Der Duft des Apfelgartens
Irgendwie würden wir schon zurechtkommen.«
In diesem Moment wäre sie am liebsten in Tränen ausgebrochen. Stattdessen legte sie die Arme um ihn und drückte ihn fest; und er tätschelte ihr tröstend die Schulterblätter, die größte Annäherung an eine Umarmung, zu der Clem fähig ist.
Jetzt denkt Dossie über den Anruf von eben nach. Eine Gruppe, die sich für eine Woche in einem der Ferienhäuser für Selbstversorger in der Nähe von Port Isaac einquartiert hat, fragt an, ob sie nicht ein paar Mahlzeiten kochen könne, um sie in den Tiefkühlschrank zu stecken. Das ist ihr neues Projekt. Freunde und Kunden, die Ferienhäuser vermieten, empfehlen sie in ihren Broschüren und auf ihren Websites an Selbstversorger, die es sich nicht leisten können, ständig essen zu gehen, sich aber auch nicht die Mühe machen wollen, selbst zu kochen. Das Geschäft läuft gut an. Sie setzt sich, sieht die Notizen durch, die sie sich zu möglichen Menüs gemacht hat, und fängt an, Listen zu schreiben. Das Telefon klingelt.
»Hallo?« Eine Männerstimme. »Könnte ich wohl mit Dossie Pardoe sprechen?«
»Ich bin am Apparat.«
»Oh, großartig. Sie kennen mich nicht, aber ich habe Ihre Nummer von den Besitzern des Ferienkomplexes in Port Isaac …«
Dossie beginnt zu lachen. »Was für ein Zufall. Die haben mich gerade beauftragt, einen ihrer Gäste mit Mahlzeiten für eine Woche zu versorgen.«
»Oh, also so etwas.« Seine Stimme klingt eifrig. »Genau deswegen rufe ich an. Die Idee ist absolut brillant, und ich frage mich, ob ich mich da anschließen kann. Ich besitze etliche Ferienhäuser, obwohl die eher im Süden liegen – auf der Roseland-Halbinsel in der Umgebung von St. Mawes –, doch wenn Sie bereit sind, so weit zu fahren, würde ich gern als zusätzlichen Service einen vollen Tiefkühlschrank anbieten.«
»Sicher, warum nicht?« Ihr gefällt der Klang seiner Stimme. »Ich bin es gewöhnt, in ganz Cornwall herumzufahren.«
»Fantastisch. Und wie kann ich mich dafür anmelden?«
»Besonders kompliziert ist das nicht. Normalerweise stelle ich zuerst gern ein paar Recherchen an.«
»Natürlich. Wie funktioniert das? Sie könnten sich meine Webseite ansehen …« Ein Zögern. »Oder vielleicht könnten wir uns treffen …?«
»Das könnten wir.« Sie versucht, nicht allzu eifrig zu klingen. »Hören Sie, haben Sie eine Website? Ich schaue sie mir an, und dann rufe ich Sie zurück.«
»Prima.« Er nannte ihr die Adresse. »Und Sie können sich bei Chris in Penharrow nach mir erkundigen. Ich will Ihnen nichts vormachen; er ist kein Freund von mir, sondern nur ein entfernter geschäftlicher Bekannter. Aber es ist so eine Art Referenz.«
»Das mache ich.«
»Gut. Haben Sie etwas zum Schreiben …?«
Als Dossie auflegt, kommt Mo in die Küche. Vor ihr läuft ein großer schwarzer Labrador her. Ausnahmsweise ist John the Baptist – der nach Johannes dem Täufer benannt ist, weil er bei jeder Gelegenheit ins Wasser springt – einigermaßen trocken, und Dossie bückt sich, um ihn zu streicheln, und murmelt ein paar Lobesworte.
»Endlich hat es aufgehört zu regnen«, sagt Mo. »Wir haben einen wunderschönen Spaziergang durch die Felder unternommen. Pa zieht sich gerade die Stiefel aus und reibt Wolfie ordentlich ab. Er hat einen Dachsbau gefunden. Du siehst sehr fröhlich aus, Liebes.«
»So fühle ich mich auch. Sieht aus, als hätte ich einen neuen Auftraggeber, und außerdem habe ich eine Bestellung über Mahlzeiten für eine Woche in Penharrow.«
»Das ist wundervoll.« Als Mo ihre Fleece-Mütze abnimmt, steht das aschblonde Haar ihr wie Federn um den Kopf. Selbst mit Mitte siebzig ist sie eine starke Persönlichkeit; ihre kleine Gestalt strahlt Kraft und Entschlossenheit aus. Sie wärmt die Hände am zugeklappten Deckel des Herdes und lächelt ihrer Tochter über die Schulter zu. »Ich finde, Jonno hat einen Hundekuchen verdient, meinst du nicht? Er ist so ein braver Junge gewesen und hat jeder Versuchung durch Wasser widerstanden, nicht wahr, Jonno? Ich glaube, er spürt sein Alter, und es ist nicht mehr ganz so spannend, nass bis auf die Haut zu werden.«
Der alte Hund drängt sich an sie und legt sich neben den Ofen, und Dossie bringt ihm ein paar Hundekuchen, die er dankbar zerbeißt. Wolfie kommt wichtig hereingewuselt und saust herbei, um festzustellen, was für Leckerchen ausgeteilt werden. Pa folgt ihm. Er ist kaum größer als Mo und hält sich gerade, wenn er auch seit seinem Schlaganfall
Weitere Kostenlose Bücher