Der Duft des Meeres
bekleidet auf einem von der Sonne ausgebleichten Felsen saß.
Sie waren seit Tagesanbruch einem schmalen Rinnsal von einem Bach gefolgt und hatten beobachtet, wie er breiter und tiefer wurde, bis sie an eine Felsmulde kamen, die mit klarem blauem Wasser von einem Wasserfall gefüllt war. Das ständige Rauschen des Wassers in nicht allzu weiter Entfernung war genug, um Camilles Geist zu beruhigen. Die bewaldeten Hügel, durch die sie geritten waren, hatten etwas Unbehagliches an sich. Vielleicht war es das sprenklige Licht oder die kühlen Schatten, die mit der Abenddämmerung kamen.
»Kommen Sie, nehmen Sie ein Bad, und wir werden unsere Dame allein lassen, damit sie ebenfalls schwimmen gehen kann.« Ira zwinkerte ihr abermals zu, und sie hatte Mühe, ihre Erheiterung zu verbergen.
Camille wollte tatsächlich schwimmen gehen, wollte die Chance nutzen, sich zu erfrischen, nachdem sie die letzte Woche damit verbracht hatte, vor Oscar auf ihrem gemeinsamen Pferd immer schmutziger und verschwitzter zu werden. Sie hatte diskret an ihren Ärmeln geschnuppert, während sie durch den Wald aufgestiegen waren, und schon bald hatte sie den Unterschied zwischen ihren Ärmeln, Oscars Hemd oder dem Pferd nicht mehr ausmachen können. Sie hatten sich in einen einzigen großen, stinkenden Haufen verwandelt.
Oscar schleuderte die Stiefel von den Füßen. Er zog sein Hemd aus, und bevor sie sich abwenden konnte, sah Camille eine Reihe langer, dünner Narben auf seinem Rücken und seinem Oberkörper, die senkrecht und diagonal verliefen. Nicht von dem Schiffbruch oder einem Ereignis in jüngerer Zeit. Die Wunden waren vollkommen verheilt, und die wulstigen Narben waren weißer als der Rest seiner Haut. Sie sahen aus wie die Spuren einer Peitsche. Wer konnte ihm das angetan haben?
Oscar hatte sein Hemd nie ausgezogen und es wie einige andere Seeleute bei der Arbeit auf der Christina in seine Hosentasche gestopft. Er schämte sich wahrscheinlich wegen der Narben. Im Gegensatz zu einigen der anderen Seeleute, die ihre Hemden anbehielten, um schwabbelige Bäuche zu bedecken, war Oscars Oberkörper glatt, muskulös und, abgesehen von seinen alten Narben, makellos. Camille ertappte sich dabei, dass sie ihn anstarrte, während er seinen Gürtel aufschnallte. Sie neigte den Kopf in Richtung der Bäume und lauschte, während er ins Wasser sprang und sich zu Ira gesellte.
»Ich denke, ich habe gerade das Abendessen entdeckt.« Oscar zeigte auf einen Schwarm Fische, die unter der Oberfläche schwammen.
»Ja, das ist der Hauptgewinn«, rief Ira, und die beiden Männer schwammen mit großen Plänen, einen Stock anzuspitzen und die Fische zwischen ihren Beinen aufzuspießen, auf die Baumlinie zu. Camille legte sich auf ihren ausgebleichten Felsen, um zu warten, dass sie damit an die Reihe kam, in dem Bergteich zu schwimmen. Durch die ungeheure Hitze war sie verschwitzt und staubig, und wann immer sie sich die Lippen leckte, machte der salzige Sand ihr Durst auf das Wasser in ihrer Feldflasche. Sie lauschte, wie sie durchs Wasser spritzten wie zwei Jungen und einander beschimpften, wann immer es den Fischen offensichtlich gelang, sich verstohlen davonzumachen.
Tarnkappe – Verschlagenheit. McGreenery schaffte es mit jedem verstreichenden Tag, sich mehr und mehr in ihre Gedanken einzuschleichen. Die Reparaturen an seinem Schiff müssten in vollem Gang sein, und wenn Ira recht hatte, hatten die Gebrüder Hesky und Lucius längst herausgefunden, dass die Tieflandspur nicht mehr heiß war. Vielleicht hatten sie umgedreht, waren nach Bendigo zurückgekehrt und hatten sich auf den Weg den Hochlandpfad hinauf gemacht.
Camille, Oscar und Ira konnten nur weiter durch die Grampians reisen, den Höhenzug, der auf die Westküste Victorias zuführte, wo Port Adelaide lag. Sobald sie ankamen, blieb das, was als Nächstes geschehen würde, eine Frage der Spekulation. Würde ihre Mutter bereits tot sein? Würde McGreenery sie und die Karte doch als Erster erreicht haben? Camille schnürte sich die Kehle zu, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Was, wenn ihre Mutter den Stein bereits gefunden hatte? Was, wenn alle Kräfte aus dem Umandu herausgesaugt worden waren? Sie lachte beinahe über sich selbst. Kräfte. Oscar hatte recht gehabt, es klang ungeheuerlich.
Die Äste der Bäume um den Bergteich herum raschelten von Vögeln, die miteinander zwitscherten. Ihre eigene kleine Vogelsprache , dachte Camille, als sie die Augen schloss. Sie hieß die
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