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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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wehte im Wind, als er endlich stehen blieb und sie ansah.
    »Es war eine Änderung in letzter Minute, Camille. Das ist alles.«
    Er ging wieder auf eins der kleinen Boote zu, die sie an Land gebracht hatten, aber sie gab sich noch nicht zufrieden. Ihr Vater hatte bewusst auf ihre Ankunft in Lahaina gewartet, um die Mannschaft zu informieren, wohl wissend, dass keiner von ihnen zurückbleiben würde, wie sie es vielleicht getan hätten, hätte er ihnen in San Francisco die Wahl gelassen.
    »Warum Port Adelaide? Das ist keiner deiner Häfen.«
    Ihr Vater deutete auf ein Beiboot. Camille stieg widerstrebend ein und setzte sich. Er stieß das Boot ins Wasser, dann sprang er hinein, ergriff die Riemen und tauchte sie ins Wasser. Er schaute an Camille vorbei und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet, während er ruderte. Er würde ihr nicht antworten. Sie sog die salzige, von Blumenduft erfüllte Luft tief ein, um sich zu beruhigen, während sie zur Christina hinüberfuhren.
    Das Beiboot stieß gegen den Rumpf der Bark. Die Strickleiter schwankte, und als sie hinaufkletterte, war ihr Vater dicht hinter ihr. Oscar erschien oben und zog sie mühelos herauf. Das Gleiche tat er mit William.
    »Wie ist es mit den Männern gelaufen?«, fragte Oscar ihn. Camille fuhr zu ihrem Vater herum.
    »Er wusste von Port Adelaide?«
    Oscar machte einen Schritt rückwärts und wandte den Blick ab.
    »Camille, er ist der Steuermann. Natürlich wusste er Bescheid«, sagte ihr Vater und beschleunigte seinen Schritt in Richtung Kajütstreppe. Wieder blieb sie ihm auf den Fersen.
    »Und ich bin deine Tochter. Gewiss liegt diese Position irgendwo über der eines gewöhnlichen Plankenschrubbers.«
    Unter Deck ging sie mit ihrem Vater ins Achterschiff zu dessen geräumiger Kabine.
    Er seufzte. »Du reagierst übertrieben.«
    »Oh, es tut mir leid, aber es war ein Abend voller unerhörter Überraschungen.«
    Er sah sie schnell und mit zusammengepressten Lippen an. Vielleicht war es der Wunsch nach Abgeschiedenheit oder die Aussicht auf ein Glas Sherry und eine Pfeife, denn als er seine Tür erreichte, drehte er sich um und warf ihr wenigstens einen Brotsamen als Antwort hin.
    »Ich habe einen Brief bekommen, in dem ich gebeten wurde, mich in Port Adelaide einzufinden. Es gibt etwas, das ich von dort abholen muss.« Seine Miene blieb undeutbar, was ihm so gar nicht ähnlich sah, während er in der Tür zu seiner Kajüte stand. Es war, als halte er seinen Gesichtsausdruck bewusst neutral, um ihre Fragen abzuwehren. Er hatte dies vorausgesehen, begriff sie. Er wusste, dass sie ihn mit Fragen bestürmen würde, und er hatte sich darauf vorbereitet. Der Boden hinter ihr knarrte. Als sie sich umdrehte, sah sie Oscar, der von der Kombüse her zur Kajüte ihres Vaters kam.
    »Kommen die Männer?«, fragte ihr Vater ihn.
    »Sie kommen«, antwortete Oskar. Erleichterung breitete sich in den angespannten Zügen ihres Vaters aus. Als er sich wieder zu ihr wandte, hatte sich erneut Unnachgiebigkeit über seine Wangen und Augen gelegt.
    »Geh zu Bett, Camille«, wiederholte er. Er schloss die Tür und ließ sie allein. Sie starrte auf die golden und rot schimmernden Scheiben des Buntglasfensters. Mit wem hatte sie gerade gesprochen? Gewiss nicht mit ihrem Vater, dem Mann, der in allen Dingen stets so offen zu ihr gewesen war und sogar versucht hatte, mit ihr über das zu sprechen, was hinter den Schlafzimmertüren zwischen Mann und Frau vorging.
    Oscar füllte eine Kelle Wasser in einen Becher und hielt ihn Camille hin. Im Nu war sie bei ihm.
    »Weißt du, von wem der Brief ist? Was steht drin?«, fragte sie, ohne das Wasser zu beachten. Oscar stellte den Becher auf den Tisch. Er trat einen Schritt auf sie zu und ließ nur wenig Raum zwischen ihnen. Sie sog scharf die Luft ein, und für einen Moment dachte sie, dass er sie vielleicht berühren würde. Für einen Moment wollte sie das Prickeln ihrer Haut unter der Wärme seiner Hand spüren. Es würde sie zweifellos beruhigen. Würde sie gleichzeitig beruhigen und erregen.
    »Ich wünschte, ich könnte es dir sagen, Camille, aber ich darf es nicht. Es tut mir leid.«
    Er zögerte, und er stand immer noch nahe genug, dass sie den Rum in seinem Atem riechen konnte. Er schob den Becher Wasser in ihre Richtung, dann zog er sich in den Schatten des Flurs zurück. Camille hörte, wie betrunkene Matrosen über die Reling aufs Deck polterten, und einen erschrockenen Ausruf, als einer auf der Strickleiter ausrutschte

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