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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Antiquitäten« lag ein kleiner Garten. Die Amerikaner würden so etwas als Hinterhof bezeichnen, ein Begriff, der am besten dazu gepasst hätte. Efeu hatte die Mauern ringsum völlig zugewuchert, sodass man keine Ziegel mehr sehen konnte. Der Bereich in der Mitte war überwiegend mit großen Zementplatten bedeckt, zwischen denen sich allmählich Unkraut breit machte. Nur an den Innenseiten der Mauern gab es schmale Rabatten, deren Erde mit Ziegeln, Kieselsteinen und Tonscherben übersät war. Hier kämpften zerzauste Büsche ums Überleben. Noch immer ragten die verwelkten Stängel von Goldrute, Herbstastern und Weidenröschen heraus. Wenn diese Pflanzen in voller Blüte standen, verschwendete Freddy Perfect keinen Blick an den Garten, aber jetzt beobachtete er konzentriert die zwei Männer, die unter Büschen herumstocherten, tote Äste hochhoben und angestrengt in den uralten, ebenfalls von Efeu überwucherten Kohlenbunker spähten, der in die hinterste linke Gartenecke gequetscht war.
    »Ludo«, sagte er zu der Frau, die immer noch im Bett lag, »da draußen sind zwei Kerle, die suchen hier nach was. Komm, schau mal. Jetzt fangen sie sogar noch zu graben an.«
    »Du kannst mich ja auf dem Laufenden halten. Ich stehe jetzt noch nicht auf.« Heute hatte sie einen Akzent, wie man ihn im nördlichen Teil Londons sprach, mit leichten Anklängen ans Estuary Englisch. Gegenüber Freddy verzichtete Ludmilla Gogol längst darauf, irgendeine Rolle zu spielen. »Ist es die Polizei?«
    »Sie haben keine Uniform an. Warte mal, da kommt gerade noch einer. Der schon, samt Helm und allem. Trotzdem, schade, dass sie nicht buddeln.«
    »Was heißt hier schade? Du willst doch nicht, dass sie eine Leiche finden, oder?«
    »Suchen die denn danach? Das ist eine Idee. Ich hätte nichts dagegen, wenn sie ’ne Leiche fänden. Ich könnte ein bisschen Aufregung vertragen. Aber, wart mal, die sind fertig, die machen Schluss. Einer von ihnen hat eine ganz dreckige Hose. Ich gehe runter. Mal schauen, ob sie in den Laden kommen.«
    Ludmilla drehte sich um und war rasch wieder eingeschlafen. Sie konnte überall und zu jeder Zeit schlafen. Wie eine Katze, meinte Freddy, legt sich hin, rollt sich zusammen, macht die Augen zu, und in dreißig Sekunden schläft sie. Er tappte die Treppe hinunter. Wie erhofft, standen die beiden Polizisten in Zivil bei Inez im Laden. Crippen und ein anderer Typ, nicht Osnabrook.
    »Guten Morgen, allerseits«, sagte Freddy. »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Inez ließ ihn links liegen. Crippen und der andere Mann – Freddy fühlte sich an seinen Freund Anwar Ghosh erinnert – nickten in seine Richtung. Freddy schlenderte durch den Laden. An der Stelle, wo die beiden letzten Jahre die Vase mit dem Parthenon-Fries gestanden hatte, machte er Halt. Hier befand sich nun ein winziges Vitrinentischchen. Der Schlüssel zum Glasdeckel steckte. Freddy drehte den Schlüssel um, hob den Deckel und begann, einige Gegenstände zur näheren Betrachtung herauszunehmen.
    »Wie ich gerade sagte«, fuhr Crippen ziemlich angesäuert fort, »bevor ich unterbrochen wurde. Um Ihre Frage zu beantworten, Mrs. Ferry: Heute durchsuchen wir in dieser Gegend tatsächlich sämtliche rückwärtigen Grundstücksteile. Unser Untersuchungsgebiet erstreckt sich vom Bahnhof Paddington im Westen bis zur Baker Street im Osten. Heute jedoch konzentrieren wir uns auf das Viertel um die Edgware Road.«
    »Was suchen Sie denn?«, wollte Freddy wissen, wobei er mit einer viktorianischen Lorgnette zu ihnen herüberfuchtelte. »Eine Leiche? Oder die kleinen Stücke, die der Rottweiler den Ermordeten abgenommen hat?«
    »Meine Aufgabe ist es, Fragen zu stellen«, sagte Crippen, »und nicht, sie zu beantworten.«
    »Oh, du meine Güte, ’tschuldigung, dass ich den Mund aufgemacht habe. Ja doch, Entschuldigung auch, dass ich überhaupt existiere.« An Freddys breitem Grinsen konnte man ablesen, dass er nicht wirklich beleidigt war.
    »Bitte, Freddy, legen Sie diese Lorgnette hin. Selbstverständlich handelt es sich um die Suche nach der Leiche dieses armen Mädchens, das vermisst wird. Gibt es sonst noch etwas, Inspector?«
    »Ich glaube nicht. Außer … ja, also, sollte jemand hier hereinkommen und solche Fragen stellen, wie wir sie soeben von diesem Gentleman gehört haben … falls also irgendeiner allzu neugierig ist, wüssten wir gern seinen Namen. Ich meine, Sie haben doch zu vielen Leuten Kontakt. Das könnte uns weiterhelfen.« Als Inez

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