Der Duft des Bösen
schon, oder? Du magst es, wenn wir alle in den Ferien nach Goa fliegen. Du magst deinen Armani-Anzug und dass die Kids ein Harry-Potter-Schloss haben und eine Barbiepuppe und sämtliche Videospiele, die sie wollen.«
Sie hätte auch sagen können, du wirst ihnen das alles nie geben, nicht, solange du von Sozialhilfe lebst, du nicht. Aber im Innersten war sie ein liebes Mädchen, das für Algy Munro weitaus zärtlichere Gefühle hegte als je für Morton Phibling und Rowley Woodhouse. »Willst du wissen, was ich für diese Diamantnadel bekommen habe, die mir Morton geschenkt hat?« Sie sagte es ihm. Auf seinem Gesicht mischten sich Verwunderung, Gier und Erstaunen. »Damit können wir alle auf die Malediven und sogar noch nach Hawaii fliegen, wenn du willst. Und dann bleibt immer noch genug übrig.«
»Suzanne, wo soll das alles enden?«
»Ich werd’s dir verraten. Du musst dir das so vorstellen, als wäre ich ein Model. Mit fünfundzwanzig ist ein Model am Ende – na, spätestens mit achtundzwanzig. Nicht alle, zugegeben, aber die große Mehrheit. So musst du dir mich vorstellen. Ich schufte für einen Haufen Knete, und wenn ich dann mal aufhöre, heißt’s Ende Gelände. Vorhang zu. Bis dahin haben wir genug, um in Arkley ein frei stehendes Haus zu kaufen. Willst du was trinken? Sind noch zwei Flaschen Schampus da.«
»Es macht mir Kummer«, sagte er. »Ich mag das nicht, und es macht mir Kummer.«
»Du meinst, du magst nicht gern die halbe Zeit hier bei den Kids und bei meiner Mama kleben. Du möchtest allmählich an anderes denken, das willst du. Kummer! Die arme Frau da, deren Tochter vermisst wird, diese Mrs. Miller, die hat jetzt wirklich Kummer. Versetz dich mal in deren Lage, und du wirst gleich sehen, dass mit dir alles o.k. ist. Lachen wirst du.«
Zeinab stand auf, beugte sich über seinen Sessel und gab ihm einen Kuss. Er versuchte, sie auf seine Knie zu ziehen, aber sie entwischte ihm und ging in die Küche, um zwei Waterford-Kristallgläser und den Pol Roger zu holen.
Von der Polizei hatte es keine weiteren Besuche mehr gegeben, obwohl Inez fast täglich damit gerechnet hatte. Trotz des ganzen Geredes über weitere Befragungen war ihnen vielleicht klar geworden, dass von den Bewohnern des Hauses in der Star Street keine Information mehr zu holen war. Sie saß im Laden, trank ihre erste Tasse Tee am Tag – die erste der Woche – und las ihre beiden Morgenzeitungen. Die eine brachte ein Foto von Jacky Miller, die andere eines von drei Freundinnen, die mit ihr in der Disko in der Tottenham Court Road gewesen waren. In der einen stand ein Interview mit dem Mann, der in der Taxifirma Telefondienst gehabt hatte, wo Jacky am Donnerstag um zwei Uhr morgens angerufen hatte. Allerdings gab das Interview nicht sonderlich viel her. Er konnte lediglich berichten, dass er über Funk einen seiner Wagen losgeschickt hatte. Der Fahrer sei zur Disko gefahren, habe aber keine Miss Miller gefunden, obwohl er drinnen nach ihr gefragt hatte und anschließend noch auf der Suche nach ihr die Straße rauf und runter gefahren war. Die andere Zeitung sah einen Zusammenhang zwischen dem vermissten Mädchen und den beiden Mordopfern des Rottweilers. Eine der drei Diskofreundinnen hatte schon das Schlimmste vermutet und der Zeitung im Voraus berichtet, Jacky habe ein Paar Ohrringe getragen, die sie ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Silberkreolen mit Brillantsplittern. Die habe ihr der Mörder sicher abgenommen. Kein Wort mehr über den Mann, der weggerannt war. Diese Spur hatte man fallen gelassen.
Inez seufzte. Sofort schalt sie sich, damit müsse nun wirklich Schluss sein. Das wurde ja schon zur Gewohnheit. Als Jeremy Quick den Kopf zur Tür hereinsteckte und »Guten Morgen, Inez« rief, bot sie ihm eine Tasse Tee an und wollte von ihm wissen, ob sie zu oft seufze.
»Mir ist nichts aufgefallen. Wir leben in einer bedauernswerten Welt, deshalb würde es mich nicht wundern, wenn Sie es täten. Belinda seufzt viel. So betrachtet, gibt es ja auch genug Grund zum Seufzen. Gestern Abend musste sie schon um neun Uhr nach Hause, um ihre Nachbarin abzulösen. Immer wenn sie mit mir ausgeht, muss sie die Nachbarin holen, damit diese bei ihrer Mutter bleibt.«
»Wie alt ist sie denn? Die Mutter, meine ich.«
»Ach, ganz betagt, schon weit über achtzig. Ihr fehlt nichts, aber sie ist sehr herrisch und bleibt nicht allein.«
Inez hatte Belinda Gildon nie kennen gelernt. Sie kannte lediglich ein Foto, auf dem sie und
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