Der Duft des Apfelgartens
…«
»Leg auf. Ich bin gleich bei dir.«
Kitty läuft hastig umher, räumt auf, sieht nach Mummy, die in dem kleinen Wohnzimmer in ihrem Sessel döst, und kocht Kaffee.
Wenig später ist Sally da, und sie wird energisch. »Es ist halt ein Geduldsspiel. Du kannst nicht einfach nachgeben und wieder wie eine Zigeunerin leben. Er muss dir ein wenig entgegenkommen. Er braucht ja nicht jeden Stein selbst umzudrehen, oder? Er könnte weiter ein bisschen mitmischen und trotzdem viel mehr Zeit hier bei dir verbringen.«
»Ich glaube, er mag die Wohnung nicht besonders. Wahrscheinlich fühlt Rupert sich immer noch wie ein Gast, vor allem jetzt, da es Mummy nicht gut geht. Für ein Wochenende ist es okay, doch es ist nicht wirklich ein Zuhause.«
»Aber darum geht es doch gerade, Schätzchen, oder? Ihr habt nie wirklich ein Zuhause gehabt, du und Rupert.«
»Ja, wahrscheinlich.« Kitty seufzt irritiert. »Es wäre so schön, wenn wir uns irgendwann in der Zukunft entspannen und Spaß haben könnten, doch ich frage mich, ob ihn das jemals glücklich machen wird.«
»Er könnte es wenigstens versuchen«, ruft ihre Freundin aus. » Du warst bereit, dich auf seine Lebensweise einzulassen, mit ihm umherzuziehen und nie ein eigenes Zuhause zu haben. Jetzt ist er an der Reihe, zur Abwechslung dir eine Chance zu geben. Er könnte es wenigstens versuchen, bevor er es in Bausch und Bogen ablehnt.«
Kitty schweigt. Wenn Sally so vehement wird, fühlt sie sich ein wenig unwohl. Manchmal wünscht sie, sie hätte ihr nicht so offen von diesem permanenten Problem zwischen ihr und Rupert erzählt. Sally hat nie ganz glauben können, dass ihre liebe alte Freundin mit dieser unsicheren Nomadenexistenz so glücklich war, wie sie immer behauptet hat. Es ist, als könnte Sally jetzt, da diese Ängste sich als gerechtfertigt erwiesen haben, ihre Schadenfreude nicht ganz verbergen.
»Er muss das Ferienhaus fertig machen«, sagt Kitty schließlich. »Und er spricht davon, ein weiteres zu kaufen …«
»Wie bitte? Aber nicht in Cornwall hoffentlich?«
»Nun ja, nicht unbedingt.« Kitty starrt in ihren Kaffee. »Er muss einfach eine Beschäftigung haben, das ist das Problem. Ich dachte, er könnte sich vielleicht ein Objekt hier in Bristol vornehmen, aber davon wollte er nicht so recht etwas wissen.«
»Und warum?« Sarah stürzt sich sofort darauf.
Kitty zuckt die Schultern. »Woher soll ich das wissen?«
»Hör mal, Schätzchen.« Sallys Stimme nimmt diesen seidigen Ton an: die alte Schulkameradin, die sich um ihre beste Freundin sorgt. »Es ist doch nichts im Gange da unten, oder?«
»Was meinst du?«
»Na, du weißt schon. Eine andere Frau. Wir wissen alle, dass man Rupert mit ein wenig Schmeichelei zu absolut allem bewegen kann. Er mag Frauen, oder? Schmiert ihnen Honig ums Maul, flirtet. Das ist nichts Neues, und wir wissen alle, dass er nicht wirklich etwas tun würde, doch Billy sagte gerade gestern Abend, er sei erstaunt, dass Rupert nicht ein bisschen öfter nach Hause kommt. In den letzten paar Monaten haben wir ihn kaum gesehen.«
»Kurz bevor so ein Haus fertig wird, gibt es immer extrem viel zu erledigen«, erklärt Kitty. Sie hört, wie defensiv ihre Stimme klingt, und bei dem bloßen Gedanken an Sallys Andeutung dreht sich ihr der Magen um. Rasch lässt sie in Gedanken das Wochenende Revue passieren: Rupert war ausgezeichnet gelaunt und ist auf alles, was sie vorgeschlagen hat, eingegangen. Er war sehr nett zu Mummy, richtig geduldig, und hat keinen Versuch unternommen, über die Zukunft zu diskutieren. Sally hat ihre Idee angesprochen, ein Haus zur Vermietung an Studenten auszubauen. »Wie wäre es, wenn wir das eine Weile ruhen lassen und abwarten?«, hat er darauf nur gesagt.
»Rede keinen Unsinn«, erwidert sie nun. »Wenn Rupert mir untreu wäre, würde ich das sofort merken.«
Sie sieht, wie Sally die Augenbrauen hochzieht, und würde sie am liebsten ohrfeigen. Ihr ist ein wenig übel, und plötzlich hat sie Angst, aber das würde sie ihrer liebsten, besten Freundin gegenüber nie zugeben.
»Noch Kaffee?«, fragt sie munter.
Rupert ist unterwegs nach Westen. Keine Staus heute, keine Verzögerungen. Es nieselt immer noch. Auch er denkt über das Wochenende nach und ist zuversichtlich, dass es die richtige Entscheidung ist, sich zurückzunehmen und alles seinen natürlichen Lauf nehmen zu lassen. Er wird Kitty nicht mehr überreden, beschwatzen oder mit ihr streiten, sondern mit dem Strom schwimmen. Er freut
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