Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
Vom Netzwerk:
ihrem Hals geknabbert, und sie hatte darauf gewartet, dass ihre Knie weich wurden. Sie hatte ihn küssen wollen, aber die Gefühle waren nicht gekommen. Camille hatte die Hand hochgerissen, um ihn zu bremsen, und der Ring hatte einen schwellenden, roten Kratzer auf seinem Arm hinterlassen.
    Oscar beobachtete, wie sie um Worte rang, und seine Miene zeigte Besorgnis.
    »Vergiss es«, sagte sie schnell und trat auf einen erhöhten Gehweg, hinaus aus dem Schlamm.
    »Was soll ich vergessen?«
    »Es ist privat.«
    Er ging weiter die Straße entlang und sein Kopf war auf gleicher Höhe mit ihrem.
    »Privat zwischen wem?«
    »Zwischen mir und Randall. Du würdest es nicht verstehen«, antwortete sie und raffte ihren Rock, bevor sie wieder auf die schlammige Straße trat, als der Gehweg endete.
    »Und warum würde ich es nicht verstehen?«, fragte er und klang gekränkt. Daphnes Haus kam in Sicht. Die Luft roch nach bitterem Salzwasser und dem Rauch von Holzfeuer, der aus dem Küchenschornstein aufstieg.
    »Oh, Oscar, du bist ein Seemann. Was könntest du schon über Beziehungen wissen?«
    Soweit Camille wusste, hatte er nie eine Frau umworben. Sie verlangsamte ihren Schritt. Oder hatte er es vielleicht doch getan? Oscar blieb mitten auf dem gepflasterten Gehweg stehen, der zu Daphnes Haustür führte. Er wirkte gekränkt und seine Augen funkelten wütend.
    »Ich entschuldige mich, Miss Rowen , ich habe vergessen, dass einfache Matrosen der Ehe nicht würdig sind. Ist es nicht das, was dein Vater immer gesagt hat?«
    Camilles Wangen brannten. Es war eine Einstellung, von der ihr Vater nie abgewichen war, und sie hatte nicht gewusst, dass er sie auch Oscar gegenüber hatte verlauten lassen. Sie spielte mit den Händen und suchte nach einer Entschuldigung. »Nein, das habe ich nicht gemeint. Aber du bist schließlich Junggeselle.«
    Oscar schüttelte den Kopf, außerstande, ihr in die Augen zu sehen. Sie hatte so herablassend geklungen. Oscar war gut aussehend, jung und ledig und für einen Mann seines Standes hatte er ein beachtliches Einkommen gehabt. Genug, um gleichermaßen große Aufmerksamkeit bei Frauen zu erregen, vermutete sie. Warum war ihr dieser Gedanke bloß nie gekommen?
    Er ging auf die Straße zurück. »Ich werde einen Spaziergang machen.«
    »Oscar, warte …«
    Er drehte sich auf dem Absatz um. »Weißt du, du irrst dich, Camille. Und dein Vater hat sich ebenfalls geirrt.«
    Oscar wandte sich ab und verschwand hinter den Buchsbaumhecken. Camille umfasste mit beiden Fäusten ihren Rock und stapfte die Stufen hinauf, verärgert über ihre achtlosen Worte. Sie war aufgeblasen und arrogant gewesen, und sie hasste es, dass sie ihn verletzt hatte. Sie wand sich innerlich, als sie an seinen verwundeten Blick dachte.
    Als sie die Haustür erreichte, sah sie einen von McGree-nerys Männern hinter der Buchsbaumhecke hervorkommen. Er blieb zögernd in der Nähe des Gehwegs stehen, während der andere Mann weiterging, anscheinend um Oscar zu verfolgen. Camille ging hinein, schlug die Tür zu und hoffte, dass Ira Beam Wort halten würde.
    Mitten in der Nacht wurde Camille von einer ohrenbetäubenden Explosion aus dem Schlaf gerissen. Hatte sie das geträumt, fragte sie sich, als sie die Decken wegschob und aus dem Bett stolperte, immer noch halb benebelt vom Schlaf. Auf dem Boden schälte Oscar sich aus seinen Decken. Schweiß bedeckte ihre Arme und ihren Oberkörper und Staub klebte auf ihrer Haut. Hinter den Vorhängen war ein leuchtend orangefarbenes Flackern zu sehen. Besorgte Stimmen drangen aus dem Empfangszimmer unter ihren Füßen. Als sie den Vorhang beiseitezog, fiel ihr Blick auf ein Schiff im Hafen, das in Flammen stand. Rufe hallten durch die Straße und dunkle Gestalten rannten auf das Inferno zu.
    Sie beobachtete einen kleinen Jungen, der zu dem Feuerturm zwei Gebäude weiter hinaufkletterte und das Seil der Glocke hin und her schwang. Dumpfes Läuten durchdrang die Nacht. Oscar schlug sich eine Hand auf den Mund.
    »Du denkst doch nicht, dass Mr Beam … dass er dahintersteckt«, flüsterte Camille. »Oder?«
    Oscar ließ den Vorhang ohne eine Antwort los. Camille starrte weiter wie unter Schock aus dem Fenster. Denn das brennende Schiff im Hafen war kein anderes als Stuart McGreenerys Tarnkappe .

Kapitel 10

    Am nächsten Morgen hingen die Wolken tief am Himmel und die Ausläufer eines weiteren Sturms auf See suchten das Land heim. In Daphnes Empfangszimmer saß Oscar an einem kleinen runden Tisch mit

Weitere Kostenlose Bücher