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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Schwester Emilys hohe, klare Stimme zu hören. Sie singt das Tischgebet, das sie immer auswählt, wenn sie an der Reihe damit ist, und betont auf ihre ganz eigene, unnachahmliche Art bestimmte Wörter:
    Gott, segne unser Brot
    und schenke den Hungrigen Nahrung
    und einen Hunger nach Gerechtigkeit denen, die satt sind.
    Gott, segne uns unser Brot .
    Heute ist ein Feiertag, und Schwester Emily freut sich wie immer auf ihr Mittagessen. Janna holt tief Luft, und es klingt wie ein Seufzer. »Bitte versprechen Sie, nicht durchzubrennen«, hört sie Clem sagen – und sie wendet sich vom Strand und den Surfern ab und schlägt den Weg nach Hause ein.
    »Du machst wohl Witze«, sagt Jim Caine gerade. » Macht’s gut und danke für den Fisch? Das hat sie dir tatsächlich geschrieben? Herrgott! Seine Königliche Hoheit wird ausrasten, wenn er das hört. Und was ist überhaupt ein Haus der Einkehr? … Verdammt noch mal, Phil, wie soll ich ihm das sagen? Er dachte, er hätte das Geschäft in der Tasche … Ja, ich weiß, dass ich dafür bezahlt werde. Danke, dass du mich daran erinnerst. Wahrscheinlich kein Zweifel, oder? … Wo bist du jetzt? London? Na, du Glückspilz … Nööö, ich stecke noch in dieser Einöde fest. Sobald ich kann, setze ich mich von hier aber ab … Am besten rede ich noch mit ein paar Leuten, bevor ich ihn anrufe, und sehe, was ich herausbekomme. Vielleicht ist es ja noch nicht ganz in trockenen Tüchern.«
    Caine sieht die junge Frau aus dem Kloster vorbeilaufen und rutscht hinter dem Felsen noch ein Stück tiefer, bis sie außer Sicht ist. Er wird wieder hinunter ins Dorf gehen und sehen, ob er etwas aufschnappen kann. Vielleicht sitzt der alte Priester ja im Pub und trinkt sein Mittagsbier; inzwischen sind er und Caine ganz gute Kumpel. Gut möglich, dass er sich etwas entlocken lässt.
    Er starrt aufs Meer hinaus; er hat immer noch dieses miese Gefühl und möchte überall sein, nur nicht hier.
    Dossie geht mit den Hunden den Fahrweg entlang, die letzte Runde vor dem Schlafengehen. Ihre Hand liegt auf dem Handy in ihrer Tasche, denn sie wartet auf eine Nachricht von Rupert. Morgen fährt er wieder über das Wochenende fort, um nach seinen Objekten an der Südküste zu sehen, und sie hofft, dass er unterwegs Zeit für ein kurzes Treffen findet. John the Baptist schnauft neben ihr her und bleibt ab und zu einen Moment stehen, um eine Fährte zu beschnüffeln, aber Wolfie folgt einer Kaninchenspur und ist weit vorausgelaufen. Während sie ihm folgt, gehen ihr viele Ideen im Kopf herum.
    Seit dem Gespräch mit Pa, in dem er vorgeschlagen hat, das Court wieder als Frühstückspension zu betreiben, denkt sie kaum noch an etwas anderes. Fast sofort hat sie die Vorteile erkannt; sie weiß, dass es vielleicht einige Zeit dauern kann, Rupert zu überreden, seine Lebensweise zu ändern. Doch möglicherweise könnte er sich zukünftig ja seine Renovierungsobjekte in der Nähe suchen, damit sie öfter zusammen sein können. Dann könnte sie sich Abende und Wochenenden frei halten, statt ständig zu Hochzeiten und Partys herumzufahren, und irgendwann, eines Tages, wird er möglicherweise zu ihr ins Court ziehen.
    An einem Gatter bleibt sie stehen, um Jonno eine Atempause zu gönnen, steht da und schaut über die hellen, frisch gemähten Stoppelfelder hinaus. Ein einziger kleiner Stern sieht aus, als hätte er sich in einer langen Wolke verfangen wie in einem langen Schleier, und sie sieht eine geisterhafte Lichterscheinung, die wie helles Feuer am schwarzen Rand des fernen Horizonts entlangläuft. Über den lang gestreckten, niedrigen Hügeln erscheint die helle Mondsichel, und Dossie ist, als könnte sie die Bewegung der Erde spüren, die sich auf sie zuneigt. Mit angehaltenem Atem schaut sie zu, wie der Mond aufgeht, voll, geheimnisvoll und magisch. Das tiefe Schweigen wird nur von dem verdrossenen Blöken eines alten Mutterschafs, dem Rascheln und Zwitschern kleiner Vögel in den Hecken und den Rufen von zwei Eulen unterbrochen.
    Als ihr Handy den doppelten Klingelton ausstößt und vibriert, schließt sie erschrocken die Hand um das Telefon. Ein paar Sekunden steht sie noch wie gebannt da, dann zieht sie es aus der Tasche und liest die Nachricht.
    Picknick früh am Mittag bei mir?
    Sie lächelt voller Erleichterung und Vorfreude, schickt eine Antwort und steckt das Handy weg. Dann ruft sie Wolfie, tätschelt dem alten Jonno den Kopf und kehrt um, nach Hause.
    In dieser Nacht schläft Jakey schlecht. Er hat

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