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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Keith Beatty und dessen Familie und, als draußen ein orangefarbenes Auto hielt, zu Morton Phibling. »Sind Sie sicher?«
    »Hand aufs Herz«, sagte Freddy. »Ich schwöre es, beim Haupte meiner Mutter.«
    »Und Sie haben den Laden auch nicht einen Moment ohne Aufsicht gelassen?«
    »Nie!«
    Inez, die ihn kannte, hatte plötzlich eine Eingebung. »Oder vielleicht unter fremder Aufsicht?«
    »Ach, das ist etwas völlig anderes.« Während Freddy weise nickte, schlug sie die Hände vors Gesicht. Sie mochte es nicht glauben. »Ludo war da. Ich bin schnell die Straße hinunter«, sagte er, »um unsere Papiere abzuholen.« Inez war es herzlich egal, um welche Papiere es sich dabei handelte. Beinahe hätte sie vor Ungeduld laut aufgeschrien, während sie seiner Zusammenfassung lauschte. Er und Ludmilla hätten vom Reisebüro diesen Beleg und jene Quittung benötigt, um den größtmöglichen Preisvorteil für ein enorm verbilligtes Wochenende in Torquay herauszuholen. »Ganze fünf Minuten war Ludo hier verantwortlich.«
    »Und sie ist nicht weggegangen? War sie bei Ihrer Rückkehr noch da?«
    »Ach, Inez, das habe ich nicht gesagt. Sie legen mir die Wörter in den Mund. Ich habe gesagt, dass sie hier verantwortlich gewesen ist. Aber während Ludo auf meine Rückkehr wartete, fiel ihr ein, dass sie versehentlich das Bügeleisen in ihrer Wohnung eingesteckt gelassen hatte, und da ist sie …«
    Morton kam munter hereingetrabt. Angesichts seines plötzlich so jugendlichen Lächelns fragte sich Inez erneut, wo sie ihn um alles in der Welt schon einmal gesehen hatte. Die wenigen Sekunden, die er brauchte, um seine Baseballkappe zu ziehen, die er unerklärlicherweise trug, gaben Zeinab die Chance, den Ring von Rowley Woodhouse verstohlen in eine Schublade gleiten zu lassen. »Meine Geliebte ist eine Lotusblüte im Garten Allahs«, deklamierte er, was möglicherweise als Anspielung auf Zeinabs religiöse Überzeugung gedacht war, und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    Dem Kunden war das alles zu viel. Er verschwand nach einer knappen Entschuldigung.
    »Du kostest mich noch meinen Job«, knurrte Zeinab.
    »Na und, mein Herzensschatz? Am siebten Juni wirst du sowieso kündigen.«
    Sie begannen zu flüstern, Zeinab gereizt, während Morton ihr mit einem schmalzigen Lächeln auf den Lippen den Arm um die Taille legte. Inez nahm Freddys Befragung an der Stelle wieder auf, an der sie abgebrochen hatte. »Also war einige Minuten niemand hier? Jeder hätte hereinkommen können?«
    »Nicht ›einige‹, Inez. Und auch nicht ›jeder‹.«
    Sie gab auf. Sie würde die Sache Crippen oder Zulueta berichten müssen, und dann kämen diese wieder her. Inzwischen konnte sich Freddy wenigstens nützlich machen. »Schauen Sie, wenn Sie nichts zu tun haben – würde es Ihnen etwas ausmachen, meine Uhr nach nebenan zu bringen und Mr. Khoury zu bewegen, eine neue Batterie einzulegen?«
     
    Angesichts der düsteren Gesamtsituation, in der alles ständig schief lief, wollte es der Zufall auch noch, dass James, Keith Beatty und dessen Schwester gleichzeitig eintrudelten. Dies hätte sich vermeiden lassen, wenn auch nur einer von ihnen vorher angerufen hätte, was aber keiner getan hatte. James gab sich herzlich wenig Mühe, seinen Unmut zu verbergen, geschweige denn seinen Widerwillen gegen die Beattys. Er stand bei Becky in der Küche, während sie für die ganze Gesellschaft Getränke zusammensuchte: Bier für Keith, Orangensaft für Kim und Will, und Wein für ihn und sie.
    »Schätzungsweise ist das jetzt für seine ganzen Kumpel ein zweites Zuhause, ja?«
    »James, ich hatte keine Ahnung, dass sie kommen.«
    »Was kümmert es mich eigentlich? Ist doch egal, das Alleinsein mit dir ist sowieso futsch.«
    Ohne ein weiteres Wort begab er sich zurück ins Wohnzimmer. Bestimmt hat er sich schon wieder das Kreuzworträtsel geschnappt, dachte sie, während sie sich großzügig ein Glas Whisky einschenkte und hinunterkippte. Unter diesen Umständen hätte ein kurzes Nippen an der Flasche nicht genügt.
    Das Mädchen hatte sich neben Will aufs Sofa gesetzt und unterhielt sich freundlich und locker mit ihm. Dieser sagte zwar nichts, machte aber auch keine seiner üblichen abweisenden Gesten, wie den Rücken zuzudrehen oder sich in einen Sessel zu setzen. Becky fand, sie sei ein hübsches Mädchen und mache einen netten Eindruck. Ihr Rock war nicht zu kurz, und sie war nur sparsam geschminkt. Warum dachte sie plötzlich wie eine doppelt so alte Frau?

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