Der Duft des Meeres
Tellern, auf denen sich Eier und Toast türmten.
Camille zog sich einen Stuhl heran und nahm ihm gegenüber Platz. »Feierst du etwas?«, fragte sie.
Ein schelmisches Lächeln malte sich auf seine Lippen und zeigte seine Grübchen. »Nur dass ich eine Nacht lang gut geschlafen habe.«
Sie lächelte, wenn auch nicht ohne Vorbehalt. Was genau war das für ein Mensch, mit dem sie sich zusammengetan hatten? Ein Dieb und ein Brandstifter? Camille legte eine Serviette auf ihren Schoß und nahm sich eine Scheibe gebutterten Toasts.
Oscar war am Abend zuvor erst weit nach Einbruch der Dunkelheit von seinem Spaziergang zurückgekehrt. Sie hatte bereits die Lampen heruntergedreht, die Decken bis an die Ohren hochgezogen und den Kopf in ihrem Kissen vergraben, um nicht mit ihm sprechen zu müssen.
»Oscar.« Ihr Puls beschleunigte sich. »Was ich gestern zu dir gesagt habe, tut mir leid.«
Er richtete seine Aufmerksamkeit weiter auf sein Frühstück.
»Ich wollte nicht so gedankenlos sein. Ich habe nur versucht, deiner Frage auszuweichen.«
Oscar hörte auf zu kauen. »Mir tut es auch leid«, flüsterte er. »Also, was ist das mit Randall, worüber du nicht reden wolltest?«
Die Gabel drohte ihren feuchten Fingern zu entgleiten und sie legte sie auf den Rand des Tellers.
»Es ist einfach … ich habe noch nie mit jemandem darüber geredet. Ich weiß nicht so richtig, wie ich es ausdrücken soll.«
Sie wollte bis über beide Ohren in Randall verliebt sein und ihn nicht einfach nur mögen. Sie wollte Randall nicht heiraten müssen , sie wollte es wollen. Es war ihres Vaters größte Hoffnung für sie gewesen und für die Firma. Das aber konnte sie Oscar nicht erklären, ohne auf die schlechten Finanzen ihres Vaters einzugehen.
Ihre Hand hinterließ einen verschwitzten Abdruck auf dem lackierten Kirschholztisch, als sie sie auf den Schoß zog. Oscar beäugte den verschwindenden Abdruck.
»Was macht dich so nervös?«
Sie rieb sich die inzwischen verheilte Wunde an ihrer Schläfe. Sie tat immer noch weh, aber Camille konnte nicht aufhören, die Narbe zu berühren, wann immer sie an ihren Vater dachte.
»Wenn du bald heiraten würdest, wärst du dann nicht auch nervös?«, fragte sie.
Er nippte an seinem schwarzen Tee und kaute für einen Moment schweigend. »Es gibt keinen Grund, nervös zu sein, wenn man die richtige Person heiratet.«
Camille gab einen Löffel Zucker in ihren Tee. Sie wusste, dass sie niemanden mit ihren Sorgen behelligen sollte, und erst recht keinen Mann.
Oscar hielt eine Gabel voll Ei auf halbem Wege zu seinem Mund in der Luft. »Hast du Zweifel an der Hochzeit? Wenn es so ist …«
Camille würgte ein Stück Toast herunter.
»Nein!«, antwortete sie hustend. »Natürlich nicht.«
Die Haustür schwang auf und ein Windstoß fegte herein. Stiefel scharrten über den Boden, und Camille drehte sich um, um festzustellen, wer so früh am Tag bei Daphne aufgetaucht war. Ihr Herz hämmerte, als die Tür zuschlug. Stuart McGreenery klemmte sich seinen gewölbten Kapitänshut unter den Arm und zog seine weißen Handschuhe aus.
»Ein entzückendes Etablissement«, sagte er. Er zog die Nase kraus und schnupperte. »Ist das Verzweiflung, was ich hier rieche?«
Oscar warf Messer und Gabel auf den Tisch und trat seinen Stuhl zurück. »Haben Sie beschlossen, sich zum Frühstück zu uns zu gesellen?«
McGreenery stürzte auf sie zu und Oscar erhob sich.
»Ich bin gekommen, um herauszufinden, was Sie über das Loch im Rumpf meines Schiffs wissen, Sie unverschämter Bastard«, antwortete McGreenery.
Oscars Wangen zuckten vor Vergnügen. »Warum haben Sie mich nicht mit einer Messerspitze im Rücken auf Ihr Schiff bringen lassen?«
Camille stand auf und schob sich zwischen die beiden Männer. Daphne saß in der Ecke des Empfangszimmers und rollte Zigarren und ihre großen Augen huschten zwischen McGreenery und Oscar hin und her.
»Wir haben die Explosion gehört«, sagte Camille. »Was bringt Sie auf die Idee, wir hätten etwas damit zu tun?«
McGreenery zog sich einen kleinen Schritt zurück und starrte hochmütig auf sie herab. Diesmal sorgte er dafür, dass sein eisiger Blick auf der gleichen Höhe wie ihre Augen war. »Weil es kein Unfall war. Die Explosion wurde vorsätzlich ausgelöst, um mich daran zu hindern, nach Port Adelaide aufzubrechen.«
Camille versuchte, gegen das Zittern ihrer Knie anzukämpfen. »Wir haben die Explosion gewiss nicht ausgelöst. Oscar und ich waren in unserem
Weitere Kostenlose Bücher