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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Stimme. Er ging zu Fuß zum Norfolk Square hinauf und nahm ein Taxi nach South Kensington.
    Auf halbem Wege fiel ihm etwas ein: Seine Mutter hatte ihm nie gesagt, was er tun und lassen sollte, während seiner ganzen Kindheit und Jugend nicht. Nie hatte sie ihm Anweisungen erteilt. Sie hatte ihn geliebt. Dann kam ihm ein zweiter Gedanke: Was wäre, wenn sie auch in Chetwynd Mews 14 eingebrochen hätten, entweder aus reinem Zufall oder weil sie irgendetwas herausgefunden hatten, was ihm selbst nicht bewusst war? Aber er ließ sich aus reiner Nervosität zu Albträumen verleiten. Die Alarmanlage war wie immer intakt und drinnen alles unberührt. Im Schreibtisch fand er sämtliche Dokumente, die er aufgezählt hatte – mit Ausnahme des Führerscheins. Dann fiel es ihm wieder ein. Eigentlich hatte er ihn hierher bringen wollen, dann aber das getan, was so leicht passiert. Er hatte ihn in der Star Street in der Küche an einem »sicheren Ort« verwahrt, in der Schublade, wo er die Anleitungen für Mikrowelle und Geschirrspüler aufbewahrte. Warum hätten sie darin nachsehen sollen?
    Warum, wusste er nicht, nur dass sie es getan hatten. Kein Führerschein. Er ging auf seinen Dachgarten hinaus, an einem so schönen Tag ein wahrer Ort der Wonne. Die ersten Pelargonien blühten, Topfbäumchen trieben neue Blätter aus, der Baumfarn entrollte eben seine hellgrünen Wedel. Er bemerkte es kaum. Auch den Duft der Hyazinthen nahm er kaum wahr, sondern setzte sich und wartete auf den Anruf dieser Frau.
     
    »Ich habe ihm erklärt«, sagte Zeinab, »ich hätte ihn bis nach der Hochzeit bei der Bank hinterlegt. Dann ist es egal, was er denkt, dann ist es zu spät.«
    Sie erinnerte Inez an jene Mädchen in Viktorianischen Romanen, die reiche Männer heirateten und dem Bräutigam erst nach der Trauung ihre Schuldenberge beichteten. Nur dass in jenen Tagen die Ehe ein unwiderrufliches Band gewesen war … »Dann ziehst du die Sache also durch?«
    Statt einer direkten Antwort meinte Zeinab: »Die Hochzeit findet am achten Juni in St. Peter’s am Eaton Square statt. Ich hoffe, Sie kommen.«
    »Angesichts der Tatsache, dass er Jude ist und du Muslima, erscheint das nicht sonderlich passend.«
    »Ist doch überall derselbe Gott, oder?«, erwiderte Zeinab mit frommer Stimme und betrachtete ihre Verlobungsringe, an jeder Hand einen, den kleinen Diamanten von Rowley Woodhouse und Mortons riesigen.
    »Wohin geht es denn in den Flitterwochen?« Dieser Satz kam von Freddy, der von der Straße hereinspaziert war.
    Anscheinend hatten er und Zeinab ihre Meinungsverschiedenheiten beigelegt und beschlossen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. »Auf die Bermudas«, sagte sie und korrigierte sich. »Nein, das ist mit Rowley. Morton und ich fahren nach Rio.«
    »Sie können doch nicht beide heiraten.« Ihre Antwort wartete Freddy gar nicht ab. »Ich schmiede gerade selbst Heiratspläne.« Seit er nicht mehr für Inez arbeitete, hatte er seine alte Gewohnheit wieder aufgenommen und staubte gelegentlich die reduzierten Stücke ab. Er warf sich in Rednerpose, wobei er mit der linken Hand ein Specksteinkamel umklammerte, und legte los: »Die Ehe ist eine Institution, von der ich schon befürchtet hatte, sie gerate allmählich in Vergessenheit. Doch nicht im Geringsten, im Gegenteil. Sie befindet sich sogar im Aufwind und kommt, mit anderen Worten, immer mehr in Mode. Ihr werdet noch an mich denken! Binnen weniger Jahre werden wilde Ehen, all dieses Zusammenleben ohne standesamtlichen Segen, der Vergangenheit angehören, um nicht zu sagen, man wird die Nase rümpfen …«
    »Und was wird dann aus Ihrem Zusammenleben mit Ludmilla?«, wollte Zeinab wissen.
    »Der Begriff ›Mit-ihr-Zusammenleben‹ ist nicht korrekt, Zeinab«, sagte Freddy würdevoll. »Wie die entscheidenden Persönlichkeiten« – ein freundlicher Blick auf Inez – »wohl wissen, ist Ludo in diesem Hause Mieterin, während ich in London Fields residiere. Ihr werdet noch an mich denken …«
    Genau das hatte Inez lange genug getan. »Freddy«, sagte sie leise, während ein Kunde hereinkam und Zeinab graziös hinüberschwebte, um ihn zu bedienen. »Freddy, an dem Nachmittag, an dem Sie auf den Laden aufgepasst haben, während ich mit Becky auf der Polizeistation gewesen bin, sind Sie da ganz, ganz sicher, dass niemand in den Hinterhof gegangen ist? Irgendein Freund eines Mieters oder ein zufälliger Besuch?« Ihre Gedanken schweiften zu Rowley Woodhouse, den keiner je gesehen hatte, und zu

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