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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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gesagt.«
    »Ich habe noch nie von dem Visitor gehört. Komischer Name.«
    »Es ist Bischof Freddie aus der Diözese Truro. Seelsorgerische Aufsicht, Rat und all dieses Zeug. Er wird immer hinzugezogen, wenn eine wirklich große Entscheidung zu treffen ist. Gut, dass dieser Hotelier aus dem Landesinneren stammt, sonst würde schon das ganze Dorf darüber reden. Die Dorfbewohner werden sehr aufgeregt darüber sein. Wahrscheinlich lässt er sich deswegen nicht in die Karten sehen. Will die Ortsansässigen nicht beunruhigen, ehe es absolut notwendig ist.«
    Mit einem Mal wendet Janna sich ihm zu. »Meinen Sie, er könnte dieser Mann sein, der auf dem Hof von Pennys Onkel gewohnt hat? Er gibt vor, ein Buch zu schreiben, doch Penny sagt, ihre Tante glaubt ihm kein Wort. Behauptet, über die Geschichte von Nordcornwall zu schreiben, hört aber nie zu, wenn man ihm etwas erzählt, und telefoniert ständig mit dem Handy. Ich habe ihn im Dorf und oben auf den Klippen gesehen, und er ist auch der Mann, den ich vor längerer Zeit auf dem Gelände getroffen habe. Wissen Sie noch? Pennys Sohn sagt, er hat seinen Namen gegoogelt, jedoch nichts über ihn gefunden. Vielleicht hat er uns nur ausspioniert.« Wieder treten ihr die Tränen in die Augen. »Das ist nicht richtig. Sie gehören hierher, die Schwestern und Mutter Magda. Und Sie auch. Sie und Jakey unten im Pförtnerhäuschen.«
    »Und was ist mit Ihnen?«, fragt er sanft. »Gehören Sie nicht hierher?«
    Sie beißt sich auf die Lippen, gibt die Kartoffeln in den großen Topf und wirft die Minze hinein. »Komisch, nicht wahr? Bevor ich herkam, hatte ich nie das Gefühl, irgendwo hinzugehören. Aber wahrscheinlich soll es nicht sein. Der Gedanke, irgendwo sesshaft zu werden, hat mir immer Angst gemacht; und jetzt sieht es aus, als bräuchte ich mir deshalb keine Sorgen zu machen. Ich wünschte nur, es wäre nicht so schnell gekommen.«
    »Noch ist es ja nicht passiert«, sagt Clem.
    Er tritt hinter sie und fragt sich, wie er sie trösten soll. Schwester Emily kommt leise herein, lächelt ihnen zu und legt beiden einen Arm um die Schultern.
    »Aufregende Zeiten«, meint sie. »Vieles, über das man nachdenken und für das man beten muss. Was gibt’s zum Mittagessen? Oh, leckeren Lammeintopf und neue Kartoffeln. Die Minze duftet so köstlich.« Sie strahlt die beiden an und hält sie kurz ganz fest. »Alles wird gut«, murmelt sie.
    Sie geht wieder hinaus, und sie machen sich wieder an ihre Arbeit. Aber beide fühlen sich auf eigenartige Weise getröstet.
    Dossie ist mit dem Wagen in dem Labyrinth aus kurvenreichen, schmalen Straßen am Rand des Moors unterwegs. Ab und zu hält sie an, um einen Blick auf die Karte zu werfen und schief stehende, uralte Wegweiser zu studieren.
    »Wahrscheinlich war ich verrückt, es zu kaufen«, hatte Rupert reumütig gesagt. »Niemand wird das Haus je finden, und ich werde Anrufe von verzweifelten Urlaubsgästen bekommen, die sich verfahren haben. Das Problem ist nur, dass das Handynetz hier ein wenig lückenhaft ist. Natürlich werde ich eine Telefonleitung legen lassen. Ich maile dir eine Karte, und ich halte Ausschau nach dir.«
    Glücklicherweise weiß Dossie ungefähr, wo sie ist, obwohl sie sich eindeutig weit ab vom Schuss befindet und schon ein- oder zweimal falsch abgebogen ist. Sie macht sich nichts daraus; dazu ist sie zu glücklich. Staunend schaut sie in den herrlichen Frühling hinaus, hört Joni Mitchells At Last und fliegt nur so über die abgesenkten Seitenstraßen. In einem Eichenwald, der an einem steilen, felsigen Hang hinaufklettert, erhascht sie einen Blick auf himmlisch leuchtende Glockenblumen und fährt an einem Gatter vorbei, an dem sich zarte, wollige Schäfchen blökend gegen die Balken drängen. Als sie wieder einmal anhält, um auf die Karte zu sehen, und aussteigt und ihre Jacke auszieht, hört sie in einem Tal, das unter cremeweißen Wolken von Weißdornblüten verborgen liegt, den Ruf des Grünspechts, der wie ein Lachen klingt.
    Sie fährt weiter. Die Straße schlängelt sich hügelabwärts, und dann, ganz plötzlich, ist sie da, und Rupert wartet auf sie. Sie hält kurz vor dem Cottage, neben seinem Volvo, der in einem alten, direkt ans Haus gebauten Schuppen steht, und steigt aus.
    »Gut gemacht!«, ruft er, als hätte sie eine Art Marathon gewonnen. »Hast du dich verfahren?«
    »Nicht wirklich.« Es ist idiotisch, sich jedes Mal, wenn sie ihn sieht, so zu fühlen: beinahe schüchtern und ohne recht zu

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