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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Kinder von ihm bekommen, sie wollten nur etwas Aufregung – und er war bereit, ihnen die zu bieten.
    Er konnte sofort beurteilen, welche von ihnen die Regeln verstanden, und bis jetzt hat er die Lage nur ein einziges Mal falsch eingeschätzt. Bei dieser Gelegenheit hatte er schnell denken und sich herausreden müssen. Er legt das Handy ins Handschuhfach und verzieht bei der Erinnerung ein wenig das Gesicht. Das Mädchen war in dem Cottage aufgetaucht, das Kitty und er gerade renovierten, und hatte eine Szene gemacht. Irgendwie hat er sich da herausgewunden, doch seitdem ist Kitty wachsam, und er ist vorsichtig, sehr vorsichtig geworden. Er liebt Kitty und will sie nicht verlieren. Sie ist seine Frau, und alles andere ist nur ein bisschen Spaß und hat nichts mit seiner Ehe zu tun. Tatsache ist einfach, dass er Frauen mag; er genießt ihre Gesellschaft und geht gern mit ihnen ins Bett. Manche Männer müssen sich jedes Jahr ein neues protziges Auto kaufen, Designerkleidung oder eine Rolex tragen, die Tausende gekostet hat. Rupert macht sich nichts aus alldem. Er liebt einfach die Spannung der Jagd, den puren Spaß an Zug und Gegenzug und der schlussendlichen Kapitulation – solange beide Teile sich über die Regeln klar sind.
    Und Dossie … Beim Gedanken an sie lächelt er. Sie ist eine ganz Liebe, aber nicht die Art Frau, der er normalerweise nachstellt. Das Wichtige ist, sie nicht zu drängen, behutsam vorzugehen. Für gewöhnlich gibt er sich nicht mit Frauen wie Dossie ab. Er lässt sie in Ruhe und wählt lieber den leichteren Weg. Das Problem ist, dass er sie nicht aus dem Kopf bekommt; sie geht ihm unter die Haut.
    Rupert startet den Motor, fährt vom Parkplatz und summt den Song von Cole Porter mit. Er ist glücklich.

Pfingsten
    »Was ist los?«, will Janna von Clem wissen. »Warum sind wir beide heute Morgen zur Kapitelversammlung eingeladen? Werden wir gefeuert?«
    »Unwahrscheinlich, dass wir entlassen werden. Es gibt so viel Arbeit und niemanden sonst, der sie tut.«
    Sie stehen zusammen neben der Wohnwagentür. Beide sind verwirrt und nervös. Der Obstgarten ist so voller Glockenblumen, dass die alten Bäume knöcheltief in einer strahlend blauen Lagune zu stehen scheinen. Irgendwo über ihnen gleiten kreischend Mauersegler dahin.
    »Was würden Sie tun?«, fragt sie. »Ich meine, wenn wir gehen müssten.«
    Clem holt tief Luft; er sieht nach oben ins Laubwerk und weiß nicht recht, was er antworten soll.
    »Es klingt verrückt, doch darüber habe ich noch nie nachgedacht. Nicht auf diese Art jedenfalls. Ich habe mich schon gefragt, ob ich meine Ausbildung wieder beginnen und hoffen soll, für die Ordination vorgeschlagen zu werden, aber so intensiv ich auch darüber nachgedacht habe, wäre ich doch nie auf die Idee gekommen, einfach packen und gehen zu müssen. Ich war überzeugt davon … hierhergeführt worden zu sein.« Er zögert, aber er weiß, dass Janna ihn verstehen wird – sie wird weder spotten noch seine Gefühle ins Lächerliche ziehen. »Es schien so richtig zu sein; alles passte so perfekt zusammen. Deswegen kommt es mir … nun ja, undenkbar vor, dass wir, Jakey und ich, plötzlich keinen festen Halt mehr haben sollen. Wieder einmal.«
    Clem beißt die Zähne zusammen, und sie sieht seine Wangenmuskeln zucken. Er wirkt ärgerlich und verwirrt, und das ängstigt sie noch mehr.
    »Sie könnten doch bei Dossie unterkommen, oder?«, fragt sie schüchtern. »Nur für eine Weile. Und außerdem ist vielleicht gar nichts. Nur so eine Art Kontrolle, ob wir zurechtkommen und wie wir uns die Zukunft vorstellen.«
    »So klang es aber nicht, oder? Ich habe das Gefühl, Mutter Magda hat gewartet, bis sie uns beide in einem Moment erwischen konnte, in dem wir sehr beschäftigt waren, damit wir keine Gelegenheit hatten, ihr Fragen zu stellen. Sie wirkte ein wenig angespannt.«
    Janna nickt. »Und dann noch so kurzfristig.«
    Clem schaut auf sie hinunter, und plötzlich ziehen seine schmalen blaubraunen Augen sich amüsiert zusammen, und er scheint seine Furcht abzuwerfen. »Sie wollte nicht, dass wir genau das hier tun: die Köpfe zusammenstecken und zu erraten versuchen, worum das alles geht.«
    Janna fühlt sich gleich besser. »Es wird schon in Ordnung sein. Natürlich wird es das. Vater Pascal hat nichts gesagt, oder?«
    Clem schüttelt den Kopf. »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das viel bedeutet.« Er wirft einen Blick auf die Uhr. »Sollen wir dann gehen? Es ist fast so weit.« Er

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