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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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gehört, was ich gesagt habe?«
    Sie drehte sich zu ihm um und bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. »Ja, Wolf. Aber ich bin zu verunsichert, als dass ich jetzt sagen könnte: Alles wird wieder gut. Um ganz ehrlich zu sein, glaube ich eher, dass es zu Ende ist.«
    Sie machte eine Pause und zögerte, denn sie erkannte Bestürzung in seinem Blick. Er hatte offensichtlich fest damit gerechnet, dass alles wieder in Ordnung käme. Sie zwang sich dazu, ihm in die Augen zu sehen.
    »Etwas in mir ist zerbrochen, als ich dich mit dieser Frau gesehen habe. Ich hatte mich an diesem Tag so auf dich gefreut, ich wollte dir von der Zusage für die neue Schule erzählen. Für mich ist in dem Moment die Welt untergegangen, weißt du? Ihr ... ihr wart so verdammt vertraut miteinander ...«
    Es kostete sie viel Kraft, ihm weiter ins Gesicht zu sehen. Sein Blick ließ sie nicht los. Er schien sie dazu bringen zu wollen, nicht mehr weiterzusprechen, ihm doch noch eine Chance zu geben. Aber sie schaffte es, auch den letzten Satz zu sagen, der sich in den vergangenen Wochen in ihr Herz gegraben hatte. »Ich könnte dir nie wieder vertrauen, Wolf.«
    Sie wollte ihm keine Gelegenheit mehr geben, weiter auf sie einzureden, also ging sie einfach an ihm vorbei und eilte die Treppe hinunter und hinaus zu Oliver.
    Ihr Herz schlug heftig, als sie auf die Pferdekoppel zulief. Sie musste sich eingestehen, dass Wolf immer noch Macht über sie besaß, ja, dass er immer noch seinen Zauber auf sie ausübte. Einerseits ärgerte sie sich maßlos darüber, andererseits gab ihr das etwas von der altvertrauten Sicherheit wieder, die sie stets an seiner Seite empfunden hatte. Und war es nicht diese Sicherheit und Geborgenheit, die sie seit ihrer Ankunft in Australien am meisten vermisst hatte? Ihre Wangen brannten, als sie sich eingestand, dass sie sich unter seinem Blick sekundenlang danach gesehnt hatte, von seinen Armen gehalten zu werden und seine Lippen zu spüren.
    Sie riss sich zusammen und bemühte sich, für Oliver zu lächeln. Er blickte jetzt auf und strich dem Fohlen über die stehende Mähne. Dann stieg er durch den Koppelzaun zurück und sah sie prüfend an.
    »Na, alles in Ordnung?«
    Sie legte die Arme auf die obersten Balken des Zauns und schaute in die Ferne. »So weit ich das sagen kann, ist seit einigen Wochen so ziemlich nichts mehr in meinem Leben in Ordnung, Oliver.« Sie senkte den Kopf, und ihr Blick fiel auf die Narbe an ihrem Arm. Dieses Mal schob sie den Ärmel hoch und zwang sich, sie genau anzusehen, sich in Erinnerung zu rufen, in welche Verzweiflung Wolf sie getrieben hatte. Immer noch empfand sie die unregelmäßigen frischen roten Linien als etwas, das nicht zu ihr gehörte, das wieder verschwinden müsste, damit ihr Leben endlich wieder normal werden könnte. Sie seufzte. Nie wieder würden diese Narben verschwinden. Oliver hatte sich neben sie gestellt und sie beobachtet. Behutsam strich er über ihren noch heilenden Arm und sah ihr in die Augen.
    »Mit der Zeit werden sie blasser, Sarah.«
    Sie nickte stumm und zog den Ärmel wieder tief hinunter. Insgeheim wusste sie, dass die Narben in ihrer Seele sie noch weitaus mehr beeinträchtigten als diese sichtbaren. Oliver fuhr sich durch die Locken und betrachtete die Pferde, bevor er Sarah nach einer Weile erneut ansah.
    »Möchtest du lieber wieder abreisen?« Sie schüttelteden Kopf, und er hakte nach. »Soll ich vielleicht lieber wegfahren, Sarah?«
    Sie sah ihn erschrocken an. »Nein, bitte bleib, Oliver. Ich bin so froh, dass du hier bist. Geh nicht.«
    Er nickte nachdenklich. Seine Augen fixierten ein Windrad in der Ferne. »Wirst du zu ihm zurückkehren? Ich meine, ist dir schon klar, wie du jetzt zu ihm stehst?« Sie schwieg einen Moment betroffen. Ihre Finger zupften ein paar Halme aus der Mähne des anhänglichen Fohlens, das nun begonnen hatte, an den Holzbalken des Zauns zu knabbern. Ihre Stimme klang leise. »Ich will nicht zu ihm zurück. Und ich hoffe, ich bin stark genug, bei dieser Entscheidung zu bleiben.« Schweigend betrachteten sie die Landschaft, über die sich jetzt die Dämmerung herabsenkte, die alles in ein warmes rötliches Licht tauchte und wie auf einem Gemälde Abendstimmung heraufbeschwor. Ein leichter Wind strich sanft über die Gräser, und die Silhouetten der Pferde hoben sich deutlich vom Horizont ab.
    Sarah lächelte, als sie das zufriedene Schnauben einer Mutterstute vernahm. »Perfekt!« Sie wandte sich zu Oliver um.

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