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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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und mit einem lauten Platschen ins Wasser fiel.
    Sie legte die Finger um den Becher und starrte blicklos hinein. Sie war wütend auf Oscar. Ihr Vater war immer so stolz auf ihn gewesen. Zuerst, weil er diesen Taschendieb das Fürchten gelehrt hatte, dann wegen der Art, wie Oscar sich so mühelos in das Leben auf See eingefügt hatte. Er vertraute Oscar mehr als seiner eigenen Tochter. Natürlich liebte ihr Vater sie, davon war sie überzeugt, aber sie hatte niemals etwas getan, das ihn wirklich stolz machte. Und jetzt, da sie heiraten und ihn für ein neues Leben verlassen würde, würde sie nie wieder die Gelegenheit dazu haben. Zum Teufel mit Oscar und seinem Wasser. Camille schüttete den Becher zurück in das Fass und ging davon, um sich in der Abgeschiedenheit ihrer Kajüte zu vergraben.

Kapitel 4

    Camille, die auf dem Ausguck saß, einen Arm um den Topmast gelegt, starrte auf den sich kräuselnden grünen Ozean. Der Regen, seit vier Tagen ihr ständiger Begleiter, hatte etwas nachgelassen. Der Wind war ebenfalls abgeflaut, und die Segel hingen schlaff herunter, während die Christina in der Tasmansee dümpelte. Camille war auf den Ausguck geklettert, eine kleine, quadratische Plattform auf halber Höhe des Hauptmastes. Sie trug Hosen statt ihrer gewohnten Röcke. Es wäre zu gefährlich, mit umherflatternden Röcken auf den Masten herumzuklettern.
    Camille beobachtete, wie der größte Teil der Mannschaft zur Treppe schlurfte, um unter Deck ihren Rindereintopf und hartes Brot in Empfang zu nehmen. Sie selbst hatte keinen Hunger. Sie hatte allein gegessen, während die Christina südlich des Äquators an Gruppen spärlich bewachsener Inseln entlanggefahren war, die sich durch den südlichen Pazifik zogen. Ihrem Vater und Oscar war sie so weit wie möglich aus dem Weg gegangen. Nicht einmal die Begegnung mit einem anderen Schiff auf ihrer vielbefahrenen Route oder der Austausch von Briefen und Paketen von Kapitän zu Kapitän hatten es vermocht, ihre schlechte Laune zu zerstreuen.
    Sie blieb entweder in ihrer Kajüte und nähte an der Patchworkdecke, an der sie seit Jahren halbherzig arbeitete, oder sie saß auf Deck, umgeben von steifem Segeltuch, das geflickt werden musste. Wenn ihre Finger müde wurden, öffnete sie eins der Bücher, die sie in der untersten Schublade ihres Sekretärs aufbewahrte, und las bis tief in die Nacht hinein – alles nur, um nicht an das Geheimnis denken zu müssen, das ihr Vater vor ihr verborgen hatte, und daran, wie weh es tat, ausgeschlossen zu sein. Oft ertappte sie sich dabei, wie ihr Blick von den Seiten abschweifte. Dieses Geheimnis um Port Adelaide trieb sie noch in den Wahnsinn.
    »Es wird kein Abendessen mehr übrig sein, wenn du noch länger hier oben bleibst.«
    Oscar streckte den Kopf durch das Einstiegsloch und stützte die Ellbogen auf die Plattform.
    »Es gibt mehr Zwieback auf diesem Schiff als Planken«, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Du solltest herunterkommen. Vor allem, weil das da näher kommt.« Er deutete mit dem Kopf nach Norden. Dunkle Wolken sammelten sich einige Meilen entfernt dicht über der Oberfläche des Wassers.
    »Es zieht vielleicht gar nicht in unsere Richtung.«
    »Das wird es«, versicherte Oscar ihr. »Sollte allerdings nicht schlimm werden. Ist nicht die Jahreszeit dafür.« Er begann, den Hauptmast hinunterzuklettern, und setzte seine Stiefel in die Metallringe.
    »Die Männer sind aufgeregt wegen der Fahrt nach Port Adelaide«, rief Camille, als sein Kopf unter dem Einstiegsloch verschwand. Er kletterte wieder herauf und warf ihr ein zufriedenes Grinsen zu. Er schien zu triumphieren, weil sie aus eigenem Antrieb mit ihm gesprochen hatte. Sie begann, sein Lächeln zu erwidern, riss sich dann jedoch zusammen. Ihrem Vater war aufgefallen, wie sie Oscar ansah, und vielleicht war es Randall ebenfalls aufgefallen. Vor dem Abendessen auf dem Strand von Lahaina, bevor sie erfahren hatte, dass sie vollkommen von Randall abhängig waren, hätte sie die Warnung ihres Vaters, die Hochzeit nicht zu gefährden, vielleicht abgetan. Aber jetzt konnte sie es nicht riskieren.
    »Bist du aufgeregt?«, fragte er.
    Oh, wenn Oscar nur wüsste, was in ihr vorging.
    »Natürlich bin ich das. Mein Vater behandelt mich, als sei ich nicht mehr als ein Mitglied seiner Mannschaft.«
    Oscar schaute zu den dunklen Wolken hinüber. Seine Augen waren von dem hellsten Blau, das Camille je gesehen hatte, und grau, wenn die Sonne hinter Wolken verschwand. Die Jahre,

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