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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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anderen Leuten nicht befehlen aufzuhören, mit ihr zu sprechen.
    »Warum nicht?«, fragte sie, und ihr Atem ging ungleichmäßig in einer Mischung aus Zorn und der ruhigen Art, wie Oscar sie angesehen hatte. »Er könnte dich feuern.«
    Er trat von der Reling weg.
    »Wenn er mich feuern will, weil ich mit dir spreche, weil ich dich ansehe …« Er wandte sich auf dem Weg zum Achterdeck noch einmal zu ihr um und hielt ihren Blick fest. »Das Risiko gehe ich ein.«
    Sie schaute voller Ehrfurcht zu, wie Oscar von einem Seemann das Ruder übernahm und sich hinter das große Speichenrad stellte. Er hatte alles riskiert, um mit ihr sprechen zu können, nur um sie ansehen zu können. Sein Mut gab ihr das Gefühl, nicht größer zu sein als ein Einsiedlerkrebs. Sie hatte so schnell und so pflichtschuldig die Bitte ihres Vaters akzeptiert, sich ausschließlich auf Randall zu konzentrieren. Aber sie bedeutete Oscar etwas. Sie bedeutete ihm etwas , und diese eine Wahrheit weckte in ihr den Wunsch, sie wäre mutig genug, ebenfalls alles zu riskieren.
    Eine trügerische Stille breitete sich auf der Christina aus, als die Nacht herannahte. Camille ging die Treppe hinauf, einige Stunden nachdem sie in ihrer Kajüte eine Schale kalten Eintopf gegessen hatte. Sie ging zu Oscar hinüber, der am Ruder stand, hinter dem Teakholzrad, in dessen Mitte ein gehämmertes goldenes Medaillon prangte, das ein Blatt umringt von Sonnenstrahlen zeigte. Es war der einzige leuchtende Schmuck des Schiffs. Die Schwärze des Unwetters war unter die Oberfläche des Wassers gedrungen, und stürmische Winde peitschten das Segeltuch, das den ganzen Tag schlaff heruntergehangen hatte. Camille sagte nichts zu Oscar, als sie ihn erreichte. Worte waren nicht notwendig. Sie konnte den Sturms schmecken. Das Meer erwachte zum Leben.
    »Uns steht eine lange Nacht bevor«, erklärte ihr Vater, als er neben sie trat. Blitze gingen Donnergrollen voran. »Oscar, lass die Leute ihr Ölzeug anziehen. Und wir brauchen alle Hände auf Deck.«
    Er wandte sich zum Gehen, dann drehte er sich noch einmal um. »Camille, geh jetzt nach unten.«
    Sie löste den Blick von dem wogenden Ozean. In dem seltsamen gelben Licht bemerkte sie jede Linie, jede Falte in der Haut ihres Vaters.
    »Ich kann mich auf Deck nützlich machen, zumindest bis …«
    »Geh nach unten. In deine Kajüte«, wiederholte er. Sie ließ die Schultern sinken, als er die Hände um den Mund legte und rief: »An die Brassen! Segel reffen und bergen!« Die Männer auf dem Hauptdeck rannten davon, um die Segel heraufzuziehen und festzuzurren.
    Camille warf einen letzten Blick auf den Himmel, bevor sie nach unten ging. Sie hätte auf Randall hören sollen, als er sie gebeten hatte, in San Francisco zu bleiben. Statt diese letzte Zeit mit ihrem Vater zu genießen, fühlte sie sich inzwischen wie ein unerwünschter Gast. Die kühle, feuchte Luft ließ sie erschauern, als sie den Flur entlang zu ihrer Kajüte ging. Hineingehen und den Sturm aussitzen, indem sie einen ihrer Romane durchblätterte, war das Letzte, wonach ihr der Sinn stand.
    Camille blieb vor ihrer Tür stehen und spähte den Flur entlang. Durch die Kombüse sah sie die geschliffenen Buntglasfenster. Sie war in der Kajüte ihres Vaters stets willkommen gewesen, und er hatte sie eingeladen, sich zu ihm zu setzen und zu lesen oder dort ihre Mahlzeiten und ihren Tee einzunehmen. Aber seit Lahaina hatte sie keinen Fuß mehr in seine Kajüte gesetzt. Warum wollte er nicht, dass sie irgendetwas darüber erfuhr, was oder wer die Abweichung von seinem festgelegten Kurs verursacht hatte? Der Brief, von dem ihr Vater gesprochen hatte, war zweifellos in seiner Kajüte. In einer seiner Schreibtischschubladen, inmitten von Frachtlisten und Rechnungen oder sicher verstaut in seinem in Leder gebundenen Schiffslogbuch. Vielleicht irgendwo in seinem Schreibpult. Seine Heimlichtuerei machte sie umso neugieriger. Warum schwieg er so beharrlich, wenn es nichts mit ihr zu tun hatte?
    Camille schaute über ihre Schulter und suchte den Flur hinter sich ab, aber er war verlassen. Die Männer waren alle oben. Oscar sowieso.
    Ich werde es riskieren , dachte sie.
    Sie biss die Zähne zusammen und holte tief Luft. Es war eine höchstzweifelhafte Idee, warnte sie sich selbst auf dem Weg zur Kapitänskajüte. Sie würde sich beeilen müssen, und sie würde achtgeben müssen, alles genau so zurückzulassen, wie sie es vorgefunden hatte. Die penible Ordnung, die auf dem Schreibtisch

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