Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
dreißig Kindern zurücklassen?«
Sie lachte jetzt unbeschwert. »Du bringst mich wirklich auf Ideen.« Sie war um ihn herumgegangen, hatte kurz einen Arm auf seine Schultern gelegt und ließ sich jetzt neben ihm auf einen Stuhl fallen. Ihr war immer noch nicht bewusst, wie sehr sie Olivers Nähe suchte und wie viel Geborgenheit sie bei ihm empfand. Sie liebte seinen jungenhaften Schalk, seinen unbekümmerten Humor und seinen unerschütterlichen Optimismus. Doch sie war noch so im Konflikt mit Wolf, dass ihr nicht klar war, welchen Stellenwert Oliver schon in ihrem Leben einnahm.
Oliver verdrängte seine Gefühle für Sarah. Obwohl er sich selbst inzwischen eingestanden hatte, wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte, sah er keine bessere Möglichkeit als die, ihr Zeit zu lassen. Er wies auf die Landkarten, die ausgebreitet auf dem Tisch vor ihm lagen. »Ich habe schon eine ganze Weile darin gestöbert. Es gibt ein paar wirklich schöne Ecken hier. Wenn du magst, können wir uns umsehen.«
Sie nickte interessiert, und er deutete auf einen bestimmten Punkt auf der Karte.
»Die Gegend hier um Berrigan Hill würde mich besonders reizen.«
Sie sah ihn abwartend an und wunderte sich darüber, dass er nicht weitersprach. »Wo liegt das Problem? Dann lass uns doch hinfahren. Für mich ist ohnehin alles hier interessant.«
Er schien zu überlegen. »Nun, das ist eine ziemliche Strecke. Erst mit dem Wagen dorthin, dann zu Fuß weiter hinauf. Ich würde sagen, ohne einen Gewaltmarsch daraus zu machen, ließe sich das nur mit zwei Übernachtungen schaffen.«
Sie schaute nachdenklich auf die Karte. »Aber da gibt es doch keine Orte.« Ihre europäische Vorstellung von Hotels oder Pensionen an jeder Ecke ließ sich mit den australischen Gegebenheiten und Entfernungen offenbar nicht unter einen Hut bringen. Oliver grinste nachsichtig. »Nein, dort gibt es keine Ortschaft und auch kein Hotel. Wenn man da hinwill, muss man unterwegs zelten.«
»Ach so.« Sie war verlegen. »Ziemlich begriffsstutzig von mir. Entschuldige, Oliver. Aber die Größe dieses Landes und die Verteilung seiner Bewohner sind für mich manchmal einfach zu ungewohnt.« Sie schien nachzudenken. »Zelte und Schlafsäcke bekommen wir bestimmt von meiner Großmutter. Warum eigentlich nicht? Wenn du Lust zu diesem Ausflug hast? Mir wird die Abwechslung bestimmt gut tun.« Sie stand kurz entschlossen auf und lief mit schnellen Schritten zur Veranda. »Ich bin gleich zurück!«
Oliver schaute ihr nach, und sein Herz schlug schneller.
Er freute sich auf den gemeinsamen Ausflug, obgleich er Sorge hatte, sich in irgendeiner Weise zu verraten, wenn sie so viel Zeit miteinander verbringen würden. Während er die Karten zusammenfaltete, fragte er sich, wie er es verkraften könnte, wenn sie sich doch noch für Wolf entscheiden würde. Er schluckte heftig bei diesem Gedanken und musste sich eingestehen, dass ihn dasschwer treffen würde. Im gleichen Moment aber sagte er sich: Selbst wenn sie sich nicht wieder mit Wolf versöhnt, heißt das noch lange nicht, dass sie meine Gefühle erwidern wird, dass ich einen Platz in ihrem Leben finden kann.
Er atmete tief durch und fuhr sich mit den Händen über die Augen. Diese Gedanken waren vorerst sinnlos. Er sah wieder auf, als er die Verandatür hörte. Heather und Sarah kamen schwer bepackt näher. Heather ließ zwei Schlafsäcke und Zeltzubehör auf den Holztisch fallen und schaute ihn prüfend an.
»So, Oliver, Sie wollen mir meine Enkelin also gleich wieder entführen?«
Er zögerte, doch bevor er etwas erwidern konnte, lächelte sie freundlich und wedelte beschwichtigend mit einer Hand durch die Luft.
»Nein, nein, das war bloß ein Scherz. Ich freue mich, wenn Sarah möglichst viel vom Land sieht. Und ich bin mir sicher, dass es euch beiden gefallen wird. Wann soll’s denn losgehen?«
Sarah blickte abwartend von Heather zu Oliver.
Er zuckte kurz mit den Schultern. »Von mir aus gleich oder später, oder in ein paar Tagen – wie du willst, Sarah.«
Sie lächelte unternehmungslustig. »Okay, dann fahren wir gleich los. Wenn wir länger warten, will womöglich noch Wolf mitkommen. Ich packe nur schnell meine Tasche.«
Oliver stand auf. »Gut, dann sollte ich das wohl auch machen.«
Heather war auf dem Weg ins Haus und drehte sich um.
»Ich werde euch einen Proviantkorb packen und Wasserkanister füllen.«
Sarah holte sie ein, hakte sich bei ihr unter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Danke,
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