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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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darüber sprechen könnte.« Er hielt inne und starrte über die Bucht, während Camille nach ihrem Becher tastete. »Über die Dinge, die zwischen Männern und Frauen vorgehen …«
    Mit einem letzten Würgen segelte das Stückchen Tintenfisch aus ihrem Mund und landete auf dem Tisch zwischen ihnen. Sie starrte es angewidert an und rümpfte die Nase. Ihr Vater wandte sich ihr endlich wieder zu und sah ihren Gesichtsausdruck.
    »Jetzt bist du entsetzt. Ich wusste, ich hätte nichts sagen sollen«, murmelte er und schob seinen Stuhl zurück.
    »Das ist es nicht, Vater.« Camille bedeckte den Rest des Tintenfischs schnell mit ihrer Serviette und zog das Ganze auf ihren Schoß. »Es ist nur nicht das angenehmste Thema.«
    »Für keinen von uns«, murmelte er. »Aber ich bin dein Vater, und ich muss betonen, wie wichtig es ist, dass du diese Ehe ernst nimmst. Es gefällt mir nicht, wie du dich in Oscars Nähe aufführst, und er ist viel zu vertraut mit dir. Randall sollte der einzige Mann sein, dem du Aufmerksamkeit schenkst.«
    Ein Brocken schleimiger Tintenfisch in ihrer Kehle war plötzlich sehr erstrebenswert, als ihr Vater ihr forschend in die Augen schaute. Sie hätten die Farbe des Hafens, hatte er ihr oft gesagt, als sie noch klein genug gewesen war, um sich zu einer Kugel auf seinem Schoß zusammenzurollen, während er ihr vor dem Schlafengehen am Kamin Geschichten erzählte. Er hatte die gleichen Augen, aber jetzt wurden sie getrübt von einem Anflug von Misstrauen.
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Oscar ist … einfach Oscar«, sagte sie und hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Lüge. »Ehrlich, diese Heirat klingt in meinen Ohren langsam wie eine Gefängnisstrafe.« Sie durchschnitt eine halbmondförmige Scheibe Papaya mit genug Wucht, dass das Messer kreischend vom Teller glitt.
    »Sei nicht so dramatisch, Camille. Ich wünschte wirklich, du würdest dich nicht gegen diese Heirat wehren. Mir ist dein Widerstreben aufgefallen, und ich mache mir Sorgen, dass Randall es ebenfalls bemerkt haben könnte. Und wenn die Hochzeit abgesagt würde und Randall seine Investitionen zurückzöge …« Er rieb mit plötzlicher Unruhe den Elfenbeingriff seiner Gabel. Camille legte das Messer auf ihren Teller zurück und beugte sich vor.
    »Was würde passieren? Randalls Investition war beträchtlich, ja, aber wir würden auch ohne sie zurechtkommen«, sagte sie und musterte ihn. Die Muskeln in seinen Wangen zuckten. »Nicht wahr?«
    Er vermied es, sie direkt anzusehen, aber als sie nicht lockerließ, gab er nach. »Camille, die Wahrheit ist … die Wahrheit ist, dass ich in den letzten Jahren in Bezug auf meine eigenen Investitionen einige ziemlich schlechte Entscheidungen getroffen habe. Walöl, das nicht geliefert wurde, Firmen, die bankrott gegangen sind, Schiffe, die untergegangen sind.« Er ließ das Kinn auf die Brust sinken und befingerte die Serviette, die auf seinem Schoß lag. »Nein, Camille, wir würden nicht zurechtkommen. Randalls Investition ist das Einzige, was uns über Wasser hält.«
    Ihre Fingerspitzen kribbelten vor Schreck. Sie versuchte zu schlucken, aber ihr klebte die Zunge am Gaumen.
    »Ich habe dich nur deshalb von allem abgeschirmt, weil ich nicht wollte, dass du dir Sorgen machst«, fuhr er fort und fürchtete, dass sie fragen würde, warum er sie im Dunkeln gelassen hatte.
    »Aber ich hätte helfen können, ich hätte …«
    Ihr Vater hob eine Hand. »Es gab nichts, was du damals hättest tun können. Aber jetzt, Camille, siehst du nicht, wie entscheidend deine Rolle ist? Mit Randall ist Rowen & Company wieder solvent. Wenn du dich von ihm abwendest oder ihm einen Grund gibst, sich von dir oder der Firma abzuwenden, sind wir ruiniert.«
    Seine Worte schnürten ihr die Luft ab. Ruiniert. Ihr Vater, sie selbst, von Armut geschlagen. Und ihr Schicksal ruhte allein auf ihren Schultern. Auf ihrer Hochzeit.
    »Weiß Randall das?« krächzte sie.
    »Nein«, antwortete er schnell. »Wenn er es wüsste, wäre er mit seinem Erbe anderswo hingegangen, da bin ich mir sicher. Er darf es nicht wissen. Niemand darf es wissen, wenn du nicht willst, dass unser Name besudelt wird.«
    Wie ein angelaufener Kupferpenny den Finger, der ihn hielt, grün färbte, würden sie von Schande gezeichnet sein, wenn jemand von ihrer verzweifelten Lage erführe. Und Randall. Er wäre zornig, wenn sie ihn hinterginge. Er würde die Hochzeit absagen. Sie würden alles verlieren, und dann würde niemand mehr – nicht einmal

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