Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
Vom Netzwerk:
Phillips. Kein Wunder, dass Woodhouse in die Knie ging.
    »Rufen Sie die Polizei«, brüllte sie Freddy zu.
    Doch noch ehe dieser abgehoben hatte, fuhr draußen Zuluetas Wagen vor. Noch nie war Inez über seinen Anblick so erfreut gewesen. Morton und Woodhouse fielen erneut übereinander her, dass die Fetzen flogen, doch inzwischen bestand kein Zweifel mehr: Der Sieger hieß Morton. Zeinabs zweiter Bräutigam war weit abgeschlagen und machte kniend matte Finten gegen die Beine des Exboxers. Hier war dringend ein Ringrichter nötig, der dazwischen ging. Und in Gestalt von Zulueta, der soeben mit DC Jones in den Laden marschierte, war tatsächlich einer aufgetaucht.
    »Was ist hier los?«
    Woodhouse ging zu Boden und krümmte sich unter kläglichem leisen Grunzen. Morton beobachtete ihn von dem grauen Samtsessel aus, in den er gesunken war. Während er sich mit einem roten Seidentaschentuch das Gesicht abwischte, breitete sich ein befriedigtes Lächeln darüber aus. »Anscheinend habe ich meine Handschrift noch nicht verlernt«, sagte er.
    Jones beugte sich über Woodhouse, der sich mühsam auf die Knie rappelte. Schließlich hatte er keine Lust, sich bemitleiden zu lassen, noch dazu, da sein Gegner gut dreißig Jahre älter war als er.
    Zulueta schüttelte den Kopf, als würde er an den Narreteien der Menschheit verzweifeln, und wandte sich an Inez. »Der Grund unseres Besuches, Mrs. Ferry, ist eine Frage. Können Sie uns die Adresse eines gewissen Mr. Morton Phibling geben, der meines Wissens demnächst die junge Dame heiraten wird, die hier arbeitet?«
    »Das bin ich«, sagte Morton und stand auf, als wollte er sich dadurch mehr Geltung verschaffen. »Erinnern Sie sich nicht mehr an mich? Ich war hier, als Sie wegen dieser Morde ermittelt hatten. Wissen Sie das nicht mehr?«
    »Das waren erheblich andere Umstände, Sir.«
    Inzwischen stand Woodhouse wieder. Er schob Jones beiseite und wäre erneut über Morton hergefallen, wenn ihn nicht Zulueta von hinten an den Schultern gepackt und in eben jenen Sessel geschubst hätte, aus dem sich Morton gerade erhoben hatte. Mit einem frustrierten Stöhnen sackte Woodhouse zurück.
    »Das reicht jetzt wirklich.« Zulueta strahlte die Autorität eines Vorschullehrers aus, der eine Klasse Fünfjähriger ermahnt. »Jetzt, meine Herren, ist für Sie beide Feierabend. Da keiner von Ihnen verletzt ist, werden wir die Sache nicht weiter vertiefen.« Stirnrunzelnd wandte er sich an Woodhouse. »Trotzdem, Sir, möchte ich Sie daran erinnern, dass andere den Stoß, den Sie DC Jones eben versetzt haben, durchaus als tätlichen Angriff werten könnten. Also, Vorsicht.« Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Morton zu, zog ein Notizbuch aus seiner Tasche und sagte: »Nach unseren Informationen, Sir, ist ein wertvoller Diamantanhänger, der letzten Montag auf der Mall, London W1, gefunden wurde, Ihr Eigentum. Laut Aussage der Herren La Touche/Chessyere, Juweliere in der Bond Street, gleicher Postbezirk, haben Sie dieses Schmuckstück von ihnen zum Preis von zweiundzwanzigtausend Pfund erworben.« Freddy schnappte hörbar nach Luft, Rowley Woodhouse schaute ungläubig drein. »Am« – ein Blick ins Notizbuch – »einundzwanzigsten Mai, zweitausendundzwo.«
    Morton nickte. Plötzlich war seine selbstgefällige Miene wie weggeblasen.
    »Da scheint etwas zu dämmern«, sagte Zulueta ohne den pompösen Tonfall von vorher. »Also werden Sie sich die Umstände machen müssen, mit uns auf die Polizeiwache zu kommen und diesen Gegenstand zu identifizieren.«
    Inzwischen schüttelte Morton genauso bedauernd den Kopf wie Zulueta. Woodhouse und sein Streit mit ihm waren vergessen. »Meine Geliebte muss ihn während der Teilnahme an den Festlichkeiten zum Thronjubiläum von ihrem hübschen Hals verloren haben.« Er ging hinter Jones in Richtung Ladentür. »Macht nichts. Wie entzückt wird sie sein, wenn ich ihn wieder in ihre Hände lege!« Zu dem anderen Beamten meinte er: »Ich bin durchaus bereit, Sie auf die Wache zu begleiten, allerdings werde ich dazu, wenn Sie gestatten, mein eigenes Fahrzeug benutzen.«
     
    Anwar durchwühlte droben im Speicher seines Elternhauses die alten Kleiderkisten, aus denen er den Tschador genommen hatte. Angesichts des enttäuschenden Ergebnisses kletterte er die Leiter hinunter und begab sich ins elterliche Schlafzimmer. Sollte es diesmal ein Sari sein oder Salwar und Kameez? Letztere besaß seine Mutter nur einmal. Seines Wissens hatte sie so etwas nie angezogen.

Weitere Kostenlose Bücher