Der Duft des Apfelgartens
und sie machen sich weder aus uns noch aus dem Court etwas. Und was wird dann aus Dossie? Doch Adam ist unser Sohn, und wir lieben ihn. Und wenn wir es beiden vererben, Dossie und ihm, dann könnte sie es sich nicht leisten, ihn auszuzahlen, und was würde sie dann anfangen? Es ist ihr Zuhause.«
Ganz langsam, unter Schmerzen, steht Mo auf, klopft ihre abgeschabte, verwaschene marineblaue Cordhose ab und betrachtet beifällig das elegante, hübsche Blumenarrangement; das Cremeweiß zusammen mit dem dunklen Rosa. Sie streckt ihre verkrampften Gliedmaßen und wendet sich ab, um über die Friedhofsmauer zum fernen schimmernden, glitzernden Meer zu sehen. In den Feldern wiegen sich hohe, fedrige Gräser und leuchtend gelbe Butterblumen im Wind und glänzen im Sonnenschein wie das glatte Fell eines großen, gesunden Tieres. Sie spürt die Sonne warm auf den Schultern und saugt den Duft des Weißdorns und des frisch gemähten Grases ein. Auf seltsame Weise fühlt sie sich getröstet, als stünden diese energischen, zähen ehemaligen Hüter des Court noch in den Schatten, um sie zu leiten und zu beschützen. Sie hebt die verwelkten Stängel auf, knickt sie, drückt sie zusammen und steckt sie in eine Plastiktüte, die sie in die Tasche ihrer Daunenweste stopft. Sie geht unter der großen Eibe hindurch und zum Tor, und dort lächelt sie erfreut, weil auf der anderen Seite der Straße, in die die Auffahrt mündet, Pa steht und Wolfie und John the Baptist an der Leine führt.
»Dachte, wir könnten dich abholen«, sagt er, als sie die Straße überquert und auf sie zukommt. »Die Hunde haben dich vermisst.«
Sie schlagen erneut den Fahrweg ein, und er lässt John the Baptist und Wolfie frei, die aufgeregt um Mo herumspringen, als wäre sie tagelang fort gewesen, und dann brechen sie alle zusammen nach Hause auf.
Die Versammlung ist vorüber. Schwester Ruth geht mit Schwester Nicola hinaus. Schwester Emily folgt ihnen, während Vater Pascal leise mit Mutter Magda spricht, die am Tisch steht und die Papiere ordnet. Janna huscht in Richtung Küche, um mit den Vorbereitungen für das Mittagessen zu beginnen, und Clem schließt sich ihr an.
»Also dann. Jetzt wissen wir Bescheid.« Er schließt die Tür und lehnt sich an den Tisch.
»Das ist furchtbar. Ach, die arme Mutter Magda! Diese Aussichten scheinen sie ganz krank zu machen.« Janna geht zum Spülbecken und beginnt, die winzigen jungen Kartoffeln, die Clem vorhin aus dem Garten mitgebracht hat, abzuschrubben. Neben der Kasserolle liegt frisch gepflückte Minze.
»Aber wahrscheinlich kommt es auf gewisse Weise gar nicht so überraschend. Den Schwestern muss klar gewesen sein, dass sie nicht ewig so weitermachen können. Gleichzeitig bin ich jedoch nicht auf die Idee gekommen, sie könnten Chi-Meur verkaufen.«
»Was haben Sie denn gedacht?«
»Ich bin einfach davon ausgegangen, sie könnten Schwestern aus einer anderen Gemeinschaft herholen. Kommt heutzutage ständig vor. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass sie diejenigen wären, die anderswo hingehen. Dumm von mir.«
Sie sprechen wie immer sehr leise; aber heute Morgen kommen sie sich dabei wie Verschwörer vor.
»Nein, ich bin dumm. Ich habe überhaupt nie darüber nachgedacht. Mir kam das alles ziemlich normal vor; ich fand nur, dass sie irgendwann ein paar mehr Hilfskräfte brauchen würden. Schließlich fühlt es sich einfach großartig an, wenn wir Gäste haben und das Haus voll ist. Ich weiß, dass wir die Grenzen des Machbaren erreicht haben, doch ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, sie müssten verkaufen und fortgehen. Das ist schrecklich. Sie leben schon so viele Jahre hier. Dies ist ihr Zuhause . Es in ein Hotel zu verwandeln …«
Clem sieht, dass sie den Tränen nahe ist, weiß aber nicht, wie er sie trösten soll.
»Ich fand es genial, als Schwester Emily sagte, solange noch eine einzige Nonne in Chi-Meur wohne, sei das hier eine Klostergemeinschaft. Meinen Sie nicht?«
Janna fährt sich schnell mit der Hand über die Augen, nickt und lächelt verhalten bei dem Gedanken an diese beherzte Bemerkung.
»Aber sie müssen nach vorn sehen«, fährt er nachdenklich fort. »Natürlich müssen sie das; dennoch muss es eine Möglichkeit geben, damit Chi-Meur überleben kann.«
»Wie?« Hoffnungsvoll sieht sie ihn an. »Sie könnten Dossie fragen. Sie ist immer so voller guter Ideen und Pläne. Und Pa und Mo.«
»Niemand soll davon erfahren, bis der Visitor hier gewesen ist, hat Mutter Magda
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