zitternd und viel zu schnell davon.
Kitty schaut dem Auto hinterher, bis es nicht mehr zu sehen ist. Dann geht sie ins Cottage und schließt die Tür hinter sich. Das Zusammentreffen hat sie erschüttert, und der Anblick der Frau war ein Schock. Blond, hübsch, wohlgeformt – genau die Art Frau, die Rupert mag, auch wenn er das immer abstreitet. Kitty steht in der Diele, beißt sich auf die Lippen und nimmt ihre Umgebung kaum wahr. Warum ist die Frau hierhergekommen? Woher weiß sie überhaupt von dem Cottage? Hier gibt es keine Feriengäste, die ihren Tiefkühl-Service in Anspruch nehmen könnten. Und währenddessen hallt das Wort durch ihren Kopf: tot . Wie ist sie nur darauf gekommen, dass Ruperts Frau tot ist? Wer würde so etwas Schreckliches sagen?
Dossie Pardoe. Kitty erinnert sich vage daran, dass Rupert die Idee mit den Tiefkühl-Mahlzeiten vor längerer Zeit erwähnt hat, aber von der Frau hat er nichts gesagt. Sie drückt die Tür zum Wohnzimmer auf und ist froh, dass das Feuer brennt. Jetzt braucht sie Behaglichkeit und Wärme, und sie öffnet die Ofentür und legt noch Holz nach.
Durch die Diele geht sie in die Küche und sieht sofort die Geburtstagskarten und das Foto. Rupert hat sie eindeutig nicht vor hübschen blonden Besucherinnen versteckt. Trotzdem wollen Kittys Beklemmung und ihr Entsetzen nicht weichen. Sie geht nach oben, sieht nach, welche Veränderungen er vorgenommen hat, und hält auch aufmerksam Ausschau nach anderen Indizien,
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