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Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)

Titel: Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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zurück. Sammy klopfte Estella den Hals und überlegte. Vielleicht wäre es das Beste, wenn sie absteigen und Estella eine Weile führen würde? Sie zögerte einen Moment, dann ließ sie sich aus dem Sattel gleiten. Als sie neben dem Pferd stand, hielt sie die Zügel in der einen Hand, während sie mit der anderen das Tier streichelte. Einen Moment lang schmiegte sie ihre Wange an den Pferdehals. Zum ersten Mal an diesem Tag stieg Angst in ihr auf, als sie sich bewusst machte, wie allein sie hier war. Sie schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter, zog ihr Sweatshirt aus und stopfte es in die Satteltasche. Dann schnalzte sie zweimal kurz und ging mit Estella weiter.
    Oliver warf einen Blick in den Rückspiegel und registrierte die Staubwolke, die sein Pick-up aufwirbelte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und bog in einen neuen holprigen Weideweg ein. Die Uhr an seinem Handgelenk zeigte ihm, dass er bereits seit zwei Stunden unterwegs war. Er biss die Zähne zusammen, denn er hatte das Gefühl, dass in dieser Zeit sein ganzes Leben an ihm vorübergezogen war. Die Jahre mit Kelly, Sammys Geburt, ihr gemeinsames Glück, Kellys Tod, seine damalige Verzweiflung ...
    Oliver schluckte. Schlaflose Nächte waren gefolgt, in denen Sammy weinend aufgewacht und ihre Mutter vermisst hatte. Später kamen dann aufgeschlagene Knie und Kinderkrankheiten, Kindergartenfeste und die Einschulungsfeier, Zahnlücken und endlose Erzählungen seiner kleinen Tochter immer dann, wenn sie eigentlich schlafen sollte. Er sah sie vor sich, ihre dunklen Locken und die großen Augen, ihren bittenden Blick, wenn sie etwas durchsetzen wollte... Abrupt trat Oliver auf die Bremse und stand gleich darauf förmlich in einer Staubwolke mitten im Nirgendwo zwischen endlosen grünen Weiden, deren Gräser im gleißenden Licht der Mittagssonne zu flimmern begannen. Oliver schlug die Hände vors Gesicht und fühlte die Angst plötzlich so real, als hätte sie neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Sammy durfte nichts geschehen sein. Sie war doch der einzige Grund gewesen, der ihn nach Kellys Tod noch am Leben gehalten hatte. Nur für sie hatte er weitermachen können. Wütend auf sich selbst, wischte er sich Tränen vom Gesicht.
    Und jetzt war er sogar der Grund dafür, dass sie fortgelaufen war. Sie hatte es mit ihm nicht mehr ausgehalten. Seine Liebe zu Sarah musste ihr das Gefühl gegeben haben, ihm nicht mehr wichtig zu sein. Er hatte offenbar als Vater ganz banal versagt. Wie um sich abzulenken, griff er nach der Wasserflasche. Während er trank, schloss er die Augen und betete. Wenn Sammy nichts geschehen war, wenn er sie unversehrt zurückbekäme, dann würde er auf seine Liebe zu Sarah verzichten. Er schraubte die Flasche zu und warf sie auf den Sitz zurück. Einen Moment lang legte er den Kopf auf das Lenkrad und fühlte, wie neue Tränen in seinen Augen brannten. Verdammt noch mal! Ihm war nicht bewusst, wie oft er in den letzten Stunden geflucht hatte. Er lehnte sich wieder zurück und starrte in die flimmernde Hitze hinaus. In der Ferne hatte sich eine Herde Schafe in den spärlichen Schatten einer dünn belaubten Baumgruppe zurückgezogen. Seine Kleidung klebte ihm am Körper, und er wünschte sich sekundenlang nichts mehr, als mit den Hitzewellen, die vor ihm in der Luft flirrten, zu verschmelzen und sich aufzulösen – in Nichts. Er konnte weder den Gedanken ertragen, seine Tochter zu verlieren, noch die Vorstellung, ein Leben ohne Sarah führen zu müssen. Enttäuscht drehte er den Zündschlüssel, lauschte einen Moment dem Brummen des Motors und gab Gas.
    Sammy hielt den Zügel fest und blieb stehen. Die Stute wieherte kurz und strebte vorwärts. Sammy zog am Zügel. »Ho, Estella, ho! Bleib stehen!«
    Das Pferd schnaubte und hob den Kopf unruhig witternd in die Höhe. Sie beobachtete das Tier und lauschte angestrengt. Sekunden später strahlte sie, als sie das Rauschen des Flusses in der Ferne vernahm. Freudig klopfte sie der Stute den Hals.
    »Du hast den Fluss schon viel eher bemerkt als ich, nicht wahr, Estella? Du bist ein feines Pferd. Sicher hast du auch Durst, nicht? Na komm. Jetzt gibt’s was zu trinken.«
    Einige Zeit später erreichten sie das Ufer des Flusses. Der Wasserstand war um diese Jahreszeit schon niedrig, aber das störte sie wenig. Sie entledigte sich ihrer Schuhe und Söckchen, zog die Klettverschlüsse am unteren Hosenbein ihrer Reithose auseinander, sodass sie die Hose bis zu den Knien

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