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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Frazier
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dem Salon. »Komm.«
    »Aber er ist ohne uns weggefahren! Ich traue ihm nicht über den Weg!«, brüllte sie. Ihr Führer war fort. Ira hatte sie im Stich gelassen.
    »Was sollen wir tun, Oscar?«, fragte sie, als sie auf die Veranda traten, und schaute die Straße hinauf. Staub von dem Wagen und den ihm folgenden Pferden lag in der Luft.
    »Wir werden uns zuerst ein Versteck suchen und sicherstellen, dass sie uns nicht wiederfinden, und dann werde ich …«
    Ein schriller Pfiff übertönte Oscars nächstes Wort. Sie fuhren herum und sahen Ira auf einem ihrer beiden verbliebenen Pferde neben der Veranda sitzen.
    »Sie haben uns doch nicht im Stich gelassen!«, rief Camille.
    »Für was für einen Gauner halten Sie mich denn?«, fragte Ira lächelnd. »Lassen Sie uns aufbrechen, wir haben ungefähr fünf Sekunden Zeit, bevor sie begreifen, dass ich einem Burschen ein paar Pfund bezahlt habe, um mit unserem Wagen davonzufahren.«
    Oscar bestieg von der Veranda aus das zweite Pferd und zog Camille vor sich. Der Beutel mit Bohnen landete schwer auf ihrem Schoß. Sie galoppierten die Straße in die entgegengesetzte Richtung wie die Gebrüder Hesky herunter, und das Gewehr, das Oscar sich quer über die Brust gehängt hatte, schlug Camille in den Rücken.
    Ira bog von der Hauptstraße ab, auf einen Pfad, ähnlich dem, auf den sie gelangt waren, als sie das erste Mal vor den Heskys geflohen waren. Der Wald wurde dichter und der Pfad verdunkelte sich unter dem Baldachin von Ästen und Blättern. Wurzeln und Grassoden überwucherten den steinigen Weg. Sie ritten schnell, und die dicht belaubten Äste und Büsche sausten an ihren Köpfen vorbei und peitschten ihnen auf Arme und Beine, während sie Ira einen steilen Hang hinauffolgten, tiefer in den Wald hinein.
    Camilles Schläfe begann nahe ihrer Wunde zu pulsieren. Die Prellung rund um ihre Narbe war gelb angelaufen und dann zu einem hellen Violett verblasst, aber jetzt hatte sie bei jedem Satz des Pferdes das Gefühl, sie würde wieder röter werden und anschwellen.
    »Wer zur Hölle sind die Gebrüder Hesky?«, brüllte Oscar Ira zu, als der Weg wieder eben wurde. Ira rief über seine Schulter zurück: »Wer zur Hölle ist Lucius?«
    Camille sehnte sich danach, dass der Gewaltritt aufhörte, dass der Sack Bohnen sich ihr nicht länger in den Bauch bohrte und den Drang wachrief, sich zu übergeben. Andererseits wollte sie auch nicht aufhören, Abstand zwischen sich und die Gebrüder Hesky zu legen, wer immer sie waren.
    »Lucius Drake. Er ist ein verräterischer Matrose, der mit uns zusammen den Schiffbruch überlebt hat«, antwortete Camille, als das Gewehr sich einmal mehr in ihr Rückgrat drückte.
    »Nach unserer Ankunft in Melbourne hat er auf der Tarnkappe angeheuert«, fügte Oscar hinzu, dessen Stimme trocken und atemlos vom Ritt war. Der Pfad vor ihnen war eigentlich gar kein Pfad, nur eine schmale Linie von Laub- und Nadelbäumen entlang einer kleinen, kaum benutzten doppelten Furche.
    Ira hob eine Hand und zügelte sein Pferd.
    »Brr, brr.« Er wendete sein Pferd in ihre Richtung. » Tarnkappe ? Das Schiff, aus dem ich einen Krater gemacht habe?« Ira rieb seine halb rasierte Wange. »Nun, das ist nicht gut. Gar nicht gut.«
    Camille drehte sich um und sah zu Oscar auf. Der würzige Duft seiner Haut lenkte sie abermals ab und erschwerte es ihr, sich zu konzentrieren. Er schaute auf sie herab, hielt ihren Blick für einen Moment fest, dann sah er wieder Ira an.
    »Warum ist das nicht gut?«, fragte er. Ira bedeutete ihnen weiterzureiten.
    »Die Gebrüder Hesky sind Bushranger, Gesetzlose, die man anheuern kann«, antwortete er. »Strauchdiebe, der übelste Abschaum in ganz Victoria. Man hat sie von England hierher gebracht, nachdem sie im Gefängnis von Newgate wegen Mord einsaßen.«
    »Und jetzt sind sie frei?«, fragte Camille. Oscar ließ die Schultern kreisen und schaute kurz zu ihr zurück.
    »Es ist nicht meine Schuld, dass die Krone sich dafür entschieden hat, Australien mit Verbrechern zu kolonisieren. Die Gebrüder Hesky verdienen sich hier ihren Lebensunterhalt mit den Dingen, für die man sie in England in Handschellen und Ketten gelegt hat.«
    Ein vereinzelter Sonnenstrahl brach durch die Blätter und blendete Camille für einen Moment. Die hohen Bäume knarrten und wiegten sich in einem kräftigen Wind. Die Blätter drehten sich um und zeigten ihre silbrigen Rückseiten. Regen. Das würde jetzt ihr Glück sein.
    »Lucius hat mir gesagt, McGreenery

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