Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
Wenig später berichtete Oliver munter, ja, fast schon aufgekratzt von dem Tauchgang mit seinem Freund, und Sarah ließ sich nur zu gerne von der bunten Unterwasserwelt erzählen, die sie insgeheim so gefürchtet hatte. Einige Male musste sie Oliver daran erinnern, sein Essen nicht kalt werden zu lassen, denn über große Napoleonfische, viele bunte Schwarmfische, Blumenkorallen, Seeanemonen und die Schilderungen über die filigrane Schönheit der Fächerkorallen schien er seine Mahlzeit vergessen zu haben. Als sie nach dem Abendessen das hübsche kleine Lokal verließen, hatte die Dämmerung schon eingesetzt. Das dichte Grün der Bäume, die den Hafen von Hamilton Island umgaben, war bereits ganz dunkel geworden und betonte mit seinem geheimnisvollen Schatten die vielen Lichter der Restaurants und der Hafenanlage. Die weiß gestrichenen Geländer der Stege, an denen sich hübsche weiße Segelboote und Motoryachten mit den Wellen hoben und senkten, leuchteten. Die Boote schienen nur auf einen neuen gleißend-hellen Tag auf See zu warten. Die dunkle Wasseroberfläche reflektierte jetzt hunderte von Lichtern. Einen Moment blieben Sarah und Oliver schweigend stehen und genossen satt und zufrieden diesen malerischen Anblick. Dann legte Oliver eine Hand auf Sarahs Arm.
»Na, freust du dich schon auf die Farm und auf deine Großeltern?«
Sie nickte. »Ja, aber ich bin trotzdem sehr froh, dass du mir das alles hier gezeigt hast. Ich werde bestimmt nie vergessen, wie schön es hier ist.«
»Das ist auch gut so, denn dann wird diese Erinnerung bestimmt dafür sorgen, dass du wieder mal hierher zurückkommst, oder?«
Sarahs Blick wanderte erneut über die schimmernde Wasseroberfläche. »Hoffentlich.«
11
A aufgeregt rutschte Sarah auf dem Beifahrersitz hin und her. Sie war so zapplig, dass Oliver lachen musste.
»He, Sarah, wir besuchen nicht die Queen. Warum bist du nur so nervös?«
»Ach, das verstehst du nicht. Ich hab meine Großeltern nur ein paar Mal in meinem Leben gesehen. Außerdem finde ich es so aufregend, dass meine Mutter hier gelebt hat. Hier hat sie als Kind herumgetobt und hier ist sie aufgewachsen. Für mich ist das eine eigenartige Vorstellung. Ich kenne sie doch nur als Deutsche und nicht als Australierin.«
»Na, du musst ja nicht mehr lange warten. Siehst du das Hinweisschild? Noch acht Kilometer, dann sind wir da.«
Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Oliver? Du bleibst doch aber wirklich, ja? Ich weiß nicht, ob ich schon allein klarkomme.«
Er war ernst geworden, beugte sich zu ihr hinüber und fuhr ihr rasch über das Haar. »Keine zehn Pferde bringen mich von dir weg. Ich muss doch sehen, ob es dir hier gut geht.«
Sie drückte seine Hand und zog sie kurz an ihre Wange. Als sie schließlich einen staubigen Seitenweg entlangrumpelten, der zwischen zwei großen Pferdekoppeln hindurchführte, sah sie sich gespannt um. Einige Pferde hoben neugierig die Köpfe, und zwei Fohlen sprangen in wilden Bocksprüngen davon. Die Leidenschaft ihrer Großmutter für diese Tiere hielt also noch immer an. Ineiniger Entfernung erhob sich das gepflegte Farmhaus -Wintinarah Station. Sarahs Herz klopfte, als eine drahtige weißhaarige Frau auf die Veranda trat, mit den Händen ihre Augen beschirmte und ihnen entgegensah. Allein die Haltung und Körpersprache erinnerten sie schon an ihre Mutter. Der Wagen hielt in der runden Auffahrt, und Sarah stieg aus.
»Großmutter? Ich bin’s, Sarah.«
Heather McMillan war ihr Alter nicht anzumerken. Sie sprang leichtfüßig die Stufen hinunter, lief auf ihre Enkelin zu und streckte ihr beide Arme entgegen. »Sarah, mein Mädchen! Ich bin so glücklich, dass du hier bist.«
Sarah löste sich aus ihrer Umarmung und fuhr sich über die Augen. Obwohl sie nur dreimal in ihrem Leben hier gewesen war, fühlte sie sich eigenartig berührt und empfand ihre Großmutter als sehr vertraut. Sie streckte eine Hand nach Oliver aus und zog ihn heran.
»Großmutter? Das ist Oliver. Ich habe ihn in Warren Creek kennen gelernt, und er hat mir sehr geholfen.« Oliver schüttelte Sarahs Großmutter die Hand. »Es freut mich sehr, Mrs. McMillan.«
Heather McMillan lächelte, und ein Kranz feiner Fältchen um ihre Augen vertiefte sich, ohne dass dies ihrer Ausstrahlung geschadet hätte.
»Wie schön, dass Sie mitgekommen sind, Oliver. Herzlich willkommen! Wir freuen uns immer über Besuch.« Sie wandte sich wieder ihrer Enkelin zu.
»Lass dich ansehen. Was für eine hübsche junge
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